Zentralbl Chir 2007; 132(5): 396-399
DOI: 10.1055/s-2007-981267
Originalarbeiten und Übersichten

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Systemische Behandlung des Brustkrebses des Mannes

Systemic Therapy of Male Breast CancerJ. Eucker1 , A. Kühnl1 , K. Possinger1
  • 1Med. Universitätsklinik und Poliklinik mit Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie, Universitätsmedizin Berlin, Charite Campus Mitte
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Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
01. Oktober 2007 (online)

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Zusammenfassung

Die Datenlage zur Bewertung systemischer Behandlungsmaßnahmen beim Brustkrebs des Mannes ist wegen der relativ geringen Inzidenz dieses Tumors sehr dürftig. Prospektive, randomisierte Studien fehlen sowohl in der adjuvanten als auch in der metastasierten Therapiesituation. Retrospektive Analysen umfassen sehr kleine Patientenzahlen, die meist in jahrelangen Erfassungsphasen zusammen gestellt wurden. Prinzipiell bestehen zwischen dem Brustkrebs der Frau und des Mannes hinsichtlich epidemiologischer Daten, zellulären Rezeptorkonzentrationen, genetischer Besonderheiten und Genpolymorphismen erhebliche Unterschiede, sodass es nicht ohne weiteres gerechtfertigt ist, die Behandlungsergebnisse des Brustkrebses der Frau auf das Mammakarzinom des Mannes zu übertragen. Hormonelle Therapieverfahren sind zwar gut wirksam, doch scheint ihre Effektivität möglicherweise aufgrund unterschiedlicher biologischer Faktoren trotz hoher Östrogenrezeptorkonzentrationen etwas niedriger zu liegen als bei der Frau. Der antihormonelle Therapiestandard ist heute der Einsatz von Tamoxifen. Ob die Effektivität einer Tamoxifentherapie einer Orchiektomie gleichzusetzen ist, ist unbekannt. Sie wird allerdings wegen der geringen Toxizität klinisch bevorzugt. Beim Einsatz von Aromatasehemmern ist Vorsicht geboten, da zwar die Aromatisierungsreaktion blockiert wird, nicht aber die 5α-Reduktase, die bei Aromatase-induzierten erhöhten Testosteronkonzentrationen zur vermehrten Bildung von östrogenartig wirkenden Androstandiolen führt. Ob die zusätzliche Gabe von GnRH-Analoga und / oder von 5α-Reduktasehemmern bessere Behandlungsergebnisse erbringt, ist unklar. Durch den kombinierten Einsatz von GnRH-Analoga und Antiandrogenen lassen sich Tumorremissionen bewirken. Vergleiche mit anderen antihormonellen Behandlungsformen bestehen nicht. Geprüft wird gegenwärtig die Wirksamkeit von Fulvestrant, einer Substanz, die zum vermehrten Abbau von Östrogenrezeptoren führt. Zytostatische Therapien scheinen beim Brustkrebs des Mannes ähnlich gut wirksam wie bei der Frau.

Abstract

Due to its low incidence there is only few information on optimal systemic therapy of male breast cancer. There are no prospective randomized trials, neither for early breast cancer nor for advanced stages. Retrospective analyses mostly comprise long-term-data from a small number of patients. In terms of epidemiology, cellular receptors or genetics there exist some significant differences between male and female breast cancer. Therefore, the possibility to extrapolate treatment recommendation for male patients from female breast cancer-trials is limited. Despite a high rate of receptor positivity, hormonal therapy seems to be less efficient in men, possibly due to different biological factors. The current standard in endocrine therapy is tamoxifen. It is not known whether tamoxifen therapy is as effective as orchiectomy, but tamoxifen is favoured because of its low side effects. The use of aromatase inhibitors needs to be considered carefully, since aromatization is blocked, but 5-alpha-reductase increases estrogen-like androstanediole. There might be a benefit from additional therapy with GnRH-analoga respectively 5-alpha-reductase inhibitors, but data is not available yet. Combination of GnRH-analoga and antiandrogens does induce tumor remission, but comparison to other endocrine therapies is still lacking. Currently, the efficiency of fulvestrant, an estrogen receptor destructor, is being examined. Cytostatic therapy seems to be as effective as in female breast cancer patients. Nevertheless, convincing prospective trials for the management of early and advanced male breast cancer need to be performed.

Literatur

Dr. J. Eucker

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