Zusammenfassung
Ein Fünftel der Betriebe in Deutschland führte nach Angaben von Arbeitsgebern im IAB-Betriebspanel
2004 Maßnahmen zum Schutz oder zur Förderung der Gesundheit der Beschäftigten auf
freiwilliger Basis durch bzw. unterstützte sie finanziell. Der Anteil an gesundheitsfördernden
Betrieben lag in allen ostdeutschen Bundesländern sowie in Bayern, im Saarland und
in Niedersachsen über dem Durchschnitt. Nordrhein-Westfalen befand sich genau im Mittel.
Insgesamt setzte in Ostdeutschland fast ein Viertel und in Westdeutschland knapp ein
Fünftel der befragten Betriebe Gesundheitsförderungsmaßnahmen um.
Die betriebliche Gesundheitsförderung ist gemäß den Auswertungen des IAB-Betriebspanels
sehr unausgewogen nach Bundesländern, aber auch nach einzelnen Wirtschaftsbranchen
und Betriebsgrößenklassen verbreitet. Die betriebliche Gesundheitsförderung konzentriert
sich bisher auf große Betriebe und Konzerne. Eine Unterversorgung an betrieblicher
Gesundheitsförderung ist vor allem in den Klein- und Kleinstunternehmen und ganz besonders
im Gastgewerbe zu konstatieren. In der betrieblichen Gesundheitsförderung dominieren
Krankenstandsanalysen und Befragungen über Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz, die
in rund 9% bzw. 8% der Betriebe genannt wurden. 6% der Betriebe bieten Kurse zum gesundheitsgerechten
Verhalten an. Rund 4% der Betriebe implementierten Gesundheitszirkel und 5% realisierten
sonstige Maßnahmen der Gesundheitsförderung. Weitere Korrelationsanalysen ergeben,
dass in Betrieben mit Betriebs- oder Personalrat die Verbreitung der betrieblichen
Gesundheitsförderung signifikant erhöht war. Der Zusammenhang ist vor allem in kleinenund
mittleren Unternehmen (KMU) stark. In der Längsschnittbetrachtung der IAB-Betriebspanel
2002 und 2004 zeigte sich eine hohe Dynamik in der betrieblichen Gesundheitsförderung.
Einerseits beendete die Hälfte der in 2002 gesundheitsfördernden Betriebe ihr Engagement
in der betrieblichen Gesundheitsförderung bis 2004. Die Nachhaltigkeit bleibt damit
eine der größten Herausforderungen der betrieblichen Gesundheitsförderung. Andererseits
begannen etwas mehr als ein Zehntel der wiederholt befragten Betriebe Gesundheitsförderungsmaßnahmen
in 2004. Der Er-reichungsgrad durch die betriebliche Gesundheitsförderung betrug insgesamt
29% der Betriebe im Längsschnittdatensatz (für die Jahre 2002 und 2004).
Abstract
According to the answers of employers to the representative IAB establishment panel
2004, one-fifth of the companies in Germany voluntarily carried out or financially
supported measures for the protection or promotion of the health and well-being of
their work force. The proportion of health-promoting companies was above average in
all East German federal states as well as in Bavaria, in Saarland and in Lower Saxony.
North Rhine-Westphalia was precisely average. In East Germany, almost one-fourth and
in West Germany just under one-fifth of all companies surveyed carry out health-promoting
measures.Work-site health promotion varies considerably depending on the corresponding
federal states, industrial branches and company sizes. Work-site health promotion
has ,up to now, been concentrated in big companies and groups. An under-representation
of work-site health promotion is observed above all in small and very small companies
and particularly in the catering trade. Work-site health promotion was principally
determined by analyses of sickness leaves and surveys on health protection in the
work place which were mentioned in about 9% and 8% of the companies interviewed. 6%
of the companies provided courses on health-relevant ways of behaviour. About 4% of
the companies maintain health circles and 5% realised other health promoting measures.
Further correlation analyses reveal that in companies with a workers council/staff
council, work-site health promotion was significantly much more common. This correlation
is especially strong in small and medium-size companies.
The longitudinal analysis of the IAB establishment panel 2002 and 2004 reveals much
dynamism in work-site health promotion. On the one hand, half of the companies involved
in work-site health promotion in 2002 had stopped their commitment to work-site health
promotion by 2004. Sustainability remains one of the biggest challenges in work-site
health promotion. On the other hand, a bit more than one tenth of the repeatedly interviewed
companies started health-promoting activities in 2004. According to the longitudinal
data set, altogether 29% of the companies were reached by work-site health promotion
measures (for the years 2002 and 2004).
Schlüsselwörter
IAB-Betriebspanel - Arbeitgeberbefragung - Gesundheitsförderung - Gesundheitsmanagement
- Gesundheitsschutz
Key words
IAB establishment panel - employers' survey - health promotion - health management
- health protection
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Korrespondenzadresse
Dr. A. Hollederer
Landesinstitut für den Öffentlichen Gesundheitsdienst NRW (lögd)
Westerfeldstraße 35-37
33611 Bielefeld
Email: alfons.hollederer@loegd.nrw.de