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DOI: 10.1055/s-2007-980834
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Neues iontophoretisches System - Nichtinvasive patientenkontrollierte Schmerztherapie erleichtert Mobilisierung nach der Operation
Publication History
Publication Date:
28 June 2007 (online)
- Nadelfrei, vorbefüllt und fertig programmiert
- Effektive Akutschmerztherapie verhindert Chronifizierung
- Weniger Prozesskosten
In der postoperativen Schmerztherapie hat sich die patientenkontrollierte Analgesie (PCA) inzwischen etabliert, sowohl aufgrund ihrer überlegenen Wirksamkeit im Vergleich zu der intramuskulären Analgesie als auch, weil Patienten mit dieser Therapieform signifikant zufriedener sind. Mit Ionsys® bietet Janssen-Cilag demnächst die erste nichtinvasive PCA zur Behandlung von Patienten mit mäßigen bis starken postoperativen Schmerzen im Krankenhaus an. Das mit Fentanyl befüllte iontophoretische patientenaktivierte transdermale System (Fentanyl iPATS) ist nicht größer als eine Scheckkarte, schlauchlos und kabellos. So erleichtert es die frühe Mobilisierung der Patienten. Dabei nutzt das neuartige System das Prinzip der Iontophorese und wirkt analgetisch äquivalent wie die intravenöse PCA mit Morphin (i.v.-PCA).
"Das batteriebetriebene System für die Akutschmerztherapie ist einfach in der Anwendung und die Patienten sind damit leichter mobilisierbar", fasste Prof. Stefan Grond, Halle, die wesentlichen Vorteile zusammen. Wie Grond berichtete, war das iPATS in Studien ebenso wirksam und verträglich wie die intravenöse PCA mit Morphin. Mit der einfachen Anwendung waren Pflegekräfte und Patienten sehr zufrieden.

Abb. 1 Auf Knopfdruck gelangt mithilfe der lontophorese eine wirksame Fentanyldosis in die Blutbahn
Nadelfrei, vorbefüllt und fertig programmiert
Ein iPATS besteht aus einem Gehäuse mit einer Dosiertaste und einer LED-Leuchtanzeige. Es ist mit Fentanyl vorbefüllt und vorprogrammiert, sodass sich der Patient pro Stunde maximal sechs Bedarfsdosen à 40 µg applizieren kann. Der Beginn der Wirkstofffreigabe wird akustisch und zudem optisch über eine Leuchtdiode angezeigt. Vor Behandlungsbeginn mit Fentanyl iPATS sollten die Patienten auf ein akzeptables Analgesieniveau eingestellt werden. Grond empfahl, es schon im Aufwachraum aufzukleben.
"Durch die einfache Anwendung des gebrauchsfertigen Systems sind potenzielle Komplikationen der PCA, wie sie beim Befüllen oder Programmieren der i.v.-Systeme auftreten können, von vorneherein ausgeschlossen", so Grond. Den Patienten und Pflegekräften komme das nichtinvasive Verfahren sehr entgegen. "Sie haben im Rahmen einer europäischen iPATS-Studie durchweg gern von dem Angebot einer kabel- und schlauchlosen Analgesie Gebrauch gemacht", berichtete Grond.
#Effektive Akutschmerztherapie verhindert Chronifizierung
Unzureichend behandelte postoperative Schmerzen sind ein wesentlicher Risikofaktor für die Entstehung chronischer Schmerzen. Prof. Esther M. Pogatzki-Zahn, Münster, präsentierte erschreckende Zahlen: Nach Amputationen leidet etwa die Hälfte der Patienten an chronischen Schmerzen. Nicht viel weniger geplagt sind Patienten nach einer Thorakotomie, die zu etwa 40 % chronische Schmerzen angeben.
"Besonders gefährdet sind offenbar Patienten mit starken Schmerzen in der frühen postoperativen Phase", schloss die Anästhesistin. Die Optimierung der perioperativen Akutschmerztherapie gehöre deshalb zu den wichtigsten Prophylaxe-Maßnahmen. Methoden der Wahl sind Regionalanalgesieverfahren ebenso wie patientenkontrollierte systemische Therapien, die jetzt durch das iPATS-System sinnvoll ergänzt werden. Die intravenöse oder eben auch die transdermale patientenkontrollierte Analgesie mit potenten Opioiden komme als Alternative zur patientenkontrollierten Epiduralanästhesie (PCEA) infrage, so Pogatzki-Zahn.
#Weniger Prozesskosten
Laut PD Leopold Eberhart, Marburg, verursacht die postoperative Schmerztherapie mit iPATS einen wesentlich geringeren Aufwand als der Einsatz der intravenösen patientenkontrollierten Analgesie. Dies trage dazu bei, die Prozesskosten in der Klinik zu senken. Der personelle Zeitaufwand verringert sich Eberhart zufolge um bis zu 70 % pro Patient. "Besonders kostengünstig ist das neue System für eine Anwendung über ein bis zwei Tage", sagte der Anästhesist.
Betrachtet man den Einfluss des Einsatzes des Fentanyl iPATS auf das Krankenhausbudget, so führt es möglicherweise zu einer Erhöhung im Medikamentenbudget, entlastet jedoch andere Bereiche - etwa den für die Zentralversorgung, die Chirurgie und den Operationssaal, da hier kein Verbrauchsmaterial für die patientenkontrollierte Analgesie mehr vorgehalten werden muss. Ebenso entfallen Anschaffungs- bzw. Leasingkosten sowie Aufbewahrungs-, Wartungs- und Reinigungskosten in dem Budget für medizinische Geräte und Infrastruktur.
Der optimierte Personaleinsatz kann potenziell die Kosten reduzieren, die durch Überstunden anfallen. Zusätzlich verringert die transdermale Anwendung eventuell das Risiko von Komplikationen, wie sie im Zusammenhang mit invasiven und immobilisierenden Verfahren auftreten können. Dies alles macht iPATS zu einem kosteneffizienten Verfahren, mit dem sich in der postoperativen Schmerztherapie bei wenig Aufwand viel erreichen lässt.
Dr. Beate Grübler, Hannover
Quelle: Satellitensymposium "Postoperative Schmerztherapie: Neue Konzepte" im Rahmen der 54. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Janssen-Cilag GmbH, Neuss

Abb. 1 Auf Knopfdruck gelangt mithilfe der lontophorese eine wirksame Fentanyldosis in die Blutbahn