Abb. 1 Das Team der Diaklinik der Hautklinik Ludwigshafen mit Gästen aus München.
Zeckenbissfieber
Zeckenbissfieber
C. Schulz
Zusammenfassung
Das Zeckenbissfieber ist bei Europäern ein unerwünschtes Reiseandenken aus den
Tropen. Die typische Klinik ermöglicht die Diagnose und eine erfolgreiche Therapie.
Abstract
Tickbite fever in Europeans is an unwelcome souvenir from journeys in tropical
countries. The typical clinical presentation leads to the diagnosis and a successful
therapy.
53-jähriger Patient
Anamnese : Nach der Rückkehr aus einem Urlaub in Südafrika entwickelte der Patient innerhalb
weniger Stunden ein nicht juckendes Exanthem am gesamten Integument ([Abb. 2 ]). Während des Auslandsaufenthaltes hatte er einen Insektenstich am linken Knie
bemerkt.
Abb. 2 Makulopapulöses Exanthem bei Zeckenbissfieber.
Allgemeinbefund: Es fanden sich febrile Temperaturen sowie eine Vergrößerung der inguinalen Lymphknoten.
Die übrige körperliche Untersuchung erwies sich als unauffällig, keine bekannten
Grunderkrankungen.
Hautbefund: Makulopapulöses Exanthem an Stamm und Extremitäten. Am linken Knie fand sich
eine livide Makula mit zentraler Kruste ([Abb. 3 ]).
Abb. 3 Typische Läsion am Knie (Tâche noire).
Diagnostik: Bei der initialen Vorstellung erwiesen sich die IgG- und IgM-Antikörper gegen
Rickettsia conorii als negativ. In der folgenden Kontrolle sechs Wochen später
war eine Serokonversion nachweisbar.
Therapie und Verlauf: Unter der Therapie mit 2 × 100 mg Doxycyclin per os über 10 Tage kam es zu einer
Abheilung der Hautveränderungen und zu Fieberfreiheit.
Kommentar: Rickettsiosen stellen eine wichtige Differenzialdiagnose unklarer Exantheme bei
Reiserückkehrern dar [1].
Die Übertragung erfolgt durch verschiedene Arthropoden, typischerweise kommt es
hierbei zu einer dunklen Verfärbung im Bereich des Insektenstiches, die auch als
Tâche noire bezeichnet wird [2]. Da der Nachweis entsprechender Antikörper erst
mehrere Wochen nach der Infektion gelingt, muss die Diagnose klinisch gestellt
werden [3]. Die Therapie der Wahl ist die Gabe von Doxycyclin, alternativ können
auch Gyrasehemmer sowie Makrolidantibiotika eingesetzt werden [4].
Literatur
Literatur
1 Voigtländer V, Kirschstein W. Zeckenbißfieber (Fièvre boutonneuse): Beitrag zur Differentialdiagnose infektiöser
Exantheme. Akt Dermatol 1985; 11 : 47 - 48
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concepts. Clin Microbiol Rev 2005; 18 : 719 - 756
Multilokuläre Erythemata migrantia
Multilokuläre Erythemata migrantia
K. Niedergethmann
Zusammenfassung
Multilokuläre Erythemata migrantia treten aufgrund hämatogener oder lymphogener
Streuung als seltene Manifestationsform einer kutanen Borreliose auf, hier bei
einem jungen Mädchen.
Abstract
Multiple erythema migrans-like lesions are a sign of hematogenous or lymphogenous
spread of cutaneous borreliosis, here in a child.
9-jähriges Mädchen
Anamnese : Zwei Wochen vor der Vorstellung in unserer Klinik kam es an Gesicht, Stamm und
Extremitäten zu multilokulären Erythemen mit zentrifugaler Ausbreitung.
Ein Zeckenstich war nicht erinnerlich.
Allgemeinbefund: Bei der körperlichen Untersuchung präsentierte sich die junge Patientin in einem
guten Allgemein- und Ernährungszustand mit einem unauffälligen körperlichen
Untersuchungsbefund. Kein Juckreiz. Systemische Symptome wie Fieber, Krankheitsgefühl
oder Infektzeichen fanden sich nicht.
Hautbefund: Am Stamm mammär beidseits, am rechten Oberarm und an den Oberschenkeln randbetonte
Erytheme mit zentraler Abblassung, makulöses Gesichtserythem ([Abb. 4 ] u. [5 ]).
Abb. 4 Klinischer Ausgangsbefund, Erythema chronicum migrans, Brust.
Abb. 5 Klinischer Ausgangsbefund, rechter Oberarm.
Borrelien-Serologie: Mittels quantitativem ELISA und spezifischem Immunoblot Nachweis von IgM- sowie
IgG-Antikörpern gegen B. Burgdorferi.
Therapie und Verlauf: Unter einer zweiwöchigen Therapie mit Amoxicillin in einer täglichen Dosierung
von 50 mg/kg Körpergewicht bildeten sich die Erytheme innerhalb weniger Tage
vollständig zurück. Es traten auch im weiteren Verlauf keine neurologischen, arthritischen
oder kardiologischen Krankheitssymptome auf.
Kommentar: Die Borreliose ist die häufigste vektorübertragene Infektion im Kindesalter,
bei etwa der Hälfte der Patienten ist kein Zeckenstich erinnerlich. Dabei kommt
es in 2,6 - 5,6 % zur Infektion bei geringer Wahrscheinlichkeit einer klinischen
Manifestation (Manifestationsindex 0,3 - 1,4 %) [1].
Im Frühstadium der Infektion besteht eine serodiagnostische Lücke, es lassen sich
nur in 50 - 80 % IgM-, seltener IgG-Antikörper nachweisen. Daher sollte die Therapie
bereits bei klinischem Verdacht eingeleitet werden.
Kutanes Leitsymptom der Borreliose ist das Erythema migrans (80 %) auch im Kindesalter.
Es tritt nach 3 bis 32 Tagen (im Mittel 7 bis 10 Tage) lokalisiert auf und entspricht
dem Stadium I der Erkrankung [2].
Zur multilokulären Manifestation kommt es bei 2 bis 18 % der Patienten im Sinne
einer frühen hämatogenen oder lymphogenen Streuung. Bei dieser disseminierten
Frühinfektion, entsprechend Stadium II, kann es in bis zu 37 % zu assoziierten
systemischen Symptomen kommen. Hier sind unter anderem Fieber, Kopfschmerzen,
Meningismus, Arthritiden und Karditiden zu benennen [3].
In einer Studie von Arnež et al. sind 553 Kinder mit solitärem Erythema migrans
(333) und multiplen Erythemata migrantia (220) untersucht und verglichen worden.
Es zeigte sich unter anderem, dass die Kinder mit multiplen Erythemata migrantia
jünger waren (4,5 versus 6,5 Jahre) und seltener ein Zeckenstich bemerkt wurde
(25 % versus 46 %) bei längerer Inkubationszeit (22 versus 13 Tage) [4].
Die Standardtherapie der Frühinfektion erfolgt beim Erwachsenen mit Doxycyclin
2 × 100 mg/ Tag und im Kindesalter, wie bei unserer Patientin, gewichtsadaptiert
mit Amoxicillin 50 mg/kg Körpergewicht/Tag über 10 bis 20 Tage. Als Reserveantibiotika
stehen Cefuroxim (2 × 500 mg/ Tag) über 10 bis 20 Tage und Azithromycin (2
× 250 mg) über 5 bis 10 Tage zur Verfügung. Die Heilungsrate ist bei rechtzeitiger
Behandlung im lokalisierten und disseminierten Frühstadium sehr groß (85 -
100 %) [1].
Literatur
Literatur
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1815 - 1819
3 Krischer S, Ott H, Barker M, Frank J, Erdmann S. Multilokuläres Erythema chronicum migrans bei Borreliose. Klin Pädiatr 2004;
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4 Arnež D, Pleterski-Rigler D, Lužnik-Bufon T, Ružic-Sabljić E, Strle F. Children with multiple erythema migrans: are there any pre-treatment symptoms
and/or signs suggestive for central nervous system involvement? Wien Klin Wochenschr
2002; 114: 524 - 9
Kutane Leishmaniose
Kutane Leishmaniose
S. Brück
Zusammenfassung
Die kutante Leishmaniose ist eine Protozoonose und wird in südlichen Ländern von
Sandmücken übertragen. Sie ist einer spezifischen Therapie gut zugänglich.
Abstract
Cutaneous leishmaniasis is a protozoan infection of southern countries, transmitted
by sandflies. A specific therapy is available.
64-jähriger Patient
Anamnese: Seit 4 Monaten litt der Patient an einer nässenden, juckenden Plaque an der rechten
Schulter. Das Allgemeinbefinden war abgesehen von einem gelegentlichen „fiebrigen
Gefühl” nicht eingeschränkt. 10 Monate zuvor verbrachte der Patient einen
Urlaub auf Sizilien. Unter lokalen Therapiemaßnahmen (Iruxol®-Salbe, Fucidine-Salbe®)
und einer oralen Antibiose mit Doxycyclin konnte keine Besserung des Hautbefundes
erreicht werden.
Hautbefund: An der rechten Schulter fand sich eine ca. 5 cm durchmessende, exsudative, krustös
belegte Plaque ([Abb. 6 ]). Der übrige Hautbefund war unauffällig.
Abb. 6 Exsudative, krustige Plaque an der rechten Schulter.
Abb. 7 Narbiger Restbefund 12 Monate nach der Therapie der kutanen Leishmaniose.
Diagnostik:
Histologie: Es zeigt sich eine massive lymphoplasmazelluläre Entzündung mit
reichlich Leishmaniapartikeln (H & E, Giemsa-Färbung).
PCR aus EDTA-Blut: Kein Nachweis von Leishmanien-DNA.
Diagnose: Kutane Leishmaniose der Alten Welt.
Therapie und Verlauf: Zunächst erfolgte ein lokaler Therapieversuch mit 15 % Paromomycin in Vaselinum
album über 4 Monate, zum Teil unter okklusiver Anwendung. Hierunter kam es zu
einer deutlichen Verkleinerung und Abflachung der Plaque, jedoch zu keiner vollständigen
Abheilung. Die Therapie wurde auf periläsionale Injektionen von Meglumin-Antimonat
(Glucantime®) umgestellt. Insgesamt wurden 5 Injektionen in wöchentlichem Abstand
appliziert. Nach Beendigung der Therapie zeigte sich eine Abheilung der Plaque.
Als Residuum blieb eine leicht hypopigmentierte Narbe zurück ([Abb. 7 ]).
Kommentar: Die kutane Leishmaniose wird durch Sandmücken übertragen und tritt weltweit mit
einer Prävalenz von etwa 12 Millionen Erkrankungsfällen auf [2]. Als lokale
Therapieverfahren kommen die Anwendung von Paromomycin-haltigen Externa, periläsionale
Injektionen von 5-wertigen Antimonverbindungen, Kryotherapie, Hitzeanwendung und
Exzision in Frage [2, 4]. Zuletzt wurde auch über eine erfolgreiche Anwendung
der photodynamischen Therapie (PDT) berichtet [1]. Zur systemischen Therapie können
ebenfalls Antimonverbindungen sowie u. a. liposomales Amphotericin B, Azolantimykotika
und Pentamidin verwendet werden [2, 6].
Literatur
Literatur
1 Asilian A, Davami M. Comparison between the efficacy of photodynamic therapy and topical paromomycin
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Morbus Still des Erwachsenen (Adult Onset Still's Disease)
Morbus Still des Erwachsenen (Adult Onset Still's Disease)
A. T. Ha
Zusammenfassung
Unklare, rezidivierende Fieberschübe können erhebliche diagnostische Probleme
verursachen. Erst das abendliche, flüchtige Exanthem erlaubt die Diagnose eines
Morbus Still, hier bei einem Erwachsenen.
Abstract
Relapsing fevers of unknown origin can pose a tremendous diagnostic problem. The
fleeting exanthema which appears in the evenings, leads to the diagnosis of adult
onset Still's disease.
45-jährige Patientin
Anamnese: Bei der 45-jährigen Patientin traten seit 6 Monaten rezidivierende Fieberschübe
bis 40 °C und Arthralgien, zunächst in den Hand-, Knie- und Sprunggelenken,
später auch in den Fingergelenken auf. Hinzu kamen Halsschmerzen und ein abendlich
auftretendes, flüchtiges Exanthem. Unter dem Verdacht auf einen Infekt wurde eine
antibiotische Therapie durchgeführt, jedoch ohne Erfolg. Es traten im Verlauf
rezividierende Fieberschübe mit Exanthem und Arthralgien auf, die durch eine hochdosierte
Urbasontherapie erstmalig gebessert wurden.
Allgemeinbefund: Reduzierter Allgemeinzustand. Unauffällige Vorgeschichte und Familienanamnese.
Orientierende körperliche Untersuchung ohne Auffälligkeiten.
Hautbefund: Flüchtige, lachsfarbene makulo-urtikarielle Erytheme an den streckseitigen Extremitäten
([Abb. 8 ]). Lymphknoten inguinal vergrößert palpabel.
Abb. 8 Flüchtiges, urtikarielles, lachsfarbenes Exanthem (Oberschenkel).
Labor und apparative Diagnostik: Leukozytose mit Linksverschiebung. Ferritin initial über 4000 ng/ml, im Verlauf
336 ng/ml. Rheumafaktoren negativ, Anti-dsDNA-Antikörper negativ, ANA 1 : 40 (leichtgradig)
erhöht.
Sonografisch Nachweis einer Splenomegalie. Röntgen-Thorax unauffällig. Kein Hinweis
für einen akuten Infekt.
Therapie und Verlauf: Klinischer Befund, Anamnese und Untersuchungsergebnisse führten uns zu der Diagnose
eines M. Still des Erwachsenen. Da eine Reduktion der Urbasondosis bisher nicht
unter 16 mg/d möglich war, leiteten unsere Rheumatologen eine Basistherapie
mit Methotrext (MTX) 20 mg/Wo ein. Zunächst wurde die aktuelle Urbasondosis beibehalten.
Nach 8 Wochen wurde die Dosis in 2-mg-Schritten pro Woche reduziert und ausgeschlichen.
Bei der Vorstellung nach 18 Monaten unter der Basistherapie mit MTX 20 mg/Wo traten
erneute Gelenkschwellungen (bis auf eine geringe Morgensteifigkeit), Fieber oder
Exantheme nicht mehr auf.
Kommentar: Beim M. Still des Erwachsenen handelt es sich um eine seltene Unterform der juvenilen
chronischen Arthritis mit systemischer Manifestation (Erstbeschreibung durch Still
1897). 1971 publizierte Bywaters über Erkrankungsfälle bei Erwachsenen [1].
Die Pathogenese ist weiterhin unklar [2]. Neben Erkrankungen rheumatischer Genese
müssen differenzialdiagnostisch eine Urtikariavaskulitis, virale und bakterielle
Infekte, Malignome, Autoimmunerkrankungen und allergische Arzneimittelreaktionen
erwogen werden [5].
Leitsymptome des M. Still des Erwachsenen sind das charakteristische lachsfarbene,
flüchtige Exanthem, das meist zusammen mit dem abendlichen Fieberschub auftritt
sowie Arthralgien. Entsprechend der diagnostischen Kriterien von Yamaguchi et
al. (1992) (Sensitivität 96,2 %, Spezifität 92,1 %) sind für die Diagnosestellung
fünf Kriterien notwendig, wobei mindestens zwei Hauptkriterien erfüllt sein müssen
([Tab. 1 ]) [6]. Nicht selten liegt eine Hyperferritinämie vor. Ferritinwerte über 10 000
ng/ml stellen ein weiteres wegweisendes diagnostisches Kriterium dar [4].
Die Therapie sollte dem Schweregrad der Erkrankung und dem individuellen Verlauf
angepasst werden. Therapeutisch kommen nichtsteroidale Antirheumatika und Kortikosteroide
in Betracht. Bei chronischen Verläufen muss eine Basistherapie (z. B. MTX, Leflunomid,
Ciclosporin) in Erwägung gezogen werden [3].
Tab. 1 M. Still - Diagnostische Kriterien
Hauptkriterien
- Fieberschübe > 39°C, > 1 Woche - Arthralgien > 2 Wochen - abendliches makulöses lachsfarbenes Exanthem - Leukozytose (10 000/µl) > 80 % Neutrophile
Nebenkriterien
- Pharyngitis - Lymphadenopathie und/oder Splenomegalie - erhöhte Transaminasen und/oder LDH - RF und ANA negativ
Ausschlusskriterien
- Infektionen (insb. Sepsis und Mononukleose) - Malignome (insb. Lymphome) - andere Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises
Literatur
Literatur
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3 Fujii T, Akizuki M, Kameda H, Matsumura M, Hirakata M, Yoshida T, Shinozawa T,
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Skleromyxödem Arndt-Gottron
Skleromyxödem Arndt-Gottron
J. C. Hassel, R. Bergner, V. Voigtländer
Zusammenfassung
Das Skleromyxödem Arndt-Gottron ist eine kutane Muzinose mit schlechter Prognose.
Die Therapie ist häufig unbefriedigend. Bei dem vorgestellten Patienten führte
eine Cyclophosphamid-Stoßtherapie zu einer Befundstabilisierung.
Abstract
The scleromyxedema of Arndt-Gottron is a cutaneous mucinosis with poor prognosis.
Therapy usually remains unsatisfactory. The presented patient stabilized under
pulse therapy with cyclophosphamide.
69-jähriger Patient
Anamnese: Seit einem œ Jahr hat der Patient eine Rötung mit Juckreiz an der gesamten Haut
bemerkt, die am Gesäß und den Ellenbeugen begonnen hat. Zudem seien axillär die
Haare ausgefallen, bei normaler Kopfbehaarung. Die Finger sind geschwollen und
in ihrer Beweglichkeit so weit eingeschränkt, dass ein Faustschluss nicht mehr
möglich ist. Auch habe er seine Zahnprothese nicht mehr einsetzen können, da die
Mundöffnung deutlich reduziert sei. Seit 3 Monaten klagt er zudem über Dysästhesien
in den Fingern. Bereits seit einem Ÿ Jahr bestehen Gelenkschmerzen an Händen,
Knien, Hüften und den Füßen.
An Vorerkrankungen sind eine koronare Herzerkrankung, eine Struma sowie eine benigne
Prostatahyperplasie bekannt.
Untersuchungsbefund: Die gesamte Haut ist deutlich gebräunt und erscheint infiltriert und verdickt,
sodass sie am Rücken große Falten wirft ([Abb. 9 a ] ). Über den Fingern liegt sie straff, ein Faustschluss ist nicht vollständig
möglich. Die Mundöffnung ist auf 4 cm reduziert, das Gesicht wirkt maskenartig.
Am Körper sowie auch axillär fehlt die Behaarung. An der Stirn sowie den Ohrrückseiten
bestehen stecknadelkopfgroße hautfarbene Papeln ([Abb. 9 b ] ). Die Sensibilität der Hände und Füße ist distal reduziert. In der neurologischen
Untersuchung bestätigte sich der Verdacht auf ein Karpaltunnelsyndrom, eine
Polyneuropathie konnte nicht nachgewiesen werden. Die orientierend internistische
Untersuchung zeigte abgesehen von einem reduzierten Allgemeinzustand keinen pathologischen
Befund.
Abb. 9 Klinisches Bild mit verdickter in große Falten gelegter Haut am Rücken (a ) und muzinösen Papeln an den Ohrrückseiten (b ).
20 MHz-Hautsonografie: Die Dermis zeigte eine Dicke von 2,4 mm in den Ellenbeugen bis 4,5 mm am Rücken.
Lymphknotensonografie: Dermopathische Lymphknoten axillär und inguinal. Kein Anhalt für Lymphome.
Histologie: Epidermis mit basaler Hyperpigmentierung, Dermis diffus verdickt, Fibroblasten
vermehrt. Kollagenfaserbündel unregelmäßig angeordnet und verdickt, dazwischen
abgelagertes Muzin in der gesamten Dermis, z. T. als Konglomerat mit Ausbildung
von Papeln (Alzianblau +). Mildes perivaskuläres lymphozytäres Infiltrat. Zudem
findet sich eine Adnexatrophie und Abflachung der Retezapfen ([Abb. 10 a, b ]).
Abb. 10 Histologischer Befund in der HE-Färbung (a ) sowie der Alzianblaufärbung (b ).
Direkte Immunfluoreszenzhistologie: Fleckförmige Ablagerungen von IgG in der Dermis.
Laborbefunde: TSH und fT4 im Normbereich. Biklonale Gammopathie Typ IgM und IgG Lambda; IgG
auf 732 mg/dl erhöht; ANA 1 : 80, Profil negativ.
Knochenmarksbiopsie : Geringgradige Plasmozytose mit fraglicher Leichtkettenrestriktion für Lambda,
vereinbar mit monoklonaler Gammopathie unklarer Signifikanz.
2-Phasen-Skelettszintigrafie: Arthritis der Kniegelenke (retropatellar) sowie des rechten Hand- und Metakarpalgelenkes
des Mittelfingers
Therapie und Verlauf: Zunächst wurde der Patient mit UVA1-Bestrahlungen behandelt, die jedoch ohne
Effekt blieben. Auch aufgrund der Arthritiden wechselten wir auf eine Therapie
mit Hydroxychloroquin in einer Dosierung von initial 600 mg tgl., die wir schrittweise
auf eine Dosis von 200 mg tgl. reduzierten. Überlappend wurde zu Beginn mit 20
mg Prednisolon behandelt und schrittweise ausgeschlichen. Unter dieser Therapie
war das Hautbild stabil, es konnte jedoch keine Verbesserung erreicht werden,
sodass wir nach 2 Monaten 6 Zyklen einer Cyclophosphamid-Stoßtherapie nach Austin
(750 mg/m² Körperoberfläche) verabreichten. Hierunter kam es zu einer deutlichen
Abnahme der Hautdicke mit Verbesserung der Handbeweglichkeit ([Tab. 2 ]). Im Anschluss nahmen wir die Hydroxychloroquin-Therapie (200 mg tgl.) zur Erhaltung
des Hautbefundes wieder auf, aufgrund der zunehmenden Gelenkbeschwerden in Kombination
mit Diclofenac 75 mg 2 × tgl. p. o.
Kommentar: Das Skleromyxödem Arndt-Gottron wurde 1954 erstmals beschrieben [1] und gehört
in die Gruppe der primären dermalen Muzinosen. Die Ätiologie ist weitgehend
unklar, bei fast allen Patienten findet man eine monoklonale Gammopathie meist
ohne assoziiertes Plasmozytom. In der direkten Immunfluoreszenzuntersuchung können
Ablagerungen von IgG in der Dermis nachgewiesen werden. Diese sollen möglicherweise
pathophysiologisch für eine erhöhte Aktivität und Vermehrung der Fibroblasten
verantwortlich sein, die zu einer vermehrten Ablagerung von Glykosaminoglykanen
in der Dermis sorgen und damit zu der massiven Hautverdickung führen [2].
Die Therapie des Skleromyxödems ist außerordentlich schwierig. In der Literatur
wurden Erfolge mittels oralen Glukokortikoiden, Immunsuppressiva wie dem Ciclosporin
[3], aber auch Zytostatika wie Melphalan, Methotrexat und Cyclophosphamid beschrieben
[4]. Auch tiefreichende UV-Bestrahlungen wie PUVA und UVA1-Therapie sollen einen
positiven Effekt haben. Einzelfallberichte betreffen Therapieversuche mit Plasmapherese,
Photopherese und intravenösen Immunglobulinen [5]. Erst 2003 wurde über die gute
Wirksamkeit von Hydroxychloroquin bei 4 Patienten mit Skleromyxödem berichtet
[6], sodass wir uns nach erfolgloser UVA1-Bestrahlung aufgrund des günstigen
Nebenwirkungsprofils zunächst für diese Therapie entschieden. Bei unserem Patienten
scheint diese Therapie geeignet, den Hautzustand stabil zu halten, eine Rückbildung
der Hautdicke und Verbesserung der Mobilität erreichten wir jedoch erst durch
eine Cyclophosphamid-Stoßtherapie.
Literatur
Literatur
1 Arndt G, Gottron HA. Skleromyxödem (eine eigenartige Erscheinungsform der Myxothesaurodermie) Arch
Derma Syph 1954; 199 : 71 - 91
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Matucci Cerinic M. Intravenous immunoglobulins control scleromyxoedema. Ann Rheum Dis 2002;
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6 Terheyden P, Becker JC, Lurz C, Kahaly GJ, Bröcker EB. Treatment of scleromyxoedema with hydroxychloroquine. JDDG 2003; 1 : 30 - 45
Tab. 2 Klinischer Verlauf. Angabe der Dermisdicke nach Messung mit Hilfe der 20-MHz-Hautsonografie
Zeitpunkt
vor Therapie
nach 2 Monaten Hydroxchloroquin
nach 3 Zyklen Cyclophosphamid
nach 6 Zyklen Cyclophosphamid
nach 3 Monaten Hydroxychloroquin
Rücken
4,5 mm
4,0 mm
3,8 mm
3,5 mm
3,5 mm
Ellenbeuge
2,4 mm
2,5 mm
1,6 mm
1,7 mm
1,9 mm
Persistierende ulzeröse Herpes simplex-Infektion bei chronisch lymphatischer Leukämie
(CLL)
Persistierende ulzeröse Herpes simplex-Infektion bei chronisch lymphatischer Leukämie
(CLL)
S. Mavridou
Zusammenfassung
Bei immunsupprimierten Patienten können Hautinfektionen in ungewöhnlichen Manifestationen
auftreten. Eine Herpes simplex-Infektion bei einem Patienten mit Leukämie, die
als persistierendes Ulkus unter der Nase auftrat, konnte nach korrekter Diagnosestellung
erfolgreich therapiert werden.
Abstract
Immunocompromised patients with infectious diseases of the skin might present
with unusual manifestations. A herpes simplex infection in a patient with leukemia
appeared as a persistent ulcer below the nose. After correct diagnosis, therapy
was performed successfully.
81-jähriger Patient
Anamnese : Seit 6 Wochen bestehendes Ulkus am Philtrum. Begleitend kam es zu einer Rötung
und Schwellung der Nase. Eine systemische Antibiose über Wochen unter der Verdachtsdiagnose
eines Erysipels erbrachte keine Besserung. Bekannt war eine CLL, die mit Flutarabin®
behandelt wurde.
Untersuchungsbefund : Ca. 1,5 cm großes Ulkus am Philtrum, Rötung und Schwellung der Nase und der
Oberlippe ([Abb. 11 ]).
Abb. 11 Ausgangsbefund.
Diagnostik : Laboruntersuchungen: Erythrozyten 2,9/pl, Hb 10,0 g/dl, Thrombozyten 138/nl,
Lymphozyten 69 %, BSG 91 mm/h, CRP 0,7 mg/dl.
Epikutantestung: unauffällig.
Immunfluoreszenztest: Herpes I positiv, Herpes II negativ.
HSV-Serologie: IgG 1 : 19 000, IgM neg.
Therapie und Verlauf : Aciclovir 5 mg/kg KG i. v. 1 - 1 - 1 über 10 Tage, lokal: Fucidine Salbe®,
darunter vollständige Rückbildung der Rötung und Schwellung der Nase und Oberlippe,
Abheilung des Ulkus am Philtrum ([Abb. 12 ]).
Abb. 12 10 Tage nach Behandlungsbeginn.
Kommentar: Herpes simplex Virusinfektionen bei immunsupprimierten Patienten zeigen häufig
atypische Morphologien, Lokalisationen und Verläufe. Sie werden daher oft fehldiagnostiziert
und über lange Zeit auch fehlbehandelt [2, 3]. Zudem weisen sie eine hohe
Rezidivfreudigkeit auf. Ein schnelles und kostengünstiges Nachweisverfahren stellt
der Immunfluoreszenztest dar. Die Serologie spielt nur bei der Diagnostik einer
Erstinfektion mit Herpes simplex Virus eine Rolle [3]. Therapie der Wahl ist immer
noch die intravenöse Therapie mit Aciclovir, die zu einer schnellen Abheilung
führt. Für Aciclovir-resistente Herpes simplex-Virusinfektionen steht der Wirkstoff
Foscarnet zur Verfügung [1].
Literatur
Literatur
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3 Gross G, Doerr HW. Atypical herpes simplex virus type 2 manifestation on the hand. Hautarzt 2001;
52: 807 - 811
Lupus vulgaris
Lupus vulgaris
N. Schindera
Zusammenfassung
Wird eine Diagnose nicht kritisch hinterfragt, wird die gezielte Therapie verzögert.
Nach wiederholten Abszessspaltungen konnte bei einem nepalesischen Patienten die
Diagnose eines Lupus vulgaris gesichert werden. Eine spezifische Behandlung wurde
eingeleitet.
Abstract
If a diagnosis is not validated, specifc therapy is delayed. After repeated incisions
of abscesses in a Nepalese patient, the diagnosis of lupus vulgaris was confirmed.
A specific therapy was initiated.
39-jähriger Patient
Anamnese: Der Patient stammt aus Nepal, lebt aber seit vielen Jahren in Deutschland. Seit
2005 bestanden schmerzhafte Hautveränderungen an den Fußsohlen. Zunächst wurden
diese als Warzen behandelt. Im weiteren Verlauf kam es zur Abszessbildung. Die
Abszesse wurden mehrfach in Vollnarkose inzidiert. Zudem traten Schwellungen von
Schulter, Ellenbogen und Kleinfinger auf sowie rötliche, subkutane Knoten, die
eine gelbliche Flüssigkeit absonderten.
Hautbefund: Massive Schwellung und Rötung des linken Kleinfingers ([Abb. 13 ]), ebenso Schwellung der rechten Schulter ([Abb. 14 ]). An der rechten Ferse zeigte sich ein subkutaner, zentral exulzerierter Knoten
mit putrider Flüssigkeit ([Abb. 15 ]). Mehrere erythrosquamöse Plaques fanden sich am rechten Daumen, der linken
Ferse und der rechten Schulter.
Abb. 13 Stark geschwollener Kleinfinger der rechten Hand.
Abb. 14 Massive ödematöse Schwellung der rechten Schulter.
Abb. 15 Abszedierender Knoten an der rechten Ferse und Narben nach multiplen Inzisionen.
Histologie: Suppuratives Granulom. Vereinbar mit Lupus vulgaris.
Mikrobiologie: Kultureller Nachweis von Tuberkulosebakterien. PCR positiv. Typ: Mycobacterium
tuberculosis.
Labor: Leukozytose von 14/nl. Neutrophile Granulozyten erhöht auf 80 %. Mikrozytäre
Anämie. BSG und CRP erhöht. Anti-HIV-1/2: negativ.
CT Thorax: Multiple z. T. einschmelzende Lymphknoten mediastinal und axillär bds.
Therapie: Unter einer antituberkulösen Therapie mit einer Kombination aus Isoniazid, Rifampicin,
Pyrazinamid und Streptomycin kam es zu einer kompletten Abheilung der Hautläsionen.
Kommentar: Die jährliche weltweite Inzidenz der Tuberkulose beträgt 8 - 9 Millionen, 95
% davon in der Dritten Welt. Die Hauttuberkulosen spielen mit einem Anteil von
weniger als 0,5 % eine vergleichsweise kleine Rolle [2]. Trotzdem sollte man gerade
bei chronischen, therapieresistenten Hautveränderungen, insbesondere bei Patienten
aus Entwicklungsländern, an eine Tuberkulose denken bzw. diese ausschließen.
Die Behandlung der kutanen Tuberkulose ist identisch mit der Therapie einer Organtuberkulose.
An eine Initialphase, in der mit einer Vierfach-Kombination aus Isoniazid, Rifampicin,
Pyrazinamid und Ethambutol über 8 Wochen behandelt wird, schließt sich eine Stabilisierungsphase
(Therapie mit Isoniazid und Rifampicin) über vier Monate an [3]. Neben der Chemotherapie
ist bei isolierten Herden auch eine operative Therapie (Exzision) bzw. eine Kryotherapie
möglich [1].
Literatur
Literatur
1 Barbagallo J. Cutaneous Tuberculosis. Diagnosis and Treatment. Am J Clin Dermatol 2002; 3:
319 - 328
2 Sammain A. Lupus vulgaris - ein Verlauf über mehr als 20 Jahre bis zur Diagnosestellung.
JDDG 2006; 4: 958 - 960
3 Greinert U. Tuberkulose - gegenwärtige Therapieprinzipien. Internist 2003; 44: 1394 -
1405
Lipödem der Kopfhaut
Lipödem der Kopfhaut
C. Löser
Zusammenfassung
Das seltene Lipödem der Kopfhaut ist eine ungewöhnliche Erkrankung unklarer Ursache,
die hauptsächlich bei afrikanischen Frauen auftritt.
Abstract
Lipedematous scalp is a unusual condition of unknown cause and appears mainly
in african women.
51-jährige Patientin
Anamnese: Seit 3 Jahren leidet die Patientin unter starken Schmerzen am behaarten Kopf,
besonders im Liegen. Außerdem ist eine zunehmende Schwellung der Kopfhaut aufgetreten.
Die Patientin stammt aus Eritrea, hat Deutschland aber seit 20 Jahren nicht mehr
verlassen.
Allgemeinbefund: Guter Allgemein- und Ernährungszustand. Bekannter Diabetes mellitus. Unauffällige
Vorgeschichte und Familienanamnese. Orientierende körperliche Untersuchung ohne
Auffälligkeiten.
Hautbefund: Flächige, weiche Substanzvermehrung am Kapillitium, vor allem parietal, die auf
Verschieben wie eine Cutis verticis gyrata imponiert ([Abb. 16 ]). Tastbefund wie bei einem flächigen Erguss ([Abb. 17 ]).
Abb. 16 Demonstration der Verschieblichkeit der Kopfhaut.
Abb.17 a, b Demonstration des Ödems durch seitlichen Druck.
Histologie: Massive Verbreiterung des subkutanen Fettgewebes. Die strukturell unauffälligen
Haarfollikel sind vollständig von Fettgewebe umgeben. Keine Entzündungsreaktion.
In der PAS-Färbung kein Hinweis auf Bakterien oder Pilzelemente.
Mikrobiologie: Kein Nachweis von pathogenen Keimen oder Pilzen aus bioptisch gewonnenem Gewebe.
Sonografie: In der 20-MHz-Sonografie frontal und parietal Verbreiterung der Subcutis auf
ca. 1 cm.
Kommentar: Das Lipödem der Kopfhaut ist eine seltene Erkrankung, die vor allem bei afrikanischen
Frauen auftritt [1]. Dabei kommt es zu einer isolierten Vermehrung des subkutanen
Fettgewebes am behaarten Kopf [4]. Dies kann mit einer Alopezie verbunden
sein [2, 5]. Die Pathogenese ist unklar und die Therapie daher symptomatisch [3].
Literatur
Literatur
1 Lee JH, Sung YH, Yoon JS, Park JK. Lipedematous scalp. Arch Dermatol 1994; 130: 802 - 803
2 Martin JM, Monteagudo C, Montesinos E, Guijarro J, Llombart B, Jorda E. Lipedematous scalp and lipedematous alopecia: a clinical and histologic analysis
of 3 cases. J Am Acad Dermatol 2005; 52: 152 - 156
3 Piraccini BM, Voudouris S, Pazzaglia M, Rech G, Vicenzi C, Tosti A. Lipedematous alopecia of the scalp. Dermatol Online J. 2006; 12: 6
4 Scheufler O, Kania NM, Heinrichs CM, Exner K. Hyperplasia of the subcutaneous adipose tissue is the primary histopathologic
abnormality in lipedematous scalp. Am J Dermatopathol. 2003; 25: 248 - 252
5 Yasar S, Mansur AT, Goktay F, Sungurlu F, Vardar Aker F, Ozkara S. Lipedematous scalp and lipedematous alopecia: report of three cases in white
adults. J Dermatol 2007; 34: 124 - 130