Einleitung
Die Akne hat im jugendlichen Alter eine Prävalenz von bis zu 80 % [1]. Die typischen klinischen Veränderungen der Akne, d. h. seborrhoische Haut, Komedonen,
Papeln, Pusteln, Knoten und Zysten, sind auch Nicht-Dermatologen gut bekannt. In den
letzten Jahren haben sich die Kenntnisse der Pathogenese dieser Erkrankung deutlich
erweitert. Es stehen zahlreiche sehr gut wirksame Behandlungsmöglichkeiten der verschiedenen
Akneformen zur Verfügung, so dass die Akne nicht einfach nihilistisch ertragen werden
muss. Im Folgenden werden aktuelle pathogenetische und therapeutische Aspekte zusammengefasst.
Pathogenese
Die Acne vulgaris entsteht im Talgdrüsenfollikel durch ein komplexes Zusammenspiel
von starker Seborrhoe, einer Verhornungsstörung im Sinne einer Retentions- und Proliferationshyperkeratose
im Infrainfundibulum des Talgdrüsenfollikels, einer mikrobiellen Besiedelung mit Propionibacterium acnes sowie Entzündungsreaktionen. Es wurde in den letzten Jahren nachgewiesen, dass diese
Entzündungsreaktionen in der Pathogenese der Akne-Effloreszenzen sehr früh auftreten
und offenbar schon bei der Entstehung der Mikrokomedonen beteiligt sind [2].
Genetische Faktoren
Offensichtlich spielen bei der Akne-Entstehung genetische Faktoren eine große Rolle.
Dies resultiert aus der Beobachtung, dass die Größe und Aktivität der Talgdrüsen,
der Seborrhoe und die Porengröße und damit die Neigung zur Akne-Entwicklung vererbt
wird [3]. 50 % der Patienten mit Akne nach der Pubertät hatten wenigstens einen Verwandten
ersten Grades mit gleichartiger Akne [4]. Auch Verwandte von Patienten mit persistierender Akne (> 25 Jahre; n = 204) hatten
im Vergleich zu entsprechenden Kontrollen (n = 144) ein etwa 4-fach erhöhtes Risiko
zu einer Persistenz der Akne (odds ratio 3,93, 95 % Konfidenz-Intervall 2,79 - 5,51,
p < 0,001 [5]. Da gleichartige Umweltfaktoren nicht als pathogenetischer Faktor ausgeschlossen
werden können, sind Zwillingsstudien aussagekräftiger. Studien verschiedener Qualität
und Studiengröße kamen alle zum gleichen Ergebnis, dass ein hoher Anteil der Akne-Schwere
und -Ausprägung durch genetische Faktoren erklärt werden kann ([Tab. 1]). Bisher konnte aber kein „Akne-Gen” identifiziert werden. Gefunden wurden verschiedene
genetische Polymorphismen. Es wird angenommen, dass für verschiedene Akne-Formen unterschiedliche
genetische Dispositionen verantwortlich sein könnten (wie A. neonatorum, infantilis,
Pubertäts-A., A. conglobata) [6]. Wenn man nach Defekten der 21-Hydroxylase sucht, findet man diese insbesondere
bei Patienten mit fehlendem Ansprechen auf eine adäquate Behandlung [7]
[8]
[9]. Insbesondere bei einer Akne im Kindesalter sollte an diese Möglichkeit des Vorliegens
eines adrenogenitalen Syndroms gedacht werden [10].
Tab. 1 Akne und Genetik: Zusammenstellung von Zwillingsstudien
Autor |
Jahr |
Zahl |
Wesentliche Befunde |
Schlussfolgerung |
Friedman [30]
|
1984 |
930 Paare (342 MZ, 345 DZ, 243 unbekannt) |
|
Substanzieller genetischer Einfluss |
Walton [31]
|
1988 |
2 × 20 Paare |
MZ: Talgsekretion identisch, Akne-Schwere unterschiedlich DZ: Talgsekretion unterschiedlich; Akne-Schwere unterschiedlich |
v. a. Talgsekretion genetisch determiniert |
Cunliffe [32]
|
1989 |
95 Paare |
MZ: 95 % Akne DZ: 46 % |
Substanzieller genetischer Einfluss für Akne-Entstehung |
Bataille [33]
|
2002 |
458 MZ 1099 DZ |
81 % (95 % Konfidenz-Intervall 73 - 87 %) der Varianz der Schwere der Erkrankung konnte
durch genetische Effekte erklärt werden. 19 % wurden durch andere, nicht gemeinsame
Faktoren (wie Umwelteinflüsse) erklärt |
Ca 80 % der Akne-Schwere ist genetisch bedingt |
Evans [34]
|
2005 |
778 Paare |
MZ: 0,73 - 0,95 Akne DZ: 0,14 - 0,64 Akne |
Schwere und Lokalisation in jedem Alter stark durch genetische Faktoren beeinflusst |
MZ = monozygote, DZ = dizygote Zwillinge. |
Androgene, Talgproduktion und Entzündung
Androgene stimulieren die Talgproduktion über Androgenrezeptoren in der Talgdrüse
und sind Voraussetzung für die Entwicklung einer Akne. Die Talgdrüse besitzt aber
selbst alle Enzyme, um Androgene zu synthetisieren bzw. aus schwach wirksamen Vorläufern
potentere Androgene zu generieren. Darüber hinaus wird die Talgproduktion aber auch
über die Aktivierung von „Peroxisom Proliferator aktivierter Rezeptor” (PPAR alpha
und gamma) angeregt. Dabei ist offenbar ein über den 5-Lipoxygenase-Weg entstehender
Arachidonsäure-Metabolit, das Leukotrien-B4, einer der stärksten natürlichen Liganden.
Die Aktivität der Talgdrüse wird nicht nur durch Androgene, sondern auch durch regulierende
Neuropeptide, u. a. Substanz P, Corticotropin-Releasing Hormon und ACTH, moduliert.
Arachidonsäure und langkettige Omega-6-Fettsäuren stimulieren die Talgdrüse zur Bildung
von Lipiden und Interleukinen (Il-6, Il-8). Über das Verhältnis von anti-inflammatorischen
Omega-3- und pro-inflammatorischen Omega-6-Fettsäuren (in westlicher Ernährung 1 :
20, in anderen Kulturen mit weniger Akne 1 : 1) könnte die Ernährung die Akne modulieren.
Zwischen der Anzahl der gerauchten Zigaretten und der Schwere der Akne besteht eine
Assoziation. Dies könnte durch pro-inflammatorische Substanzen im Zigarettenrauch,
wie Arachidonsäure, oder durch assoziierte Ernährungsgewohnheiten erklärt werden [11].
Mikrokomedo und Entzündung
Der Mikrokomedo wird offenbar über entzündliche Prozesse, vermutlich über IL-1 alpha,
induziert. IL-1 alpha wird von normalen Talgdrüsen produziert und stimuliert die Proliferation
von Keratinozyten [12]
[13].
Propionibacterium acnes und Entzündung
Die Bedeutung von P. acnes und P. granulosum bei der Akne-Entstehung wird derzeit kontrovers diskutiert. Während manche Autoren
diesem Erreger eher eine geringe Relevanz zusprechen, sehen andere durch P. acnes induzierte immunologische Mechanismen als relevant an. So werden durch P. acnes gebildete Lipasen, die Talg zu pro-inflammatorischen freien Fettsäuren spalten, sowie
die Induktion der Bildung von IL-12, das eine TH-1 Zell-Antwort induziert, diskutiert.
Patienten, die zu einer Vernarbung neigen, scheinen in der Spätphase der Entzündung
eine spezifische Immunantwort auszubilden (ergänzende Literatur zu diesen komplexen
Vorgängen finden sich in den Zitaten [11]
[14]
[15]).
Therapie
Complianceförderung
Voraussetzung für eine wirksame Behandlung der Akne ist die Gewinnung des Vertrauens
des Patienten und die Motivation zur Behandlung. Dabei wird der Leidensdruck des Patienten
vom Arzt oft überschätzt, zumal dieser nicht mit dem objektiven klinischen Bild korreliert
[16]. Bei Akne-Patienten muss man davon ausgehen, dass jeder 2. bis 3. Patient die Behandlung
nicht so durchführt, wie vom Arzt verordnet (Gieler, U. und Kupfer, J., persönliche
Mitteilung).
Um die Mitarbeit anzuregen, empfiehlt es sich, folgende Fragen im Gespräch in einer
Sprache zu vermitteln, die der Patient verstehen kann: „1. Wie soll das Präparat angewendet
werden?”; „2. Wie oft soll das Präparat angewendet werden?”; „3. Was ist bei Problemen
zu tun?” Hilfreich ist es, dabei den Blickkontakt zu suchen und von Anfang an die
Eigenverantwortlichkeit des Patienten zu steigern.
Da falsche Konzepte und Erwartungen weit verbreitet sind („Abheilung der Erkrankung
nach der ersten Behandlung”), müssen diese angesprochen und durch realistische Ziele
ersetzt werden. Nur so gelingt es, dass Patienten Therapien über längere Zeit konsequent
anwenden und nur so lassen sich gute Therapieerfolge erreichen. Nach Daten von Cunliffe
aus dem Jahre 1993 führte eine Kombination aus topischem Benzoylperoxid und systemischen
Tetrazyklinen (1 g/d) nach 3 Monaten zu einer 50 %igen und erst nach 6 Monaten zu
einer 80 %igen Besserung des klinischen Befunds [17]. Nach neueren Studien soll die stärkste Besserung in den ersten 6 Wochen auftreten
[18].
Behandlungskonzept
Die Behandlung sollte sich nach dem klinischen Bild richten. Die verfügbaren Präparate
haben unterschiedliche Effekte auf die einzelnen pathogenetisch relevanten Faktoren
([Tab. 2]). Es wurde ein Stufenschema vorgeschlagen. Eine A. comedonica wird mit topischen
Retinoiden, eine A. papulopustulosa mit einer Kombination von Retinoiden und topischen
antibakteriellen Substanzen behandelt. Bei mittelschweren Formen bzw. solchen mit
größerer Ausdehnung werden orale Antibiotika mit topischen Retinoiden, BPO und/oder
Antibiotikum kombiniert. Die Acne conglobata wird mit Isotretinoin behandelt [19].
Tab. 2 Effekte verschiedener Substanzen auf die pathogenetischen Faktoren der Akne
|
Talgproduktion |
Komedogenese |
Entzündung |
Reduktion
P. acnes |
Retinoide
|
|
|
Tretinoin |
- |
++ |
+/- |
- |
Isotretinoin (top.) |
- |
++ |
+/- |
- |
Adapalen |
- |
++ |
++ |
- |
Benzoylperoxid
|
- |
+/- |
++ |
++ |
Azelainsäure
|
- |
+ |
+ |
+ |
Antibiotika
|
|
|
Erythromycin |
- |
+/- |
++ |
++ |
Tetrazykline |
- |
+/- |
++ |
++ |
Clindamycin |
- |
+/- |
++ |
++ |
Nadifloxacin |
- |
+/- |
++ |
++ |
Kombination
|
|
|
Zink/Erythromycin |
- |
+/- |
++ |
++ |
Tretinoin/Erythromycin |
- |
++ |
++ |
++ |
Isotretinoin/Erythromycin |
- |
++ |
++ |
++ |
BPO/Erythromycin |
- |
++ |
++ |
++ |
BPO Clindamycin |
- |
++ |
++ |
++ |
Isotretinoin
|
+++ |
++ |
++ |
++ |
Antiandrogene (syst.)
|
|
Cyproteronacetat |
++ |
+ |
+ |
+/- |
Drospirenon |
++ |
+ |
+ |
+/- |
Desogestrel |
++ |
+ |
+ |
+/- |
Im Zentrum der Therapieansätze steht dabei der Mikrokomedo, dessen Entstehung verhindert
werden soll. Bei milder bis moderater Akne im Gesicht zeigte sich, dass die topische
Behandlung mit Benzoylperoxid genauso effektiv war wie eine systemische Tetrazyklin-oder
Minocyklin-Therapie. Kombinationen von BPO mit topischem Erythromycin waren noch etwas
wirksamer [18]. Bei umschriebener Akne ist damit primär eine topische Therapie sinnvoll. Hier stehen
zahlreiche Präparate mit unterschiedlichen Angriffspunkten zur Verfügung ([Tab. 2]).
Topische Retinoide
Topische Retinoide wirken auf die Vorläuferläsion aller Akne-Effloreszenzen, den Mikrokomedo.
Deshalb sind sie Mittel der ersten Wahl bei leichter bis mittelgradiger Akne und zur
Erhaltungstherapie. Es stehen Tretinoin 0,05 % Creme/Lösung, Isotretinoin 0,05 % Gel
und Adapalen 0,1 % Gel/Creme zur Verfügung. Daneben gibt es Kombinationspräparate
(Tretinoin 0,025 %/ Erythromycin 4 % bzw. Isotretinoin 0,05 %/Erythromyicn 2 %). Die
neueren topischen Retinoide (Isotretinoin, Adapalen) irritieren die Haut weniger als
Tretinoin. Zur Vermeidung ist eine sich langsam steigernde Anwendung zu empfehlen.
Cremes reizen weniger als Gele. In den ersten Wochen können durch Ruptur der Mikrokomedonen
entzündliche Veränderungen zunehmen (am geringsten bei Adapalen). Obwohl eine relevante
systemische Absorption nicht nachgewiesen wurde, sollten Frauen darauf hingewiesen
werden, nicht schwanger zu werden bzw. das Präparat bei Eintritt einer Schwangerschaft
abzusetzen.
Retinoide haben einen festen Platz bei der Erhaltungstherapie. In einer aktuellen
kontrollierten Studie wurde nachgewiesen, dass nach einer erfolgreichen Behandlung
mit Minocyclin und topischem Retinoid (in diesem Fall Tazaroten) über 3 Monate kein
signifikanter Unterschied gefunden wurde zwischen einer Weiterbehandlung mit dem topischen
Retinoid allein, dem Antibiotikum allein oder einer Kombination von beiden [20]. Ähnliche Befunde fanden sich für Adapalen: Nach einer 3-monatigen Therapie mit
Doxycyclin (mit oder ohne Adapalen) wurde für weitere 16 Wochen mit Plazebo oder Adapalen
weiterbehandelt. Die Adapalen-Therapie führte zu signifikant besseren Erhaltungsraten
(75 gegen 54 %) [21].
Benzoylperoxid (BPO)
Dies steht als 2,5 %, 3 %, 5 %, 10 % Gel, Creme oder Waschlotion (on/off Präparationen)
zur Verfügung. Höhere Konzentrationen sind nicht wirksamer, irritieren aber mehr.
Eine 2 × tägliche BPO-Anwendung war gleich wirksam wie eine systemische antibiotische
Therapie (leichte bis moderate Akne des Gesichts). Im Gegensatz zu topischen oder
systemischen Antibiotika beeinflusst die bakterielle Resistenzsituation die Therapieerfolge
bei BPO-Anwendung nicht [18]. Die Kombination von BPO und Erythromycin war in dieser Studie etwas wirksamer.
Allergische Reaktionen sind sehr selten. Patienten müssen über die bleichende Wirkung
von BPO aufgeklärt werden. BPO kann während der Schwangerschaft verwendet werden.
Azelainsäure
Verfügbar als 15 % Gel und 20 % Creme wirkt die Substanz auf die Entwicklung von Mikrokomedonen
und vermindert entzündliche Läsionen. Die irritierende Wirkung ist geringer als die
von BPO. Die Substanz kann während einer Schwangerschaft verwendet werden.
Topische Antibiotika
Verfügbar sind Erythromycin (2 % und 4 %), Clindamycin (1 %) und Tetrazyklin (3 %)
als Lösung, Gel, Emulsion und Salbe. Studienvergleiche zeigten, dass Erythromycin
und Clindamycin gleich wirksam waren wie BPO und dass topisches Tetrazyklin am wenigsten
effektiv war. Die Wirksamkeit von Erythromycin wird bei einer Resistenz von P. acnes verschlechtert. Zu deren Prophylaxe ist eine Kombination mit BPO sinnvoll. Kombinationen
(fix oder Anwendung zu verschiedenen Tageszeiten) von Antibiotika mit Retinoiden oder
BPO wirkten synergistisch. Eine fixe BPO/Clindamycin Kombination muss nur einmal täglich
verwendet werden und war in der Kombination wirksamer als die Einzelkomponenten [22]. Kürzlich wurde auch Nadifloxacin (1 %) als Creme zur Behandlung der Akne zugelassen.
Es war gleich wirksam wie ein 2 % Erythromycin-Gel [23].
Systemische Antibiotika
Gegenüber Plazebo wirken systemisch applizierte Tetrazyklin-Antibiotika (Tetrazyklin
1000 mg/d, Doxycyclin 100(-200) mg/d, Minocyclin 100(-200) mg/d, Lymecyclin 300(-600)
mg/d und Erythromycin 1000 mg/d signifikant stärker bei der Behandlung der entzündlichen
Akne. Ähnlich gut wirksam ist Clindamycin. Eindeutige Unterschiede zwischen den verschiedenen
Substanzen innerhalb der Gruppe der Tetrazykline bzw. Tetrazyklin/Erythromycin lassen
sich nicht ableiten. Die Daten zur Kombination mit topischen Mitteln sprechen für
synergistische Effekte (topisch BPO bzw. Retinoide), so dass systemische Antibiotika
nicht als Monotherapie verordnet werden sollten. Bei gleicher Wirksamkeit sind zur
Auswahl weitere Kriterien, wie Pharmakokinetik, die Nebenwirkungsrate, die Resistenzentwicklung
und die Behandlungskosten zu berücksichtigen. Die Therapie sollte bis zu 3 Monaten
betragen; längere Behandlungen sollten mit BPO zur Resistenzverminderung kombiniert
werden Es sollte zur Verhinderung von Resistenzen keine Kombination mit topischen
Antibiotika einer anderen Klasse erfolgen. [24].
Antibiotika-Resistenz
Mehrere Studien belegen eine abnehmende Wirksamkeit oraler und topischer Antibiotika
mit zunehmender Resistenz von P. acnes [18]
. Deshalb sollte auf eine antibiotische Monotherapie verzichtet werden, nur so lange
behandelt werden, bis keine Besserung mehr eintritt, auf eine strenge Compliance geachtet
werden (s. o.), lokale und systemische Antibiotika nicht kombiniert werden sowie auf
einen Wechsel der Antibiotikaklasse bei erneuter systemischer Therapie verzichtet
werden. Vor allem aber sollte die Behandlung mit BPO kombiniert werden. Dies kann
in fixer Kombination, im Wechsel oder im Intervall (für > 2 Tage) erfolgen. Antibiotika
sollten nicht zur Erhaltungstherapie eingesetzt werden [25].
Antiandrogene
Antiandrogene vermindern die Talgproduktion und damit indirekt die Komedogenese. Sie
erwiesen sich als wirksam bei nicht-entzündlicher und entzündlicher Gesichtsakne.
Bei Frauen mit Zeichen einer Hyperandrogenämie sind sie Mittel der Wahl. Am stärksten
wirksam ist Cyproteronacetat, gefolgt von Dienogest [26].
Isotretinoin
Die Verordnung von Isotretinoin zur Behandlung der Akne ist nach den neuen Richtlinien
der europäischen Arzneimittelbehörde nur bei Personen > 12 J. mit schwerer Akne (nodulär,
conglobata) möglich, die nicht auf eine adäquate kombinierte antibiotische/topische
Therapie ansprechen. Die Anfangsdosis sollte bei 0,5 mg/kg KG liegen. Auf strenge
Kontrazeption ist zu achten: Vor Beginn der Behandlung muss ein negativer Schwangerschaftstest
vorliegen und dieser muss alle 4 Wochen während der Therapie und bis 5 Wochen nach
Therapieende kontrolliert werden. Es muss mindestens eine, besser 2 (davon eine Barrieremethode)
Kontrazeptionsmethode angewendet werden. Leber- und Lipidwerte müssen vor, 1 Monat
nach Therapiebeginn und dann alle 3 Monate kontrolliert werden. Gleichzeitige Anwendung
von Peeling, Wachsepilation und Laserbehandlungen sollten bis 6 Monate nach Therapieende
vermieden werden. Kombination mit Erythromyin ist möglich, mit Tetrazyklinen wegen
möglicher intrakranialer Hypertension zu vermeiden. Zur Verbesserung der Resorption
muss auf die Einnahme mit einer fetthaltigen Mahlzeit hingewiesen werden. Es können
jeweils nur 30 Tabletten verordnet werden und das Rezept ist nur 7 Tage gültig. Auch
wenn die Datenlage eher gegen die Auslösung von Stimmungsschwankungen, Depression
und Suizidalität spricht (das Vorhandensein von Akne ist mit Angst und Depression
assoziiert!), sind individuelle idiosynkratische Reaktionen nicht auszuschließen.
Deshalb sollte diese Möglichkeit mit dem Patienten besprochen werden, damit er dies
mit seiner Familie/Freunden thematisieren kann, um entsprechende Reaktionen frühzeitig
zu entdecken [27].
Ergänzende Verfahren
Neben den genannten stehen weitere Therapie-Optionen zur Verfügung: Kortikosteroide
für Acne fulminans, Dapson mit antientzündlicher Wirkung in bestimmten Indikationen,
orales Zink mit moderater antientzündlicher Wirkung [28]. In den letzten Jahren wurden zudem eine Bestrahlung mit Blaulicht/Rotlicht, verschiedene
Laser sowie die photodynamische Therapie zur Behandlung der Akne eingesetzt [29].
Schlussbemerkung
Bei Kenntnis der relevanten pathophysiologischen Faktoren ist eine gute Beratung des
Patienten sowie die sinnvolle Auswahl geeigneter Therapiemethoden für jeden Akne-Typ
möglich. Die erfolgreiche Therapie ist das beste Mittel zur Besserung der Lebensqualität
des Patienten und zur Vermeidung von Narben.