In Deutschland haben viele Menschen mit Diabetes mellitus Typ 2 trotz einer Insulintherapie
zu hohe Blutzuckerwerte. Grund dafür ist, dass sich Patienten und Therapeuten häufig
zu spät für eine Insulintherapie entscheiden und dann nicht immer die passende Therapieform
wählen. Darauf weist die Deutsche Diabetes-Gesellschaft (DDG) anlässlich der Veröffentlichung
einer aktuellen bundesweiten Studie hin.
Orale Antidiabetika plus Insulin - theoretisch prima!
Wenn Diät und Tabletten den Blutzucker nicht mehr ausreichend senken, spritzen viele
Typ-2-Diabetiker zusätzlich Insulin. In Deutschland erhält jeder fünfte Diabetiker
diese Kombinationstherapie. Im Prinzip ist dies eine ideale Mischung: Die Tabletten
stärken die körpereigenen Insuline, und was fehlt, wird über die Spritzen ergänzt.
Dr. Petra Ott, Dresden, und weitere Wissenschaftler ermittelten in der DIG[1]-Studie jedoch, dass Patienten mit der Kombinationstherapie die schlechtesten Blutzuckerlangzeitwerte
haben.
Die DIG-Studie ist eine repräsentative Stichprobe von 4020 Diabetikern. Sie untersucht,
wie Diabetespatienten in Deutschland versorgt werden und welche Therapieformen am
günstigen für die Blutzuckerwerte sind. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass die
generell gute Versorgung der Patienten durch einen frühen Beginn der Insulintherapie
verbessert werden könnte.
Falsch beraten?
Doch woher kommen diese schlechten Ergebnisse für die Kombinationstherapie in der
Praxis? Zu viele Ärzte zögern den Beginn der Insulintherapie hinaus oder raten zu
einer einmaligen Insulininjektion am Abend, meinen die Autoren der DIG-Studiengruppe.
Eine intensivierte konservative Insulintherapie (ICT) würde die kurzen, aber hohen
Blutzuckerspitzen nach den Mahlzeiten vermeiden. Auch eine abgeschwächte Variante
dieser Behandlungsstrategie, die mahlzeitenbezogene Insulintherapie, wird zu selten
eingesetzt. Dabei spritzen die Diabetiker nach festen Regeln vor den Mahlzeiten ein
kurz wirkendes Kunstinsulin. Doch viele Typ-2-Diabetiker schrecken vor diesen intensivierten
Behandlungsformen zurück, weil sie ihnen zu kompliziert erscheinen.