Balint Journal 2007; 8(1): 1
DOI: 10.1055/s-2007-960604
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Editorial

H. Otten1
  • 1Geschäftsstelle Balint
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Publication Date:
30 March 2007 (online)

Zu Beginn eines Jahres ist es guter Brauch, sich zurückzulehnen, das vergangene Jahr noch einmal vorbeiziehen zu lassen, es ist aber auch guter Brauch, sich dann über den Schreibtisch zu beugen, zu schreiben und den Gedanken ein wenig Ausdruck zu verleihen. Die Tagungen, über das Jahr verteilt und in ihrer alljährlichen Wiederkehr, sind dabei das Grundgerüst dessen, was unter dem Vorzeichen der Deutschen Balint Gesellschaft geschieht: verteilt über das Land, unterschiedlich in ihrer gewachsenen Tradition, besonders durch ihren Ort und ihre Region - und geprägt in eigener Weise durch die jeweiligen Leiter. Beim „Prägen” muss man verharren: Prägen ist ein aktiver Vorgang, bei dem einer nicht geformten Materie eine Gestalt gegeben wird. Aus der Fläche des Alltäglichen markiert sich ein umschriebenes Feld, dieses Feld gewinnt Tiefe, das Tiefe zeigt sich unterschiedlich geformt und entwickelt ein zunehmend geordnetes Gesicht. Man kann einen Prägevorgang nicht langsam genug beschreiben, um zu würdigen, was er für Arbeit am Widerstand - und übertragen: für Arbeit zur Vorbereitung einer Tagung - bedeutet. Für die jeweiligen Mühen und noch mehr für die gelungenen Ergebnisse dieser Anstrengung, für die Balintstudientagungen als Mittler soll Ihnen als Leiter von dem Vorstand als Stellvertreter der Mitglieder ein herzlicher Dank ausgesprochen werden. Alle Leiter sind wieder nach Celle eingeladen: als Ort des Austauschs und der Kritik für's kräftige Weiterleben.

Neu war als Tagungsort in diesem Jahr Göttingen, noch verschämt in der Einladung mit dem Harz in Verbindung gebracht, um auf die Anknüpfung an Hahnenklee und Braunlage zu verweisen. Im Gegensatz zu dem barocken und noch durch die Adventszeit begünstigten süddeutschen Schwergewicht Würzburg waren die ebenso langen Göttinger Tage ein prosaischeres Beispiel mit dem Ergebnis großer Wirklichkeitsnähe: in den einfacheren Räumen der psychiatrischen Universitätsklinik, mit äußerst anregenden Studentenbeiträgen, mit den unterschiedlichsten Perspektiven vieler Vorträge (auch durch unseren Schweizer Gast) und mit der Dynamik einer Mitgliederversammlung, die eine Satzungsänderung diskutierte (die bei der weiteren Mitgliederversammlung im Rahmen der Tagung in Potsdam dann ihre neue Fassung bekam): am Ende wusste man, dass sich Neues und Auseinandersetzungen sehr gelohnt hatten und eine Fortsetzung in Göttingen im kommenden Jahr als Wiederaufnahme der Arbeit ansteht.

Viel Dank gilt Herrn Bergmann, der die Türen in Göttingen geöffnet hat. In unserer Geschichte hat Göttingen darüber hinaus Programmatisches in der Zusammenarbeit der Psychosomatik und der Psychiatrie wieder aufgenommen und ist in unserer Geschichte ein Symbol von deren Gelingen.

Was als nicht unwesentlicher Hintergrund der Tagungen auch sehr zufriedenstellt: die Zahl der Teilnehmer an den Studientagungen hat im ablaufenden Jahr zugenommen, die Finanzen sind insgesamt im Gleichgewicht und das Angebot der kostenlosen Teilnahme alle 2 Jahre an den Supervisionsgruppen hat ein lebhaftes Echo gefunden, was sicherlich dem Einzelnen, aber auch der Gesellschaft insgesamt zugute kommt.

Bleibt man bei den Ideen „zufrieden” und „Grundgerüst”, dann gehört hier mit Dank erwähnt, dass das mittlerweile vergriffene, elementare Buch Stuckes Die Balint-Gruppe von Steffen Häfner überarbeitet und neu herausgegeben worden ist und natürlich das Balint-Journal, das nun im 7. Jahr erscheint und als sehr gelungener Mittler betrachtet werden kann.

Schaut man über die Grenzen, dann hat sich unsere Gesellschaft neben der starken Präsenz in der Internationalen Vereinigung (IBF) um „Entwicklungshilfe” in Australien verdient gemacht. Hinzuweisen ist jetzt schon, dass die traditionelle Studientagung in Potsdam (im März) durch die gleichzeitige Gastgeberrolle für die Vertreter der IBF international aufgewertet ist (und u. a. auch englischsprachige Gruppen zusätzlich anbieten wird). Und um bei der IBF zu bleiben: im September findet der große Kongress in Lissabon statt. Ein lohnendes Ziel in jeder Hinsicht.

Dr. med. H. Otten

Geschäftsstelle Balint

Appelweg 21

29342 Wienhausen

Email: Heideotten@balintgesellschaft.de

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