Diabetes aktuell 2007; 5(6): 275
DOI: 10.1055/s-2007-1019471
Blickpunkt

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verzögerte Wundheilung - Neustart des Heilungsprozesses mit NOSF

Weitere Informationen

Publikationsverlauf

Publikationsdatum:
18. Januar 2008 (online)

 
Inhaltsübersicht

Chronische Wunden sind genauso Ernst zu nehmen wie andere diabetische Folgeerkrankungen. Zu den häufigsten Ursachen chronischer Wunden zählen laut Prof. Dr. med. Dr. rer. physiol. Martin Steinhoff, Münster, die venöse Insuffizienz, das postthrombotische Syndrom, die periphere arterielle Verschlusskrankheit, Diabetes mellitus, Dekubitus, Infektionen, Vaskulitiden bzw. Vaskulopathien und Tumore. Prof. Dr. med. Stephan Coerper, Tübingen, schlussfolgert anhand einer umfangreichen retrospektiven Studie, die der Evaluation des Prognosescores MAID (Multiple Wounds, Area, Ischemia, Duration) diente, dass es unabhängig von der Ätiologie rein wundbezogene Parameter gibt, die für die Prognose verantwortlich sind. Hierzu wurde der Verlauf von 2 019 Patienten evaluiert, 1 000 davon hatten diabetische Ulzera. Als Faktoren wurden Wunddauer (> 200 Tage), fehlende Fußpulse, das Vorliegen mehrerer Wunden und die Wundgröße (> 5 cm2) identifiziert. Die Prognose verschlechtert sich mit zunehmendem MAID-Score (0-4).

Speziell auf die Gegebenheiten von Diabetikern abgestimmt ist der ebenfalls in Tübingen entwickelte Prognosescore DUSS (Diabetic Ulcer Severity Score, Tabelle [1]) mit einer Skala von 0-4. Zahlreiche wundbezogene Parameter bei Erstvorstellung, wie Wundgröße, Infektion, beteiligte Strukturen in der Tiefe, Wunddauer, Fußpulse, Ätiologie der Grunderkrankung und die durchgeführte Therapie wurden dokumentiert. Laut Coerper zeigte sich für nicht tastbare Fußpulse, tastbare Knochen in der Wunde, das Vorliegen von multiplen Wunden und die Wundlokalisation Fuß im Vergleich zur Zehe eine signifikant geringere Abheilungswahrscheinlichkeit. Mit steigendem Score fand sich eine hoch signifikant schlechtere Prognose. Die beiden entwickelten Scores MAID und DUSS erlauben bei Erstvorstellung des Patienten die Abschätzung der Prognose für die Heilung und bei Diabetikern auch für die Amputation und könnten neben dem medizinisch-wissenschaftlichen auch einen sozioökonomischen Wert haben, erläutert Coerper.

Zoom Image

Tab. 1 Diabetic Ulcer Severity Score (DUSS)

#

Chronifizierung durch biochemisches Ungleichgewicht

Für das Verständnis der verzögerten Wundheilung ist die Kenntnis des physiologischen Wundheilungsprozesses erforderlich: Entzündung (Sekretion), Zellwanderung, Wachstum (Granulation), Reparation (Epithelisierung). In den Phasen I und II werden Thrombozyten, Neutrophile und Makrophagen aktiviert, die wiederum eine Vielzahl aktiver Substanzen wie Wachstumsfaktoren, Prostanoide, Chemokine und Zytokine freisetzen. Hierdurch wird die Granulationsphase eingeleitet. Bei der Formierung des Granulationsgewebes und der Wundkontraktion kommt den Fibroblasten eine Rolle als "Schlüsselzelle" zu, erläutert Steinhoff. Auf biochemischer Ebene haben die Matrix-Metallo-Proteasen (MMP) eine ähnlich wichtige Funktion. Sie bauen Zelltrümmer und schadhafte Proteine ab. Bei der verzögerten Wundheilung ist dieses komplexe Gefüge aus dem Gleichgewicht geraten. Nach heutigem Verständnis trägt dazu ein Überschuss an MMP bei, die nun nicht mehr nur Zellreste und Proteine abbauen, sondern auch Wachstumsfaktoren, die für die Neubildung des Gewebes verantwortlich sind, berichtet Dr. med. Serge Bohbot, Chenôve, Frankreich. Zudem werden sogenannte Tissue-Inhibitors of Metallo-Proteases (TIMP), Enzyme, die normalerweise die Aktivität der MMP regulieren, bei solchen Wunden vermehrt durch die MMP abgebaut.

#

NOSF verkürzt Krankheitsdauer

Mit der Lipidokolloid-Matrix TLC verfügt URGO bereits über eine innovative Wundauflage, die atraumatische Verbandwechsel ermöglicht und die Vermehrung der Fibroblasten unter Erhalt ihrer Ultrastruktur fördert. Nun wurde in TLC das neuartige Molekül NOSF (Nano-Oligosaccharid-Faktor, Tabelle [2]) integriert. NOSF blockiert überschüssige MMP und fördert die Wirkung der Wachstumsfaktoren. Auch nach langem Krankheitsverlauf kommt es damit laut Steinhoff zu einem Neustart des Wundheilungsprozesses und zu einer Verkürzung der Krankheitsdauer. In einer klinischen, 12-wöchigen Multicenter-Studie mit 117 Patienten zeigte sich eine Reduktion der Wundfläche um 54 % in der TLC-NOSF-Gruppe. Außerdem konnte laut Bohbot die Überlegenheit der TLC-NOSF-Gruppe gegenüber der Kontrollgruppe mit einer anderen Proteasen-modulierenden Matrix nachgewiesen werden.

Zoom Image

Tab. 2 Angriffspunkte von NOSF (Nano-Oligosaccharid-Faktor) nach M Steinhoff, 09/2007

#

Fazit

Mit UrgoCell® START ist seit dem 1. September 2007 die erste absorbierende und Proteasen-hemmende TLC-Wundauflage mit NOSF verfügbar, die auf allen Typen von chronischen Wunden einsetzbar ist.

Rainer Richter, Düsseldorf

Quelle: Launch-Pressegespräch "Neue Perspektiven bei verzögerter Wundheilung", Dijon, 14. September 2007. Veranstalter: URGO GmbH, Sulzbach

 
Zoom Image

Tab. 1 Diabetic Ulcer Severity Score (DUSS)

Zoom Image

Tab. 2 Angriffspunkte von NOSF (Nano-Oligosaccharid-Faktor) nach M Steinhoff, 09/2007