Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin 2007; 5(2): 1
DOI: 10.1055/s-2007-965460
Editorial

© Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

Magen-Darmerkrankungen

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Publikationsdatum:
27. Juni 2007 (online)

Inhaltsübersicht #

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Beschwerden im Bereich des Verdauungstraktes zeigen in der westlichen Welt eine steigende Inzidenz. Mit der Entdeckung des Helicobacter pylori als wesentlichen ursächlichen Auslöser von Schleimhautschäden im gastroduodenalen Bereich und damit Hauptursache für Gastritis, Duodenitis, Magen- und Duodenalulkus sowie auch Magenkarzinom steht nun eine ursächliche Therapie bzw. Prophylaxe (Tripletherapie) für diese Krankheitsbilder zur Verfügung. Die hohe Inzidenz der Helicobacterinfektion (ca. 50 % der Weltbevölkerung und 35 % in Deutschland), eine zunehmende Resistenzbildung gegen einige der eingesetzten Medikamente sowie verschiedene externe Einflüsse, z. B. Tabakrauch, Fehlernährung, psychogener Stress als Krankheitspromotoren, haben den Langzeiterfolg bei der Behandlung der Helicobacter induzierten Krankheitsbilder allerdings limitiert.

Es handelt sich hier - wie auch bei den chronischen Darmerkrankungen - um multifaktorielle Krankheitsmechanismen mit vielleicht einer Hauptursache (z. B. Helicobacter), aber stets zusätzlichen wichtigen Cofaktoren für Entstehung und Verlauf der Krankheit. Dies wird bei den Helicobacter-assoziierten Erkrankungen schon dadurch deutlich, dass wesentlich mehr Menschen den Erreger in sich tragen (35 - 50 %) als an den dadurch verursachten Erkrankungen leiden. Die chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) zeigen in den industrialisierten Ländern seit dem zweiten Weltkrieg eine starke Zunahme, die parallel zur sozioökonomischen Entwicklung in den jeweiligen Ländern verläuft. So können verschiedene Einflüsse während der Kindheit das Risiko, an einer chronisch entzündlichen Darmerkrankung zu erkranken teilweise deutlich erhöhen. Dies gilt z. B. für nicht gestillte Kinder, übertriebene Hygiene und häufige Antibiotikaeinnahme.

Nach heutiger Einschätzung sind drei wesentliche Bereiche an der Entstehung der CED beteiligt:

  • genetische Faktoren,

  • gestörte Immunbalance des Darmschleimhautsystems und

  • externe Stressfaktoren, die v. a. die intestinale Mikroflora stören.

In dieser Ausgabe werden einige der in den letzten Jahren aufgeklärten komplexen Mechanismen der intestinalen Immunregulation und die Bedeutung von Nährstoffen und natürlichen Substanzen wie Präbiotika und Probiotika für die Funktion des gastrointestinalen Systems aufgezeigt. Daraus lässt sich ableiten, dass eine erfolgversprechende Therapie die komplexe Pathophysiologie und Pathobiochemie dieser Krankheiten berücksichtigen muss. Dies wird durch den gezielten Einsatz von Präbiotika, Probiotika und Nährstoffen zur Immunmodulation, als Antioxidanzien, zur Zellprotektion usw. sicher besser erreicht als durch den ständigen Einsatz pharmakologischer Entzündungshemmer oder gar die Hemikolektomie bei der Colitis ulcerosa.

Wir müssen realisieren, dass es sich bei unserem Gastrointestinalsystem nicht lediglich um einen Schlauch handelt, durch den unsere Speisen vom Teller in die Toilette transportiert werden. Unser Darm stellt ein hochkomplexes, eng mit dem Immunsystem, dem Gehirn und dem Endokrinium vernetztes System dar, dessen Funktion weit über den Transport der aufgenommenen Speisen und der Aufnahme von Nährstoffen bzw. der Ausscheidung von Stoffwechselendprodukten hinausgeht.

Wir wünschen Ihnen viel Spaß mit der neuen OM und eine anregende wie (nähr-)stoffreiche Lektüre!

Ihre Herausgeber

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Uwe Gröber

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Hans-Peter Friedrichsen

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Uwe Gröber

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Hans-Peter Friedrichsen