Schon seit über zehn Jahren ist bekannt, dass Inkretine wie das Glucagon-like Peptide
1 (GLP-1) die Insulinsekretion abhängig von der Glukosekonzentration steigern und
die Gukagonsekretion hemmen [1], berichtete Prof. Reinhard Bretzel, Gießen. Die Dipeptidyl-Peptidase-4 (DPP-4) baut
dieses Inkretin wieder ab, Sitagliptin (Januvia®) wiederum hemmt diesen Abbau - und
adressiert somit indirekt die Insulin- und Gukagonsekretion. "Erstmals stehen jetzt
mit den DPP-4-Inhibitoren Substanzen zur Verfügung, die bedarfsgerecht die Insulinproduktion
ohne Hypoglykämieneigung anregen", konstatierte Prof. Hellmut Mehnert, München.
Wirkprinzip "Inkretinverstärkung" funktioniert
Wirkprinzip "Inkretinverstärkung" funktioniert
Einen Beleg für dieses Wirkprinzip liefert zum Beispiel eine aktuelle Vergleichsstudie
[3]. Hier hatten Typ-2-Diabetiker deren Blutzuckerspiegel trotz einer Metformintherapie
nicht gut genug eingestellt war, zusätzlich 100 mg Sitagliptin oder 20 mg Glipizid
erhalten. Im Verlauf eines Jahres verringerte sich der durchschnittliche HbA1c-Wert bei beiden Gruppen um fast 0,7 %, wenn der HbA1c-Ausgangswert 7,5 % betragen hatte. Waren die Probanden mit HbA1c-Werten zwischen 9 und 10 % zum Studienstart deutlich schlechter eingestellt gewesen,
reduzierten sich die Werte sogar um nahezu 1,7 %.
Überlegen zeigte sich Sitagliptin bezüglich Sicherheit und Verträglichkeit: Während
unter dem Inkretin nicht nur die Rate an Hypoglykämien, sondern auch alle anderen
Nebenwirkungen auf Placeboniveau lagen, erlebte jeder dritte Patient aus der Sulfonylharnstoffgruppe
eine Hypoglykämie. Zudem legten die Patienten unter der Glipizidtherapie im Studienverlauf
um mehr als 1 kg an Körpergewicht zu, unter Sitagliptin nahmen sie sogar um durchschnittlich
1,5 kg ab.
Günstiger Einfluss auf die Pathogenese?
Günstiger Einfluss auf die Pathogenese?
Möglicherweise hat der Inkretinverstärker auch noch einen weiteren positiven Effekt,
hob Prof. Heinz-Jürgen Rüßmann, Dinslaken, hervor. Denn während sich die Beta-Zellmasse
beim Gesunden dem Körpergewicht anpasst, gehen beim Typ-2-Diabetiker Beta-Zellen progressiv
verloren. Nun nähren Tierversuche die Hoffnung, dass Sitagliptin diese Progression
stoppen könnten [2]. Prof. Bretzel gestand: "Es hat mich in den vergangenen Jahren kein Konzept so begeistert
wie diese Beta-Zellen-Protektion."
Dr. Lutz Retzlaff, Neuss
Quelle: Mittagsgespräch "Januvia®: Inkretinverstärkung - eine neue Option in der modernen
Diabetes-Therapie", im Rahmen des Internistenkongresses in Wiesbaden, unterstützt
von der MSD Sharp & Dohme GmbH, Haar