Der Klinikarzt 2007; 36(6): 359
DOI: 10.1055/s-2007-980837
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Chronische Hepatitis-B-Virusinfektion - Neues Nukleosidanalogon verspricht bessere Ansprechraten

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Publication Date:
28 June 2007 (online)

 
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Seit Juni gibt es mit Telbivudin (Sebivo®) ein neues orales Nukleosidanalogon für die Therapie der chronischen Hepatitis-B-Virusinfektion. Laut Prof. Michael P. Manns, Hannover, eignet es sich für die Erstlinientherapie, vor allem von HBeAg-negativen Patienten mit hoher Viruslast, da es eine hohe antivirale Potenz und ein besseres Resistenzprofil als der Standard Lamivudin besitze. PD Thomas Berg, Berlin, betonte zudem die fehlende Wirksamkeit auf HIV: Hiervon profitieren doppelinfizierte Patienten, die eine HBV-, jedoch keine HIV-Therapie erhalten sollen.

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Wirksamkeitsdaten sprechen für sich

In der Zulassungsstudie GLOBE[1] konnte Telbivudin bei vergleichbarer Verträglichkeit die Viruslast stärker und schneller senken als Lamivudin [5]. Nach zwei Jahren lag die Ansprechrate der HBeAg-positiven Patienten unter Telbivudin bei 64 %, während auf Lamivudin nur 48 % der Patienten angesprochen hatten. Zudem fiel die Viruslast bei 56 bzw. 39 % der Behandelten unter die Nachweisgrenze. Bei den HBeAg-negativen Patienten waren die korrespondierenden Werte noch günstiger mit 78/66 % (Ansprechen) bzw. 82/57 % (PCR-Negativität).

Wie Berg hervorhob, hatte das neue Virostatikum zudem sehr niedrige Resistenzraten: Bei negativer PCR nach 24 Wochen entwickelten innerhalb von zwei Jahren nur 2 % der HBeAg-negativen und 4 % der HBeAg-positiven Patienten eine Resistenz [4].

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Wann Interferon, wann Nukleos(t)idanalogon?

Die Therapie der chronischen HBV-Infektion richtet sich unter anderem nach der Viruslast (VL), weil diese über 104 Kopien/ml mit einem erhöhten Risiko für Leberzirrhose [2] oder -karzinom [3] assoziiert ist. Oberhalb dieser Grenze und bei relativ niedriger Viruslast, deutlich erhöhten Transaminasen und positivem HBeAg-Nachweis empfahl Manns, eher (pegylierte) Interferone einzusetzen. HBeAg-negative Patienten mit relativ hoher Viruslast lassen sich hingegen eher mit Nukleos(t)idanaloga behandeln.

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Langfristiges Monitoring ist wichtig

Prof. Stefan Zeuzem, Frankfurt/Main, stellte eine Roadmap vor, nach der das Ansprechen bereits in Woche 12 zu überprüfen ist. Hat sich bis dahin die Viruslast nur um weniger als eine logarithmische Stufe verringert, ist es - eine ausreichende Therapietreue vorausgesetzt - ratsam, den Patienten auf ein anderes, nicht kreuzresistentes Präparat umzustellen [1].

Eine zweite Kontrolle folgt dann in Woche 24. Beträgt die Viruslast zu diesem Zeitpunkt noch über 104 Kopien/ml, empfahl Zeuzem eine Add-on-Therapie. Denn die Hepatitis-B-Virus-Suppression nach 24 Wochen ist ein wichtiger Prädiktor sowohl für das virologische Ansprechen als auch die HBeAg-Serokonversion und die Resistenzrate nach zwei Jahren [3]. Darüber hinaus sind, so Zeuzem, jeweils nach drei bis sechs Monaten weitere Verlaufskontrollen angezeigt. Für eine derartige Patientenführung hält Manns eine enge Kooperation der involvierten Klinik- und Hausärzte für notwendig.

Petra Eiden, Berlin

Quelle: Einführungspressekonferenz "Sebivo®: Virus im Fokus. Neue Perspektiven in der Therapie der chronischen Hepatitis B", veranstaltet von der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

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Literatur

01 Global Leadership & Organizational Behaviour Effectiveness

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Literatur

01 Global Leadership & Organizational Behaviour Effectiveness