Radiologie up2date 2007; 7(3): 183-202
DOI: 10.1055/s-2007-966814
Abdominelle und gastrointestinale Radiologie

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Radiologische Diagnostik bei Dünndarmerkrankungen

Radiological diagnosis of small bowel diseasesJ.  Wessling, W.  Heindel
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Publication Date:
25 September 2007 (online)

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Zusammenfassung

Die MDCT und MRT besitzen neben dem etablierten konventionellen Enteroklysma einen festen Stellenwert in der Dünndarmdiagnostik. Der Beitrag liefert eine Übersicht über Technik und Indikationsspektrum sowie Vor- und Nachteile dieser Techniken. Anhand einer Auswahl relevanter Dünndarmerkrankungen werden charakteristische bildmorphologische Befunde, Tipps und Tricks bei der Befundung sowie der aktuelle Stellenwert der Untersuchungsverfahren erläutert.

Abstract

In addition to conventional enteroclysma, MDCT and MRT are valuable methods for diagnosing small bowel diseases. This article provides an overview of the techniques, indication spectrum, and advantages and disadvantages. Characteristic morphological image findings, diagnosing tips and tricks, and the current value of the examination procedures are explained on the basis of a selection of relevant small bowel diseases.

Kernaussagen

Bildgebende Verfahren und Untersuchungstechniken

  • Die radiologische Dünndarmdiagnostik umfasst als etabliertes Standardverfahren das konventionelle Enteroklysma. Insbesondere in gastroenterologischen Zentren werden das sog. CT-Enteroklysma („CT-Sellink”) und MR-Enteroklysma (Kontrastmittelapplikation über nasojejunale Sonde), alternativ die sog. Hydro-MRT (Kontrastmittelgabe oral) eingesetzt.

  • Das Enteroklysma ermöglicht eine kontinuierliche Darmfüllung mit übersichtlicher Darstellung aller Darmschlingen in akzeptabler Untersuchungszeit. Indikationen sind die Abklärung von entzündlichen Darmerkrankungen, Tumorsuche, Malabsorption, Obstruktionen, unklare gastrointestinale Blutungen sowie Erhebung eines postoperativen Status.

  • Beim CT-Enteroklysma wird die Abdomen-CT während der kontinuierlichen Methylcellulosegabe (mit oder ohne Gastrografin) in Mehrschicht-Spiral-Technik durchgeführt. Vorrangige Indikation ist die Abklärung eines akuten Abdomens.

  • Beim MR-Enteroklysma wird der gewünschte Kontrast im Lumen durch komplexe physikalische Eigenschaften des Kontrastmittels bestimmt. Bislang anerkannte Indikation ist die Primärdiagnostik und Verlaufskontrolle des Morbus Crohn.

    Dünndarmanatomie in der Bildgebung

  • Im konventionellen Enteroklysma können die Länge und die Dichte der Falten bestimmt werden, die Wanddicke dagegen nur indirekt.

  • Im CT-Enteroklysma sind die Darmabschnitte (anhand einer gedachten diagonalen Linie), die Faltendichte und die Wanddicke (ohne den feingeweblichen Aufbau) beurteilbar.

  • Im MR-Enteroklysma stellt sich die Wand in der T1w Aufnahme mit intermediärem bis hypointensem Signal im Vergleich zu Skelettmuskulatur dar, in der T2w Aufnahme leicht signalreicher als Skelettmuskulatur. Die verschiedenen Darmwandschichten sind im Gesunden nicht suffizient abgrenzbar.

Dünndarmpathologie in der Bildgebung

  • Primäre Neoplasien des Dünndarms (60 % maligne) befallen bevorzugt das Duodenum bzw. proximale Jejunum und das distale Ileum. Vorwiegend intraluminal wachsende primäre Darmtumoren sind am sichersten mit dem Enteroklysma beurteilbar. Insbesondere bei sekundären (Metastasen und Peritonealkarzinose) sowie exoenterisch wachsenden Tumoren ist das MR-Enteroklysma oder das CT-Enteroklysma die Methode der Wahl und dem Enteroklysma überlegen.

  • Die meisten entzündlichen Darmerkrankungen sind akute Enteritiden, die keine Indikation für eine Dünndarmbildgebung darstellen. Beim Morbus Crohn zeigt das Enteroklysma Frühveränderungen an der Mukosa und Submukosa am besten, während das CT- und MR-Enteroklysma insbesondere bei fortgeschrittenen Stadien einschließlich möglicher Komplikationen wie Fistel- und Abszessbildung dem Enteroklysma überlegen ist.

Literatur

Dr. med. Johannes Wessling

Institut für Klinische Radiologie

Universitätsklinikum Münster

Albert-Schweitzer-Str. 33

48129 Münster

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