Etwa 15-20% der Erwachsenen leiden unter sensiblen Zahnhälsen, die ziehende Schmerzen
bei Nahrungsaufnahme und Zahnpflege verursachen. In den letzten Jahren ist die Nachfrage
nach Spezialprodukten deshalb ebenso gestiegen wie die Zahl der Produktvarianten.
Doch viele Inhaltsstoffe dieser Produkte sind kaum wirksam, einige davon können sogar
schädlich sein. Zu diesem Ergebnis kommen die Experten der medizinisch-wissenschaftlichen
Abteilung von GABA, Spezialist für orale Prävention, in einem internen Bericht. Die
dem Bericht zugrunde liegenden Studien zeigen, dass viele eingesetzte Substanzen weder
die Schmerzen beseitigen noch Zahnhalskaries wirksam vorbeugen können. Viele Zahnpasten
weisen zudem einen viel zu hohen Abrasionswert (RDA) auf, was zu Schäden am freiliegenden
Zahnhals führen kann.
Wirkung oft minimal oder nicht belegbar
Wirkung oft minimal oder nicht belegbar
Die Desensibilisierung schmerzempfindlicher Zähne steht für Zahnarzt und Patient im
Vordergrund. Hierbei kommen unterschiedlichste Substanzen zum Einsatz. So sollen mit
Kalium- oder Strontiumsalzen versetzte Zahnpasten die Schmerzweiterleitung hemmen.
Für ihre überlegene Wirkung gegenüber Standardzahnpasten - beispielsweise mit Natriummonofluorphosphat
- gibt es jedoch keinen eindeutigen klinischen Beleg. Auch die Effektivität von Natriumfluorid
beim Verschluss der reizleitenden Tubuli kann nur als mäßig bezeichnet werden. Die
besten Studienergebnisse zeigen aminfluoridhaltige Zahnpasten. Durch die hohe Oberflächenaktivität
des organischen Fluorids wird eine besonders homogene, gut haftende Calciumfluoriddeckschicht
gebildet, die Dentinkanälchen wirksam und dauerhaft verschließt und so eine Weiterleitung
schmerzhafter Reize verhindert. Diese Eigenschaft führt bei der Desensibilisierung
zu einer deutlichen Überlegenheit aminfluoridhaltiger Produkte gegenüber Produkten
mit Natriumfluorid.
Karies: freiliegende Zahnhälse besonders gefährdet
Karies: freiliegende Zahnhälse besonders gefährdet
Doch die alleinige Thematisierung des Schmerzes bei Dentinhypersensibilität wird von
Experten auch kritisch betrachtet. "Der Schmerz ist lediglich ein Symptom. Durch eine
zu starke Fokussierung auf die Schmerzbekämpfung läuft man Gefahr, die eigentlichen
Probleme aus den Augen zu verlieren: allen voran das der Zahnhalskaries", mahnt Prof.
Ingrid Hoyer von der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Da das freiliegende Dentin
des Zahnhalses wesentlich weniger widerstandsfähig gegen die Säureangriffe der Plaquebakterien
ist als der Schmelz, besteht ein deutlich erhöhtes Kariesrisiko. Vor allem bei älteren
Patienten muss hier das Hauptaugenmerk liegen, denn oft fehlt das Warnsignal Schmerz.
"Viele Produkte für sensible Zähne bieten aufgrund mangelnd wirksamer Inhaltsstoffe
keinen ausreichenden Schutz vor Zahnhalskaries", kritisiert Bärbel Kiene, Leiterin
der medizinisch-wissenschaftlichen Abteilung bei GABA. "So haben Kalium- und Strontiumsalze
nachweislich keinerlei remineralisierenden Effekt, Zinksalze - beispielsweise Zinkcitrat
- wirken weder desensibilisierend noch remineralisationsfördernd und Substanzen wie
Pyrophosphat, Vitamin E oder Vitamin B5 kann man in Bezug auf den Kariesschutz ebenfalls
als wirkungslos bezeichnen." Studien belegen, dass das organische Aminfluorid auch
beim Schutz vor Zahnhalskaries besonders effektiv ist, da es eine sehr hohe Anreicherung
von Fluorid am und im Schmelz bewirkt und ebenso eine hohe Fluoridkonzentration im
Speichel.
Keine Weißmacher bei sensiblen Zähnen
Keine Weißmacher bei sensiblen Zähnen
Echten Schaden können andere Inhaltsstoffe vermeintlicher Spezialprodukte für sensible
Zähne anrichten: stark abrasive Putzkörper. Da das freiliegende Dentin weicher ist
als Schmelz, muss es besonders schonend gereinigt werden, um den empfindlichen Zahnhals
nicht anzugreifen. Deshalb sollte der RDA-Wert einer Spezialzahnpasta für freiliegende
Zahnhälse 40 nicht überschreiten.
Ingrid Hoyer warnt vor irreführenden Produktbezeichnungen: "Die Bezeichnung 'sensitiv'
ist kein verlässlicher Hinweis auf die niedrige Abrasivität einer Zahnpasta. Sehr
günstig ist der für 'elmex SENSITIVE' angegebene RDA-Wert von etwa 30. Im Gegensatz
dazu sind die RDA-Werte bei sogenannten Whitening-Produkten oder Raucherzahnpasten
meist besonders hoch. Sie eignen sich nicht für die tägliche Zahnpflege bei Dentinhypersensibilität.
Generell", rät Hoyer, "sollte man bei der Auswahl von Spezialprodukten für sensible
Zähne darauf achten, dass die Leistungen der Inhaltsstoffe wissenschaftlich dokumentiert
sind."
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der GABA GmbH, Lörrach