Suchttherapie 2007; 8(1): 41-42
DOI: 10.1055/s-2007-970413
Kasuistik

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Intramuskulärer Beikonsum von Retardiertem Morphin bei Ambulanter Opiatsubstitution mit Buprenorphin

Intramuscular Co-Consumption of Retarded Morphine in Substitution Treatment with BuprenorphineS. Giacomuzzi 1 , M. Pavlic 2 , K. Libiseller 2 , Y. Riemer 1
  • 1Univ. Klinik f. Psychiatrie Innsbruck- Ambulanz für Abhängigkeitserkrankungen, Medizinische Universität Innsbruck
  • 2Institut für Gerichtliche Medizin Innsbruck, Medizinische Universität Innsbruck
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Publication Date:
04 April 2007 (online)

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Einleitung

Das Opioid Buprenorphin ist seit einigen Jahren in der Substitution Opiatabhängiger zugelassen und stellt inzwischen eine Alternative zu Methadon, dem immer noch gültigen konventionellen Standard der Substitutionstherapie, dar [6]. Buprenorphin verfügt über einen anderen pharmakologischen Wirkmechanismus als reine Opiate und hat als partieller Agonist/Antagonist ein unterschiedliches Wirkprofil [3] [4] [5] [7] [8]. Verschiedene Studien belegen, dass Buprenorphin daher eine geringere physische Abhängigkeit erzeugt als etwa volle μ-Agonisten wie Morphin und auch aufhellende und antidepressive Eigenschaften besitzt [9]. Darüber hinaus zeigt Buprenorphin günstige Eigenschaften bei der Therapie opiatabhngiger Frauen in der Schwangerschaft [2] [10]. Weitere Vorteile einer Buprenorphinsubstitution liegen in der vergleichsweise geringen Toxizität dieser Substanz, die zudem aufgrund ihrer Wirkungsweise bei einem zusätzlichen Opiatkonsum Entzugserscheinungen auslösen soll [10]. An der Ambulanz für Abhängigkeits-erkrankungen der Medizi-nischen Universität Innsbruck werden in der Zwischenzeit rund 25% aller betreuten Patienten mit Buprenorphin substituiert. Die bisherigen Erfahrungen zeigten einen grundsätzlich positiven Effekt auch im Vergleich zu Methadon [14].

Seit mehreren Jahren können in Österreich Patientinnen auch mit retardierten Morphinen substituiert werden. Seit 1999 ist für diese Indikation das Präparat Substitol retard® zugelassen, in dem Morphin als Morphinsulfatpentahydrat gebunden vorliegt. Ähnliche Produkte sind unter den Namen Kapanol®, Vendal®, Mundidol® oder Compensan® erhältlich. Diese retardierten Morphinpräparate werden unter Kontrolle an die Süchtigen abgegeben und zeigen eine ausrei-chende Wirkungsdauer über 24 Stunden. Befürworter der Substitution mit Morphinsulfaten führen im besonderen die Verminderung der mit Methadon zusammenhängenden somatischen Nebenwirkungen sowie die Verminderung des Konsums illegaler Drogen ins Feld. Eigene Erfahrungen zeigen jedoch, dass retardierte Morphine in Österreich gehäuft am Schwarzmarkt angeboten werden und nicht selten als Folge eines unerlaubten Beikonsums in Harnproben nachgewiesen werden. Typischerweise werden dabei die Kapseln eröffnet und der Inhalt erhitzt, durch Filter aufgezogen und intravenös konsu-miert.

Derzeit existieren wenige Mitteilungen aus der Praxis zum Beikonsumverhalten bzw. Substanzmissbrauch von Buprenorphin und retardiertem Morphin. Im Folgenden soll daher ein Fallbeispiel geschildert werden, das ein ungewöhnliches Vorgehen im Rahmen eines Substanzmissbrauchs bei Substitution mit Buprenorphin verdeutlicht.

Literatur

Korrespondenzadresse

S. Giacomuzzi

Univ. Klinik f. Psychiatrie

Ambulanz für Abhängigkeitserkrankungen

Anichstr. 35

6020 Innsbruck

Österreich

Email: Salvatore.giacomuzzi@uibk.ac.at