Die Hersteller von Koronarstents fürchten, dass bei Magnetresonanztomografie (MRT)-Untersuchungen
Dislokationen oder Thrombosen der Stents auftreten könnten. Daher empfehlen Sie, damit
bis 8 Wochen nach der Implantation zu warten, wenn eine Endothelialisierung anzunehmen
ist. M. R. Patel et al. überprüften nun, ob eine MRT vor diesem Zeitraum eine Gefahr
darstellt.
Radiology 20006; 240: 674-680
In ihre retrospektive Untersuchung schlossen die Autoren Patienten mit akutem Myokardinfarkt
ein, denen ein Koronarstent implantiert worden war und die sich relativ kurze Zeit
nach dem Eingriff (≤ 14 Tage, Median 3 Tage) einer MRT des Herzens unterzogen hatten.
Zum Vergleich bildeten die Autoren eine Kontrollgruppe aus Patienten, die aus dem
gleichen Grund Stents erhalten hatten, jedoch keine MRT-Untersuchung. Der kombinierte
Endpunkt der Studie bestand aus der Gesamtmortalität sowie der Rate an Reinfarkten
oder Revaskularisationen nach 30 Tagen und nach 6 Monaten.
In der Studiengruppe waren 66 Patienten mit einem medianen Alter von 56 Jahren, davon
17 Frauen und 49 Männer. Insgesamt 97 Stents waren in dieser Gruppe implantiert worden,
von denen 38 (39%) Medikamente freisetzten. Die Kontrollgruppe bildeten 124 Patienten
(mittleres Alter 58 Jahre, 29 Frauen und 95 Männer) mit insgesamt 197 Koronarstents
(11% drug-eluting, n = 21).
Studien- und Kontrollgruppe nicht signifikant unterschiedlich
Zwischen beiden Gruppen gab es nach 30 Tagen keinen statistisch signifikanten Unterschied
bezüglich des kombinierten Endpunktes. Dieser war in der Studiengruppe bei einem (2%)
und in der Kontrollgruppe bei 8 Patienten (6,5%) aufgetreten. Zu Todesfällen war es
dabei in der Studiengruppe nicht gekommen, von den Kontrollen waren 2 Patienten (1,6%)
gestorben. Nach 6 Monaten war die Wahrscheinlichkeit eines ereignisfreien Überlebens
in der Studiengruppe 91,2% und in der Kontrollgruppe 83,7%.
Fazit
Eine MRT des Herzens, die kurze Zeit nach Implantation eines Koronarstents durchgeführt
wird, birgt anscheinend keine Gefahr. Das Risiko kardiovaskulärer Ereignisse ist dabei
gering und mit dem von Patienten vergleichbar, die keine MRT-Untersuchung erhalten,
so die Autoren.
Dr. Johannes Weiß, Bad Kissingen