Verschiede Wirkprinzipien zu kombinieren hat sich in der Therapie kardiovaskulärer
Risikofaktoren, wie der Hypertonie oder der Hyperglykämie bewährt. Bei der Behandlung
der Hypercholesterinämie hat diese Strategie allerdings noch kaum Anhänger. Dabei
eröffnet sich mit der dualen Cholesterinhemmung die Chance, das LDL-Cholesterin leitlinienkonform
auf Werte unter 100 mg/dl oder sogar 70 mg/dl (Hochrisikopatienten) zu senken. Nicht
nur die ambulante Versorgung scheitert dagegen oftmals noch an der alten Hürde von
100 mg/dl.
Einstellung im klinischen Alltag nicht gut genug
Das belegen die brandaktuellen Daten des 2L[1]-Registers 2006. Demnach weisen nur 43,8 % der Patienten mit koronarer Herzkrankheit
(KHK) und 37,9 % der Diabetes- oder pAVK-Patienten (pAVK = periphere arterielle Verschlusskrankheit)
in Kliniken einen LDL-Cholesterinwert von weniger als 100 mg/dl auf (n = 3131). In
kardiologischen Praxen (n = 671) waren die Patienten noch etwas schlechter eingestellt:
Nur 38,2 bzw. 27,2 % der Patienten erreichten Werte unter 100 mg/dl.
Die notwendige Anpassung der Therapie erfolgte mehrheitlich durch eine Dosiserhöhung
des Statins - eine Strategie, die in der Klinik bei 26,9 % der KHK-Patienten und 24,6
% der anderen Risikopatienten und in der Praxis bei 23,9 bzw. 20,9 % der Patienten
gewählt wurde. Die niedergelassenen Kardiologen setzten eher auf eine duale Cholesterinhemmung,
berichtete Dr. Anselm Gitt, Ludwigshafen (5,9 bzw. 9,3 % versus 21,1 bzw. 18,9 %).
Angesichts der steigenden Prävalenz der Risikofaktoren, der Ausdehnung der Behandlungsindikation
auf KHK-Risikoäquivalente und der strengeren LDL-Zielwerte gäbe es also noch deutlich
Luft zur Verbesserung, resümierte Gitt. Es sei nicht nur wichtig zu prüfen, ob Patienten
ein Statin bekommen, sondern die Zielwerte im Blick zu haben.
Strenger Zielwert: keine Illusion
Möglich ist dies mit der Kombination aus einem Cholesterinsynthesehemmer (Statin)
und einem Cholesterinresorptionshemmer (Ezetemib), darauf wies Prof. Dirk Müller-Wiegand,
Hamburg, hin. Denn Ezetemib senkt den Cholesterinwert um zusätzliche 20 %. Als Beleg
hierfür präsentierte Müller-Wiegand die Ergebnisse der VYTAL[2]-Studie: Unter 10 mg Ezetimib/20 mg Simvastatin (Inegy®) erreichten 53,5 %, unter
20 mg Atorvastatin nur 35,0 % den Zielwert. Mit jeweils der doppelten Statindosis
waren es 74,4 versus 55,2 %.
Wiebke Kathmann, München
Quelle: Pressegespräch "Immer niedrigere Zielwerte in den Leitlinien - Sinn oder Unsinn?"
im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie, Veranstalter:
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