Rofo 2007; 179(5): 461-462
DOI: 10.1055/s-2007-979634
88. Röntgenkongress

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Von Bildern und Büchern

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Publication Date:
08 May 2007 (online)

 
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Im Rahmen des 88. Deutschen Röntgenkongresses vom 16.-19. Mai 2007 im Berliner ICC präsentiert Kongresspräsident Prof. Ulrich Mödder gemeinsam mit der Thieme Verlagsgruppe verschiedene Projekte zum Thema "Kunst und Medizin". Mit einer Ausstellung und Vernissage ergänzen die Veranstalter den Kongress um einen außergewöhnlichen Programmpunkt. Prof. Mödder und Thieme greifen damit den traditionellen Dialog von Kunst und Heilkunst aus aktuellem Anlass auf und knüpfen an ein langjähriges, lebendiges Interesse an.

Diese ungewöhnliche Form der Verbindung von medizinischer Fachtagung, Kunst und Verlagswesen erstreckt sich ausschließlich über den Zeitraum des diesjährigen Röntgenkongresses. Im Zentrum des Kunstprojektes stehen mehrere großformatige, eigens dafür entwikkelte Bilder des Berliner Künstlers Thomas Locher. In einem Festvortrag zur Eröffnung des Kongresses widmet sich der Anästhesist Dr. Ralf Scherer außerdem dem Thema "Medizin im Spiegel der zeitgenössischen Kunst". Darüber hinaus stellt die Thieme Verlagsgruppe Bilder aus weiteren Projekten aus, die den Dialog zwischen Medizin und Kunst thematisieren. Ein offener Empfang des Fachverlages bietet Gelegenheit für den persönlichen Kontakt zum Künstler und den Initiatoren der Ausstellung.

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Termine

Festvortrag Dr. Ralf Scherer: Medizin im Spiegel der zeitgenössischen Kunst 16. Mai 2007 um 18.00 Uhr, Glashalle

Thieme-Vernissage: Kunst und Medizin Freitag, 18. Mai 2007 ab 12.00 Uhr, Besprechungslounge

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Beide Seiten begeistert

"Thieme ist seit seinem Bestehen nicht nur daran interessiert, den Dialog zwischen Mensch und Medizin zu fördern, sondern auch den Dialog zwischen Mensch und Kunst. Dieses Projekt mit Prof. Mödder und der Deutschen Röntgengesellschaft ist eine weiteres Beispiel dafür, wie dies gelingen kann", erläutert Verleger Dr. Albrecht Hauff aus Stuttgart. Die Ausstellung auf dem Radiologenkongress ermöglicht Interessierten außerdem, sich umfassend über die NETTER ARTCOLLECTION zu informieren: Die Thieme Verlagsgruppe präsentiert daraus in der Besprechungslounge des Kongresses eine Auswahl großformatiger Originalserigrafien. An diesem Projekt aus dem Jahr 2000 zum Thema Mensch, Leben und Tod hat Thomas Locher ebenfalls mitgewirkt. Während des gesamten Kongresses stehen ausgewählte Arbeiten der NETTER ARTCOLLECTION einzeln oder in individuell zusammengestellten Serien zum Verkauf.

"Die Idee zu dem gemeinschaftlichen Projekt auf dem Röntgenkongress entstand spontan. Sehr schnell war klar, dass beide Seiten sich für dessen Realisierung begeistern würden", freut sich Prof. Mödder. Zudem sei Radiologie die medizinische Wissenschaft, in der das Bild im Mittelpunkt stehe. Durch das Programm der Thieme Verlagsgruppe zieht sie sich spätestens seit den Veröffentlichungen der Experimente von Conrad Wilhelm Röntgen 1896 wie ein roter Faden. Den Hintergrund für das aktuelle Projekt bildet aber vor allem auch die langjährige Beziehung des Verlages zur Kunst: Schon Verlagsgründer Georg Thieme stammte aus einer Familie, die das Interesse an bildnerischer Kunst lebte. Dazu gehörte neben regelmäßigen Ausstellungsbesuchen auch eine ausgewählte Sammlung niederländischer Malerei.

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In keinem Museum zu finden

Unabhängig davon begann in den späten 1940er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts die Verlegerfamilie Hauff - in damals 2. Generation - sich verstärkt für Kunst zu interessieren. Frühe Besuche in Galerien und Museen legten auch hier den Grundstein dessen, was sich später zu einer Leidenschaft entwickeln sollte. Nach dem 2. Weltkrieg waren Bilder erschwinglich und vor allem Expressionisten leicht zu haben. Was mit einem Schmidt-Rotluff begann, steigerte sich nach und nach zu passioniertem Sammeln. Bald schon ergänzten die Verleger die expressionistischen Arbeiten durch zeitgenössische Kunst. Schließlich lösten junge, überwiegend deutsche Künstler die künstlerische Bewegung des frühen 20. Jahrhunderts ab. In den drauffolgenden Jahren entstand eine Sammlung überwiegend abstrakter Arbeiten, die zu diesem Zeitpunkt in keinem Museum zu finden waren. Karl-Georg Pfahler, Günther Kirchberger und Günther Uecker etwa standen damals ganz am Anfang - sie gehören heute zu den angesehensten deutschen Künstlern. Unverändert bis heute findet die Verlegerfamilie Hauff vor allem Gefallen an außergewöhnlichen Arbeiten experimentierfreudiger Künstler, die neue Wege einschlagen.

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Lange Tradition und neue Impulse

Diese Vorliebe spiegelt sich auch in den Arbeiten von Thomas Locher auf dem 88. Röntgenkongress wider. Den neokonzeptuell arbeitenden deutschen Künstler interessieren vor allem die Strukturen hinter den Systemen - in Sprache, Gesellschaft und Medizin. Auch in seinen Arbeiten für den Radiologenkongress beschäftigt er sich unter anderem mit der grammatikalischen Ordnung von Sprache. Seine im Berliner ICC ausgestellten Kunstwerke übersetzen die systematische, sehr gezielte Form der Visualisierung der Radiologie in die individuelle Sprache des Künstlers. Auf diese Weise kommen sich Medizin, bildende Kunst und Verlagswesen in einer außergewöhnlichen Form nahe. Das von Prof. Ulrich Mödder und der Thieme Verlagsgruppe ins Leben gerufene Kunstprojekt gibt damit einer langjährige Tradition neue Impulse und macht sie für den Betrachter erlebbar.

 
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