Notfallmedizin up2date 2007; 2(2): 105-122
DOI: 10.1055/s-2007-965262
Allgemeine Prinzipien der Notfallmedizin

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Atemwegsmanagement in der Notfallmedizin

Christian Byhahn, Gilbert Heller, Dirk Meininger, Volker Dörges
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Publication Date:
26 October 2007 (online)

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Kernaussagen

In der Notfallmedizin erfolgt die Sicherung der Atemwege häufig unter erschwerten Bedingungen. Ihr rasches Gelingen ist für das Outcome des Patienten essenziell.

Eine Indikation zur präklinischen Sicherung der Atemwege ist vor allem gegeben bei Apnoe, schwerer respiratorischer Insuffizienz, Glasgow Coma Scale Score < 9, polytraumatisierten oder schwer Schädel-Hirn-traumatisierten Patienten sowie bei Vorliegen einer hohen Aspirationsgefahr.

Ist der erste Intubationsversuch nicht erfolgreich, so sollte er nach spätestens 30 Sekunden abgebrochen werden, um den Patienten mittels Maskenbeatmung zu oxygenieren und um bei einer Reanimation die Herzdruckmassage nicht zu lange zu unterbrechen. Falls auch die Maskenbeatmung nicht gelingt, besteht die für den Patienten extrem gefährliche und zeitkritische „Cannot Intubate - Cannot Ventilate“-Situation, die einen sofortigen Wechsel auf ein alternatives, in der Regel supraglottisches, Verfahren erfordert.

Auch bei erfolgreicher Maskenbeatmung sollten vergebliche Intubationsmanöver spätestens nach dem dritten Versuch beendet und alternative Verfahren angewendet werden, um die Oxygenierung sicherzustellen und um eine weitere Verschlechterung der Atemwegssituation, zum Beispiel durch Auslösung von Schwellungen oder Blutungen, zu vermeiden.

Falls auch diese Alternativen erfolglos bleiben, muss zur Sicherstellung einer adäquaten Oxygenierung ohne jegliche weitere Zeitverzögerung unverzüglich ein chirurgischer Atemwegszugang geschaffen werden. Die zentrale Frage, nämlich ob eine Intubation zwingend erforderlich ist oder eine Oxygenierung des Patienten über einen alternativen Atemweg zunächst ausreichend ist, sollte in der Notfallmedizin bereits vor dem ersten Intubationsversuch beantwortet werden können („Plan B im Kopf haben“). Somit kann bei Intubationsschwierigkeiten schneller und zielgerichteter entschieden und gehandelt werden.

Nach jeder Platzierung eines Endotrachealtubus, einer alternativen supraglottischen Beatmungshilfe oder einer Trachealkanüle erfolgt obligatorisch die Lagekontrolle. Die Gesamtdauer bis zur Sicherung der Atemwege bei einem Patienten mit sofortiger oder notfallmäßiger Intubationsindikation darf auch bei auftretenden Komplikationen die individuelle Hypoxietoleranz des Patienten keinesfalls überschreiten.

Literatur

PD Dr. med. Christian Byhahn

Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie
Klinikum der J. W.-Goethe-Universität

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