Diabetes aktuell 2007; 5(6): 273
DOI: 10.1055/s-2007-1019469
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Fortschritte in der Diabetestherapie - Neuer Pen für Kinder und neue Leitlinien der IDF

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Publikationsdatum:
18. Januar 2008 (online)

 
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Bei Kindern und Jugendlichen müssen in der Diabetestherapie andere Aspekte berücksichtigt werden als bei Erwachsenen. So haben Kinder ein ganz anderes Bewegungsbedürfnis, sie schlafen länger, essen spontaner, leiden häufiger unter einer Infektion und sie haben generell eine höhere Insulinempfindlichkeit. "All diesen Faktoren muss die Behandlung Rechnung tragen", mahnte Professor Dr. Thomas Danne, Hannover, bei einem Pressegespräch anlässlich der "Herbsttagung für praktische Diabetologie" der Deutschen Diabetes Gesellschaft in Berlin.

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Neuer Halbschritt-Pen erlaubt eine präzisere Insulindosierung

Deutlich erleichtert wird die Insulintherapie im Kindes- und Jugendalter durch die Einführung eines neuen Pens, mit dem auch die Dosierung in halben Insulineinheiten ab der ersten Einheit möglich ist. Der neue HumaPen® LUXURA HD erlaubt, so Danne, eine präzisere Dosierung des Insulins und somit auch eine bessere Blutzuckereinstellung. Diese ist auch bei Kindern von enormer Bedeutung, da die Gefahr von Komplikationen des Diabetes mit dem HbA1C-Wert ansteigt.

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Auf halbe Insulineinheiten genau, robust und leicht zu handhaben

Vor allem die prandiale Behandlung mit einem kurzwirksamen Analoginsulin ist nach Danne in der Kinderdiabetologie unverzichtbar, um auf die Spontanität der Kinder und den oft nur wenig planbaren Tagesablauf flexibel reagieren zu können. Normalinsulin und kurzwirksame Analoga werden bei der Behandlung der Kinder nach seinen Worten komplementär eingesetzt, wodurch eine gute Diabeteseinstellung zu gewährleisten ist. Das wird nun zusätzlich durch den neuen Halbschritt-Pen erleichtert, sagte der Kinderdiabetologe in Berlin.

Der neue Pen sieht aus wie ein Füller, er ist dschungelgrün und wird nach den ersten Erfahrungen von Kerstin Walte, Diabetesberaterin DDG aus Hannover, von Kindern und Jugendlichen gut akzeptiert. "Der Pen ist robust und einfach zu handhaben", berichtete sie in Berlin. Als vorteilhaft bewertete sie ferner, dass den Kindern das Aufziehen des Insulins erspart bleibt und dass auch sehr kurze Kanülen von 5 bis 6 mm für die Injektion genutzt werden können. "Von entscheidender Bedeutung aber ist die Möglichkeit, in halben Dosierschritten Insulin zu injizieren und die Tatsache, dass so auch bei niedrigen Dosen eine exaktere Dosierung der Insulinmenge möglich ist", betonte Frau Walte.

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IDF fordert postprandiale Blutzuckermessung

Dass eine Optimierung der Blutzuckereinstellung von entscheidender Bedeutung für alle Diabetespatienten ist, spiegeln die neuen Leitlinien der Internationalen Diabetes Föderation (IDF) [1] wider. Privatdozent Dr. Thomas Kunt aus Berlin stellte sie vor.

Eine wesentliche Neuerung in den neuen Empfehlungen ist nach Kunt die Forderung, neben dem Nüchternwert auch den postprandialen Blutzucker zu bestimmen. Dabei stehen die beiden Werte erstmals gleichbedeutend nebeneinander. "Als Zielwerte der Therapie nennt die IDF 110 mg/dl präprandial und 145 mg/dl postprandial", erklärte der Diabetologe in Berlin.

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Intima-Media-Dicke geht bei guter prandialer Therapie zurück

Die neuen Empfehlungen der IDF basieren auf der Erkenntnis, dass eine postprandiale Hyperglykämie, wie sie vor allem für die frühen Diabetesstadien charakteristisch ist, direkt mit einem erhöhten kardiovaskulären Risiko assoziiert ist und das deutlich stärker als ein erhöhter Nüchternwert [2]. Außerdem wurde belegt, dass eine konsequente prandiale Behandlung eine Abnahme der Intima-Media-Dicke zur Folge hat, welche einen Surrogatparameter für die Ausprägung einer Atherosklerose darstellt [3]. Dass die prandiale Behandlung, wie sie durch die Therapie mit einem kurzwirksamen Insulinanalogon, wie z. B. Insulin lispro (Humalog®) erwirkt wird, aus kardiovaskulärer Sicht für die Patienten bedeutsam ist, zeigen auch Daten, wonach unter einer solchen Strategie der koronare Blutfluss zunimmt [4].

Die neuen Therapieempfehlungen sind nach Angaben von Kunt folgerichtig, da beim Typ-2-Diabetes vor allem die postprandiale Insulinsekretion gestört ist [5]. Das schlägt sich durchaus auch im HbA1C-Wert nieder [6]. Je weiter man sich dem Zielwert des HbA1C von 6,5 % nähert, umso bedeutsamer wird es, die postprandialen Zielwerte zu erreichen, da diese erheblich den HbA1C-Wert mitbestimmen.

Christine Vetter

Quelle: Pressegespräch "Aktuelles aus der praktischen Diabetestherapie: Neue Angebote für Arzt und Patient" und Symposium "Moderne Diabetestherapie für die Praxis" anlässlich der "Herbsttagung für praktische Diabetologie der Deutschen Diabetes Gesellschaft am 26. Oktober 2007 in Berlin, Veranstalter: Lilly Deutschland GmbH PM 141429

Dieser Beitrag erscheint mit freundlicher Unterstützung durch Lilly Deutschland GmbH.

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Literatur

  • 01 IDF. Guideline for Management of Postmeal Glucose. Brüssel 2007. 
  • 02 Hanefeld M . et al . Diabetologia. 1996;  39 1577-1583
  • 03 Esposito K . et al . Circulation. 2004;  110 214-219
  • 04 Scognamiglio R . et al . Diabetes Care. 2006;  29 95-100
  • 05 Polonsky KS . et al . N Engl J Med. 1988;  318 1231-1239
  • 06 Monnier L . et al . Diabetes Care. 2003;  26 881-885
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Literatur

  • 01 IDF. Guideline for Management of Postmeal Glucose. Brüssel 2007. 
  • 02 Hanefeld M . et al . Diabetologia. 1996;  39 1577-1583
  • 03 Esposito K . et al . Circulation. 2004;  110 214-219
  • 04 Scognamiglio R . et al . Diabetes Care. 2006;  29 95-100
  • 05 Polonsky KS . et al . N Engl J Med. 1988;  318 1231-1239
  • 06 Monnier L . et al . Diabetes Care. 2003;  26 881-885
 
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