Tibiakopffrakturen sind Verletzungen, die überwiegend infolge von Hochrasanztraumen
entstehen. Nach Verkehrs- (dash board injury) und Arbeitsunfällen sowie bei polytraumatisierten
Patienten ist der Anteil von Frakturen in diesem Bereich besonders hoch. Aber auch
bei Frauen höheren Alters und schwerer Osteoporose tritt diese Fraktur nach häuslichen
Unfällen gehäuft auf.
Die primäre Diagnostik umfasst die Anamnese des Unfallmechanismus, die klinische Untersuchung
mit Prüfung der Durchblutung, des neurologischen Status und des Weichteilschadens
der Extremität sowie die Bildgebung mittels konventionellen Röntgenaufnahmen des Kniegelenkes
in den 2 Standardprojektionen.
Ziel der Therapie ist die anatomische Reposition und übungsstabile Retention des Tibiakopfes.
Andernfalls resultieren Spätfolgen wie Bewegungseinschränkungen und eine posttraumatische
Gonarthrose.
Tibiakopffrakturen werden heute nahezu ausschließlich operativ durch interne Osteosynthesen
versorgt. Die konservative Therapie ist nur bei nicht dislozierten stabilen Frakturen
sowie knöchernen Bandausrissen in Abhängigkeit von Größe und Dislokation des Fragmentes
zu diskutieren. Die operative Versorgung muss aufgrund der Vielzahl der Frakturtypen
mit unterschiedlicher Stabilität frakturadaptiert erfolgen. In den letzten Jahren
werden zunehmend winkelstabile Implantate über minimalinvasive Zugänge eingesetzt.
Darüber hinaus kommen konventionelle Schraubenosteosynthesen, Abstütz- und Antigleitplatten
zur Anwendung.
Für eine erfolgreiche Rehabilitation ist neben der Lagerung, abschwellenden Maßnahmen,
Thromboembolieprophylaxe und suffizienter Schmerztherapie die unmittelbare Mobilisation
unter Teilbelastung an Unterarmgehstützen und Bewegungstherapie erforderlich. Das
funktionelle Ergebnis wird entscheidend durch die frühfunktionelle Physiotherapie
beeinflusst.
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Dr. Julia Heinzmann
Universitätsklinikum Homburg/Saar
Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie
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