Quelle: Giannopoulos S, Kosmidou M, Sarmas I et al. Patient compliance with SSRIs and gabapentin
in painful diabetic neuropathy. Clin J Pain 2007; 23 (3): 267-269
Thema: Zur Behandlung einer schmerzhaften diabetischen Neuropathie werden heute sehr oft
Antikonvulsiva und immer öfter auch selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs)
eingesetzt. Beide Substanzgruppen ermöglichen nachgewiesenermaßen eine effektive Therapie
neuropathischer Schmerzen. Viele Patienten haben jedoch Vorbehalte gegen die Einnahme
dieser Substanzen, nicht zuletzt aufgrund der möglichen Nebenwirkungen. Eine noch
größere Hemmschwelle ist allerdings der Hinweis auf die Zulassung der Substanz als
"Antiepileptikum", der in den Beipackzetteln zu finden ist. Aus diesem Grund ist die
Frage nach der Therapietreue der Behandelten nicht uninteressant.
Projekt: Eine griechische Studiengruppe hat sich jetzt dieser Frage angenommen und parallel
zu den Daten zur Compliance auch die Wirksamkeit und Sicherheit des Antikonvulsivums
Gabapentin und der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Paroxetin und Citalopram
prospektiv untersucht. Hierfür analysierten die Autoren die Daten von 101 Diabetikern
mit mittleren bis starken neuropathischen Schmerzen, die über sechs Monate eines der
drei Medikamente eingenommen hatten.
Ergebnis: Die Effektivität der beiden Substanzgruppen war in dieser Studie vergleichbar gut:
Rund die Hälfte aller Patienten berichteten von einer besseren Schmerzkontrolle (Gabapentin
51 %, SSRIs: 50 %), bei gut 40 % allerdings reduzierten sich die Schmerzen nicht (Gabapentin:
40,5 %, SSRIs: 43,5 %).
Jedoch waren die Patienten unter Paroxetin und Citalopram zufriedener und äußerten
weniger Bedenken wegen potenzieller Nebenwirkungen als Patienten, die Gabapentin einnahmen
(p < 0,05). Dies spiegelt sich auch in der Compliance der Patienten wieder: Während
immerhin 93,5 % der SSRI-Patienten mindestens 75 % ihrer Medikation eingenommen hatten,
war diese Rate bei den Patienten, die Gabapentin erhielten, mit 82,9 % deutlich niedriger.
Fazit: Auch wenn die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmenhemmer derzeit noch nicht zu den
First-line-Medikamenten zur Behandlung der diabetischen Polyneuropathie zählen, eine
Alternative für die Behandlung mit Gabapentin sind sie allemal. Dies schließen die
Studienautoren aus den Daten ihrer zugegebenermaßen kleinen Studie. Doch der Hinweis
auf die bessere Lebensqualität und die höhere Compliance der Patienten unter SSRIs
hat - bei vergleichbarer Effektivität - sicherlich ein großes Gewicht.
Schlüsselwörter: schmerzhafte diabetische Neuropathie - SSRIs - Anikonvulsiva - Wirksamkeit - Lebensqualität
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