Glykoproteine spielen eine wichtige Rolle im Immungeschehen, ihre Bedeutung für Allergien
wurde erst in den letzten Jahren entschlüsselt. Friedrich Altmann fasst in seinem
Review Geschichte und aktuellen Wissensstand zum Thema der CCDs (kreuzreagierende
Kohlenhydratstrukturen) zusammen und setzt sich mit der klinischen Bedeutung auseinander. Int Arch Allergy Immunol 2007; 142: 99-115
Schon lange ist bekannt, dass IgE-Antikörper wesentlicher Bestandteil der allergischen
Reaktion sind. Sie sind spezifisch gegen bestimmte Sequenzen des Allergens (Epitope)
gerichtet. Zusätzlich zum Hauttest gilt ihre Bestimmung als wichtiger Teil der Allergiediagnostik.
Die Höhe der IgE-Konzentration kann außerdem einen Hinweis auf die Schwere der Symptome
geben, was gerade bei lebensgefährlichen Allergien wie der Insektengift- oder der
Erdnussallergie von Bedeutung ist. Allerdings ist die Korrelation zwischen spezifischem
IgE-Spiegel und Schweregrad der Symptome mitunter sehr gering. Wie Altmann ausführt,
kann das teilweise durch CCDs (cross-reactive carbohydrate determinants) erklärt werden:
Etwa 20% der Patienten haben IgE-Antikörper, die an die Kohlenhydratkomponenten der
Proteine binden. Im Gegensatz zu dem spezifischen IgE, das Proteinepitope erkennt,
bewirken diese Anti-CCDs in der Regel keine klinischen Symptome. Strukturelle Basis
der CCDs sind die Mono- saccharide Xylose und Fucose, die in Pflanzen- und Insektenglykoproteinen
enthalten sind und wesentliche Immundeterminanten darstellen. Altmann diskutiert verschiedene
Hypothesen, die erklären, warum CCDs keine Symptome auslösen, u. a. gibt es verschiedene
Hinweise auf eine Schutzwirkung durch IgG-Antikörper.
Die Höhe der IgE-Konzentration kann Hinweise auf die Schwere der Symptome geben. Dies
ist besonders bei lebensgefährlichen Allergien wie der Insektengiftallergie wichtig
(Bild: creativ collection).
Bewertung
Das Review gibt eine umfassende Übersicht über die Bedeutung von Kohlenhydratstrukturen
für die Allergiediagnos-tik. CCDs sind dabei mitunter für falsch-positive Ergebnisse
verantwortlich. Gerade der Allergologe tut also gut daran, ein besonderes Augenmerk
auf die Anamnese zu legen: Auf diese Weise können (falsch-) positive Serumergebnisse
schnell relativiert werden. Darüberhinaus ist die Erforschung der CCDs
aber auch von Interesse, um die molekularen Grundlagen der Allergie zu verstehen.
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Referiert und bewertet von V. Liebers, Bochum