Die digitale Fotografie findet in der medizinischen Gutachtertätigkeit zunehmend Verwendung.
Sie erfüllt die an ein Gutachten gestellten Anforderungen nicht selten zweckmäßiger
als umfangreiche, mitunter schwer verständliche Befundbeschreibungen. Einige wichtige
technische Details und praktische Tipps sind hier zusammengestellt.
Ein Bild sagt mehr ...
Ein Bild sagt mehr ...
... als tausend Worte. Schon die Ursprungsgeschichte dieses bekannten Sprichwortes
zeigt den Grundgedanken ebenso wie die Hauptproblematik auf: Einerseits kann ein Sachverhalt
objektiv ohne viele Worte (die es erst zu lesen und zu verstehen gilt) dargestellt
und der Augenblick festgehalten werden, andererseits aber sind in Wort und Bild (Ver-)
Fälschungen möglich: Es handelt sich um einen Slogan aus der "Printers' Ink" vom 8.
12. 1921, einer Fachzeitschrift aus der Werbebranche ("One Look is Worth A Thousand
Words") und nicht um ein chinesisches Sprichwort, wie dies der Autor Fred R. Barnard
vermittelt und betitelt, "damit die Leute es ernst nehmen" (BURTON S: The Home Book
of Proverbs, Maxims, and Familiar Phrases. Macmillan, New York 1948, 2611)
Zwar ist es nicht damit getan, einfach "schöne Bilder" zu machen. Das nötige fotografische
Grundwissen ist aber überschaubar und schnell erlernt. Die noch vor wenigen Jahren
geäußerten Vorbehalte hinsichtlich der Zuverlässigkeit und Eignung der digitalen Fotografie
im Hinblick auf Qualität, Praktikabilität und auch Manipulationsfestigkeit dürften
zwischenzeitlich durch die Erfahrung der Anwender entkräftet sein.
Dies zumal die analoge Fotografie damals wie heute als Mittel der Beweis- und Dokumentationssicherung
(Abb. [1]) umfassend anerkannt und die digitale Fotografie durch die technische Entwicklung
in (für die Gutachtertätigkeit) wesentlichen Teilen zumindest ebenbürtig ist. In einem
Punkt ist sie ihr sogar definitiv überlegen: Die Reproduktion ist verlustfrei möglich.
Abb. 1 Historische Fotodokumentation: Unfallbild (a) und Ergebnis (c) einer ausgedehnten
Weichteilverletzung am re. Arm bei einer 19-Jährigen, die vom Auto angefahren wurde.
Die Funktionsaufnahme (b) entstand durch Doppelbelichtung. Das Funktionsdefizit der
Finger allerdings bedarf der Erläuterung. (Böhler L: Die Technik der Knochenbruchbehandlung.
Verlag Wilhelm Maudrich, Wien, 6. Auflage 1938, Band I, 128-9)
Die von der Digitalkamera gespeicherte (und komprimierte) Datei ist eine Originalaufnahme
- vergleichbar dem belichteten und entwickelten Film der analogen Technik. Diese Originaldatei
erhält zusätzlich zum eigentlichen Bild einen Header, einen Dateikopf also, in dem
die Kamerahersteller viele Informationen (z. B. Zeitpunkt der Aufnahme, Kameraeinstellungen)
hineingepackt haben, die über entsprechende kameraspezifische Software abgerufen werden
können. Die Änderung dieser Daten erfordert umfangreiche, dem Laien schwer erreichbare
Kenntnisse über Dateistrukturen. Von diesem Original ist das bearbeitete Bild abzugrenzen,
das beispielsweise durch die Verwendung nur eines Bildausschnittes oder durch Montage
verschiedener Aufnahmen (Abb. [1b]) verändert wurde.
Solche Veränderungen sind zur Veranschaulichung eines Sachverhalts mitunter vorteilhaft,
wobei die Grundprinzipien der ärztlichen Begutachtung hier ebenso gelten wie für das
geschriebene Wort: Es geht letzten Endes darum, dass der fotografische Inhalt ehrlich
ist. Die Fotografie ist als eine gemeinsame Sprache von Gutachter und Auftragsgeber
zu verstehen. Eine Sprache, die die Wahrheit sagt. Wer Bilder verändert, macht nichts
Unerlaubtes. Wird aber der Betrachter durch die Manipulation getäuscht, dann wird
es kritisch (Abb. [2]).
Abb. 2 Diese Fälschung kursiert seit 2001 im Internet. Sie entstand durch Montage
zweier Aufnahmen. Falsch ist auch die Behauptung, "National Geographic" habe es zum
Foto des Jahres gewählt. (Griffin D: Eine Frage des Vertrauens. National Geographic,
Collector’s Edition No.7 2006, 14)
Empfehlungen zur Anwendung
Empfehlungen zur Anwendung
Die technischen Anforderungen sind mit zunehmender Routine bald sehr gut beherrschbar,
die Vorbehalte gegenüber dieser Dokumentationsmethode schwinden - und damit entsteht
ein neues Problem: was alles soll fotografisch festgehalten werden und was nicht.
Die Beschränkung der Bilddokumentation auf das Sinnvolle ist im Grunde noch vor der
technischen Bildqualität das entscheidende Qualitätskritierium. Zunehmend sind die
Gutachten mit Bildmaterial überfrachtet, was die Konzentration auf das Wesentliche
eher erschwert. Welche Informationen sind also dem Empfänger schwierig zu beschreiben
und damit besser bildlich zugänglich? Beispiele hierfür sind
-
entstellende Narben
-
nicht heilende Wunden
-
Dystrophien
-
Achsabweichungen
-
Wirbelsäulenfehlstatik
-
Hauteffloreszenzen
Eher für Vortragszwecke oder die private Sammlung eignen sich
-
Bewegungsausmaße
-
Verlaufsbeobachtungen
-
Tätowierungen
-
Fettleibigkeit u.a.
Der Beschreibung in Schriftform bedürfen dagegen weiterhin beispielsweise Beweglichkeit-
und Umfangsmaße (Messblätter), Funktionsprüfungen, Stabilitätstests und Betastungsbefunde.
Diese Befunde sind in Textform nicht nur präzise, sondern auch vergleichbar. Die Begrenzung
des Bildmaterials auf wenige, kritisch ausgewählte Bilddokumente erhöht die Aussagefähigkeit
eines Gutachtens. Eine "Bilderflut" hingegen verwirrt und stellt im Übrigen einen
vermeidbaren Kostenfaktor dar.
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Analog oder digital
Analog oder digital
Analoge Informationen gehen wie die Farben eines Regenbogens stufenlos, kontinuierlich
ineinander über. Digitale Informationen hingegen bestehen aus einer begrenzten (allerdings
nahezu beliebig hohen) Anzahl von Abstufungen (z. B. 16,7 Millionen Farben, 24 Bit).
Der Wechsel von einem digitalen Zeichen zum nächsten ist immer "sprungartig", nicht
fließend. Um ein analoges Signal, wie z. B. ein Foto, im Computer weiterbearbeiten
zu können, muss es z. B. mittels einer Digitalkamera oder eines Scanners in digitale
Informationseinheiten gewandelt, sprich: digitalisiert, werden (Analog-Digital-Wandlung).
Das digitale Bild kann unmittelbar beurteilt, die Aufnahme fallweise wiederholt werden.
Sie ist sofort im Gutachten zu verwerten und leicht, sicher, dauerhaft und Platz sparend
zu archivieren.
Fotografien unterliegen sichtbaren Schwankungen in der Wiedergabe der Helligkeit,
des Kontrastes und der Farbwiedergabe. Analoge Abzüge erfahren sie durch einfache
Entwicklungen, Photochemie und Papierqualität. Teure und damit farboptimierte Fachabzüge
werden schon aus Kostengründen selten angefertigt. Diese Farboptimierung aber bieten
die meisten Digitalkameras durch im Menu einstellbare Anpassung an die Lichtverhältnisse
- kontrollierbar über den Kameramonitor - so dass der Gutachter ein möglichst farbechtes
Bild erhält (Abb. [3]).
Abb. 3 Die Hand eines vor 24 Jahren Verunfallten (Bandsäge). a bei Kunstlicht (OP-Leuchte
4.300 K) mit der Einstellung "Tageslicht" b mit integriertem Blitz und automatischer
Farbkorrektur.
Hinzu kommt, dass analoge Bilder nur als Unikate entstehen, die zur Bildherstellung
aus der Hand gegeben werden müssen. Nicht korrigierbare Fehler in der Produktion bis
hin zu Verwechslung und Totalverlust des Filmmaterials sind möglich.
Ausrüstung (digitale Fotografie)
Ausrüstung (digitale Fotografie)
Die Kamera
Zwei Parameter bestimmen wesentlich die technische Qualität eines Bildes: Die Wiedergabe
struktureller Details (Auflösung) und die von Farbtönen und Helligkeiten (Farbtiefe).
Digitalkameras bieten heute durchweg Auflösungen von mindestens 3,3 bis 5 Millionen
Bildpunkten. Diese Kameras erlauben Bildgrößen von ca. 10 cm x 15 cm in einer Auflösung
von 300 dpi, die als sinnvolle Grenze für die menschliche Wahrnehmung anzusetzen ist.
(Hilgefort U: Abgezogen. Fotos - auch aus der Digitalkamera - mit dem Tintendrucker
ausgegeben. c't 11/2000)
Bei der Wahl der "richtigen" Kamera spielen unter Berücksichtigung des Verwendungszwecks
weniger der Preis und technische Raffinessen als vielmehr praktische und ergonomische
Aspekte eine Rolle - zum Beispiel ein leistungsfähiges Objektiv mit Zoom-Funktion,
eine großzügig dimensionierte Speicherkarte, ein ausreichend großer integrierter Monitor,
der ähnlich dem Sucher einer Spiegelreflexkamera genau den Bildausschnitt zeigt, der
auch festgehalten wird, gute Bedienbarkeit und Robustheit. Einschlägige Zeitschriften
und vor allem das Internet bieten eine Fülle aktueller Informationen und Entscheidungshilfen
vor dem Kauf.
Die Software
Die meisten Kameras werden mit Programmen ausgeliefert, die den Transfer auf den PC
und die Bildbetrachtung ermöglichen. Bei neueren Betriebssystemen (z. B. Windows XP
®) allerdings erübrigt sich deren Installation meist, da diese Funktionen dort schon
implementiert sind. Außerdem werden häufig einfache Bildbearbeitungs- und Archivierungsprogramme
mitgeliefert. Der Anwender muss selbst entscheiden, ob ihm diese ausreichen oder ob
er zu ei-ner potenteren Bildbearbeitungssoftware greift (z. B. Ulead Photo-Impact
®, Adobe Photoshop ®). Der Umgang mit diesen umfangreichen Programmen erfordert aber
Einarbeitungszeit und Routine. Sie sind im Hinblick auf den hier zur Diskussion stehenden
Zweck der Bilder und die vorhandene Zeit entbehrlich.
Auch die Archivierung ist weniger ein Problem der Software als der (dem Gutachter
eigenen) Systematik. Prinzipiell können die Dateien allein in Ordnern abgelegt oder
mit einfachen, für Bilder adaptierten, Datenbankprogrammen verwaltet werden.
Die Speichermedien
Während bei der Belichtung eines klassischen Films auf der lichtempfindlichen Silberhalogenidschicht
zuerst ein latentes Bild "gespeichert" wird, liefert der lichtempfindliche Halbleiter
(Bildwandler) der Digitalkamera digitale Informationen, die entsprechend den Einstellungen
an der Kamera mit Bildbearbeitungsfunktionen (Farbanpassung, Scharfzeichnung etc.)
bearbeitet und abgespeichert werden. Dies geschieht nach vorheriger Kompression der
Datei zur Erhöhung der Geschwindigkeit und Reduktion des Speicherbedarfs. Es wird
fast ausschließlich das Komprimierungsverfahren JPEG eingesetzt, das sich bis zu einem
Komprimierungsfaktor von 4 bis 9 im Bereich des mit dem Auge nicht erkennbaren Informationsverlustes
(visuallylossless-compression) bewegt (Memon ND, Tretter DR: Method for variable quantization
in JPEG for improved perceptual quality. Electronic Imaging, Symposium 2000, San Jose,
CA, 24-34).
Für die Praxis heißt das: Die Kamera sollte in den Einstellungen "niedrigste Komprimierungsstufe"
und "höchste Auflösung" benutzt werden. Einige Kameras bieten zur verlustfreien Speicherung
den unkomprimierten TIFF-Modus, was im Hinblick auf die theoretisch mögliche geringe
Qualitätsverbesserung bei gleichzeitig hohem Zeit- und damit Energieaufwand nicht
empfehlenswert ist.
Das von der Kamera erstellte und gespeicherte Bild ist eine Originalaufnahme! Von
dort aus können die Bilddateien durch direktes Einlesen per (in der Regel mitgelieferter)
Datenleitung oder durch Einstecken der Speicherkarte in einen am PC befindlichen passenden
Einschub (Card Reader) sicher auf der Festplatte des Computers übertragen und mittelfristig
archiviert werden. Bei den heute üblichen Festplattenkapazitäten im dreistelligen
Gigabyte-Bereich sind Speicherplatzprobleme ebenso unwahrscheinlich wie Datenverlust
durch Verschleiß der Festplatte (üblicher mittlerer Ausfallabstand > 100.000 Std.).
Die Originalität dieser direkt aus der Kamera gewonnenen Bilddateien ist so lange
gewährleistet wie sie nicht in Bildbearbeitungsprogrammen verändert werden. Folgerichtig
sind Kopien und Originaldateien identisch, die "Reproduktion" ist verlustfrei. Zur
Langzeitarchivierung eignen sich hochwertige CD- oder DVD-ROM. Sie besitzen Materiallebensdauern
von bis zu 200 Jahren.
Ausführung
Ausführung
Einverständnis des Probanden
Jede Fotodokumentation darf nur dann erfolgen, wenn der Proband sie ausdrücklich billigt.
Es reicht aus, über den Verwendungszweck ausreichend zu informieren und dessen mündliche
Zustimmung in den eigenen Unterlagen festzuhalten. Dies ist erforderlich, weil ein
zu Begutachtender mit seiner Zustimmung zur Begutachtung nicht stillschweigend auch
in die Fotodokumentation einwilligt, zumal klinische Fotos einen Eingriff in die Persönlichkeitsrechte
darstellen und somit nicht zwingend Bestandteil von Gutachten sein müssen. Die kompromisslose
Aussagekraft der Fotos unterstreicht dies (Abb. [4]). Eine schriftliche Einwilligung allerdings scheint überzogen.
Abb. 4 35-Jährige, die mit ihrem langen Haar in ein Förderband geraten war, 10 Monate
nach Unfall und plastischer Deckung. Echthaarperücke kann wegen Schmerzen nicht, ein
Kopftuch nicht immer getragen werden. Posttraumatische Belastungsstörung.
Objekt und Hintergrund
Objekt und Hintergrund
Der zu dokumentierende Befund muss die Abbildung dominieren, schon optisch soll Unerhebliches
gegenüber der wesentlichen Aussage zurücktreten. Das gelingt durch ein bewusstes Einblenden
auf das Wesentliche sowie durch einen monotonen, zum Objekt kontrastierenden und matten
Hintergrund (Abb. [5]). Falls der Hintergrund nicht beeinflussbar oder wählbar ist, kann er durch einen
ausreichenden Abstand zum Objekt bewusst unscharf und damit optisch beruhigt dargestellt
werden. So vermeidet man auch störende, scharfe Schattenrisse beim Einsatz des Blitzlichtes,
sog. Schlagschatten. Gegenstände bekannter Größe, Maßband und Lineal sind hilfreich,
die räumliche Ausdehnung eines Befundes auf einen Blick zu erkennen.
Abb. 5 53-jähriger Landwirt, 3 Jahre zuvor mit dem rechten Arm in Förderschnecke geraten.
Klinische Bilder mit und ohne Prothese. Beachte das Weichteilrelief im Bereich der
Oberarme im Seitenvergleich und die fehlende Achsabweichung der Wirbelsäule.
Auch Röntgenaufnahmen, immer häufiger schon primär digitalisiert, können abfotografiert
werden. Dies bietet sich insbesondere dann an, wenn es sich um vom Probanden mitgebrachte
Fremdaufnahmen handelt. Um eine gute Qualität zu erhalten, ist eine gewisse Routine
erforderlich. Zu empfehlen ist beispielsweise ein Stativ, denn auch kleine, im Monitor
der Kamera nicht sichtbare Unschärfen durch Verwackeln wirken sich später ebenso störend
aus wie Mängel in der Entfernungs- und Belichtungsmessung (Abb. [6a]).
Abb. 6 61-jährige Zeitungsausträgerin. Überrolltrauma durch LKW mit drittgradig offener
Ober- und Unterschenkelfraktur links. a digital in Behelfstechnik abfotografierte
Röntgenaufnahmen vom Unfalltag b intraoperative Polaroidaufnahme 2 Tage nach Trauma,
durch Bildbearbeitungsprogramm verbessert c digitales klinisches Bild 4 Monate nach
plastischer Deckung
Grundsätzliches zur Aufnahmetechnik
Grundsätzliches zur Aufnahmetechnik
Für die Aufnahmetechnik sind mehrere, teils ineinander greifende Basisgrößen entscheidend,
die im Folgenden vereinfacht dargestellt sind. Weitere Einzelheiten und wesentliche
Fachbegriffe finden sich im Glossar.
Belichtungszeit
Die Belichtungsdauer (Belichtungszeit; Verschlusszeit) beeinflusst die Darstellung
von Bewegung. Je kürzer sie ist, desto schärfer würde beispielsweise ein vorbeifahrender
Zug dargestellt. Bezogen auf die Erfordernisse bei der gutachtlichen Fotodokumentation
wird durch eine kurze Belichtungszeit Unschärfe durch Bewegen oder Verwackeln vermieden.
Blende
Die Blende ist das zentrale Steuerelement (iris- oder lochförmige Öffnung) eines Kameraobjektives,
das variabel geöffnet oder geschlossen werden kann und steuert die Menge des Lichteinfalles
durch das Objektiv und die Schärfentiefe. Die gegenwärtige Öffnung der Blende wird
in Blendenwerten f (gefolgt von numerischem Wert) angegeben. Der mathematisch kleinste
Wert (z. B. f 2,8) gibt die größtmöglichste Blendenöffnung an - umgekehrt gibt ein
mathematisch großer Wert (z. B. f 16) eine kleine Blendenöffnung an. Das Schließen
einer Blende bezeichnet man als Abblenden.
Belichtung
Die Kombination aus Belichtungsdauer und Blendenöffnung, die Belichtung, bestimmt,
welcher Lichtmenge ein lichtempfindliches Element (Silberhalogenid-Korn beim Film,
Pixel beim Bildwandler) ausgesetzt ist. Sie bestimmt, ob ein Objekt in seiner Helligkeit
korrekt dargestellt wird.
Schärfentiefe
Neben der Belichtung gehört die Schärfentiefe zu den wichtigsten Faktoren bei der
Bildgestaltung. Mit Schärfentiefe bezeichnet man den Bereich, in dem sich die Schärfe
auf dem Bild ausdehnt. Durch das Zusammenspiel von Blende, Brennweite und Aufnahmeentfernung
kann man sie gezielt beeinflussen. Je kleiner die Blende, desto größer die Schärfentiefe.
Je geringer die Aufnahmeentfernung, desto geringer auch die Schärfentiefe. Für die
gutachterliche Praxis wird demnach ein möglichst geringer Kamera-Objektabstand günstig
sein, um das Objekt scharf und gegenüber der unscharfen Umgebung hervorgehoben erscheinen
zu lassen.
Brennweite
In der Fototechnik - zumindest in der Theorie - der Abstand (in Millimetern angegeben)
zwischen Objektiv- und Aufnahmeebene (bei Digitalkameras der Bildwandler). Je größer
die Brennweite, desto stärker wird das Motiv vergrößert und gleichzeitig der Bildwinkel
verengt. So haben Weitwinkelobjektive eine kurze Brennweite, während Teleobjektive
eine lange Brennweite besitzen.
Bildausschnitt und Perspektive
Beide bestimmen, wie viel eines Objektes und mit welchem räumlichen Eindruck es dargestellt
wird. Durch variable optische Linsensysteme (Zoomobjektive) lässt sich dieser Eindruck
merklich verändern.
Empfehlungen zur Aufnahmetechnik
Zusammenfassend ergeben sich aus dem Vorgenannten folgende Tipps, um für die Begutachtung
möglichst gute Aufnahmen anzufertigen:
-
Am besten fotografiert der, der etwas damit "sagen" will - der Gutachter selbst
-
Ausreichende Lichtverhältnisse, bei Kunstlicht entsprechende Einstellung an der Kamera
vornehmen, oder Blitzlicht benutzen
-
Monotoner, möglichst einfarbiger Hintergrund mit ausreichendem Abstand, fallweise
mit Maßstab zur Veranschaulichung der Größenverhältnisse
-
Geringer Objekt-Kamera-Abstand
-
Ruhige Kameraposition (z.B. Stativ), bei bewegten Objekten kurze Verschlusszeiten
-
Für das Abspeichern der Bilder die Kamera-Einstellungen "niedrigste Komprimierungsstufe"
und "höchste Auflösung" verwenden
Herausgabe und Archivierung
Herausgabe und Archivierung
Gutachten werden heute ganz überwiegend an PCs erstellt. Es ist ein leichtes, die
Bilddateien im Text an entsprechender Stelle einzufügen. Dies ist übersichtlich und
informativ. Andererseits ist es günstig, das Bildmaterial zu bündeln, damit die für
den Bilddruck erhöhten Anforderungen an Papier und Farbpatronen auf wenige Seiten
beschränkt bleiben. Die Abbildungen können also in die Textdatei eingebunden und abgespeichert,
gedruckt und archiviert werden. Da dieser Ausdruck gleichsam nur eine Kopie des Originalgutachtens
darstellt, ist es legitim und sogar sinnvoll (Sicherheitskopien), ja unter dem Aspekt
der Sorgfaltspflicht des Gutachters geboten, in digitaler Form zu archivieren. Generell
empfehlenswert ist eine zusätzliche Archivierung des originären Bildmaterials nach
einer definierten Systematik, um die Dateien wieder zu finden.
Gängige Praxis ist derzeit (noch), den Schriftteil eines Gutachten in Druckform, Abbildungen
(einschließlich der Röntgenbilder) auf einem Datenträger oder ebenfalls ausgedruckt
zu liefern. Prinzipiell kann aber das gesamte Gutachten als Datei versandt werden,
zumal typische Formate wie Microsoft Word weit verbreitet sind. Dies ist jedoch mit
bedeutsamen Sicherheitsrisiken behaftet. (Uschold A: Einstufung und Bewertung der
digitalen Fotografie für die gutachterliche Tätigkeit. 2002)
Einerseits sind diese Dokumente jederzeit veränderbar, andererseits werden mit der
Datei gelöscht geglaubte Informationen übertragen und so unbeabsichtigt weitergegeben.
(Bleich H: Transrapid-Gutachten gefälscht? Word-Änderungshistorie zeigt gelöschte
Passagen in politisch brisanter Studie. c't 05/2002, 41)
Deutlich sicherer ist das von Adobe Acrobat (und anderen Programmen) erzeugte PDF-Format
(Glossar). Das Programm "druckt" die Word-Datei in eine PDF-Datei, die mit dem (weit
verbreiteten und zudem kostenlos erhältlichen) Acrobat Reader geöffnet und gelesen,
aber nicht verändert werden kann. Dies wäre nur mit der Vollversion von Adobe Acrobat
möglich und kann beim "Druck" durch Passwort-Schutz verhindert werden. Die Veränderung
einer PDF-Datei ist somit deutlich erschwert und zudem nachvollziehbar. Ein weiterer
Vorteil: Die PDF-Datei gibt sämtliche Formatierungen und Schriftarten exakt wieder,
während der Empfänger beim Öffnen von Word-Dateien bisweilen unangenehme Überraschungen
erlebt.
Abrechnung
Abrechnung
Fotos in Gutachten werden vergütet - und zwar von allen Auftraggebern. Aktuell kann
die Fotodokumention innerhalb der Begutachtung wie folgt abgerechnet werden Tab. [1]:
Tab. 1
Resümee
Resümee
Die digitale Fotodokumentation ist sehr gut geeignet, bestimmte klinische Befunde
prägnant darzustellen. Dies erfordert jedoch die Zustimmung des Probanden.
Die benötigte Ausrüstung ist erschwinglich, zumal entsprechend dem Verwendungszweck
Kameras aus dem Konsumerbereich ausreichen. Die notwendigen Basiskenntnisse sind überschaubar,
die vermittelten Grundlagen erleichtern das Verständnis.
Die Größe einer qualitativ völlig ausreichenden Bilddatei im JPEG-Format mit einer
Auflösung von 300 dpi und geringer Kompressionsrate ist mit ca. 1MB anzusetzen. Die
Archivierung selbst großer Bildmengen stellt demnach kein wesentliches technisches
und finanzielles Problem dar. Zur Langzeitarchivierung dienen CD- oder DVD-ROM, die
in hoher, langlebiger Qualität pro Gigabyte Speicherplatz etwa 2,00 € kosten.
Für die Fotodokumentation gilt im Grundsatz dasselbe wie für die textliche Befunddarstellung.
Sie muss geleitet werden von der allgemeinen beruflichen Qualitätsverpflichtung und
vom Bestreben, die medizinisch relevanten, tatsächlichen Verhältnisse objektiv "abzubilden".
Insofern sind Überlegungen zur Fälschungssicherheit theoretischer Natur. Veränderungen
am Originalbild sind im Sinne der besseren Darstellung der Bildaussage, des Informationsgehaltes,
sogar wünschenswert (wenn auch aufgrund des Zeitaufwandes und der Kenntnisse nicht
immer zu realisieren). Manipulationen im Sinne der Verfälschung jedoch verbieten sich.
Wird ein Gutachten dem Auftraggeber nicht als Ausdruck (Hardcopy), sondern als Datei
zur Verfügung gestellt, so ist das PDF-Format zu verwenden. Dateien aus Textverarbeitungsprogrammen
(z. B. Microsoft Word) sind wegen gestalterischer Unzulänglichkeiten in der Wiedergabe
und aus sicherheitskritischen Gründen abzulehnen.
Die Resonanz der Auftraggeber auf die Veranschaulichung von Gutachten durch klinische
Bilder ist durchweg positiv. Selbst dem (unfall-)medizinischen Laien wird das klinische
Ergebnis selbst bei komplexem Verletzungsmuster gleichsam auf einen Blick deutlich
(Abb. [6]).
Dr. Claus Bretschneider, Klinikum Bad Hersfeld, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie.
Co-Autoren: Dres. Rüdiger Volkmann, Elmar Ludolph.
Kurzfassung mit freundlicher Genehmigung der Verlagsgruppe ecomed MEDIZIN, Landsberg,
in Anlehnung des Beitrags im "Kursbuch der ärztlichen Begutachtung", Hrsg. Ludolph/Lehmann/Schürmann,
2006/2007)
Glossar
Glossar
Auflösung
Maß für die Detailgenauigkeit, die ein Gerät aufzeichnen oder wiedergeben kann. Bei
einem Monitor oder Drucker informiert die Auflösung darüber, wie viele Pixel dargestellt
bzw. gedruckt werden können. Bei Eingabegeräten (Digitalkamera oder Scanner) bestimmt
die Auflösung, wie viele Pixel erfasst werden können. Die Angabe erfolgt in dpi (dots
per inch = Bildpunkte pro Zoll; 1 Zoll entspricht 2,54 cm), in Anzahl der horizontalen
und vertikalen Bildpunkte (z. B. 1.280 x 1.024). Vereinfacht kann gesagt werden: Je
höher die Auflösung, desto besser ist die Bildqualität.
Autofokus
Automatische Scharfeinstellung. Man unterscheidet zwischen aktivem und passivem Autofokus.
Beim aktiven Autofokus wird zur Ermittlung der Distanz ein gebündelter Lichtstrahl
(meistens Infrarot) oder Ultraschall-Wellen (sog. Sonar-Autofokus) ausgesendet; eine
präzise Scharfeinstellung erfolgt deshalb nur innerhalb der Reichweite des Lichtstrahles.
Ein aktiver Autofokus erkennt keine durchsichtigen bzw. durchleuchtenden Hindernisse
und stellt folglich auf der Hindernis-Ebene scharf. Bei passiven AF-Systemen erfolgt
die Scharfeinstellung nach dem Prinzip des Kontrastvergleiches oder der optischen
Phasendifferenz (dadurch Fehlmessungen beim Abfotografieren von Röntgenbildern möglich).
Bildwandler
Der Bildwandler (CCD, CMOS) ist ein elektronischer Baustein (lichtempfindlicher Halbleiter),
der das Licht - proportional zur Lichtintensität - in eine mehr oder weniger starke
elektrische Spannung umwandelt.
Bitmap
Darstellungsform eines digitalen Bildes, bei der jedem Bit im Speicher eines Computers
genau ein Bildpunkt auf dem Bildschirm oder dem Drucker zugeordnet wird.
CCD
Charged Coupled Device. Verbreiteter Bildwandler-Typ. Die elektrische Ladung wird
nach dem Prinzip der Menschenkette zeilenweise von einem Pixelelement zum anderen
übertragen.
CMOS
Complementary Metal Oxide Semiconductor. Im Gegensatz zum CCD-Bildwandler werden bei
einem CMOS-Bildwandler die Pixelelemente einzeln ausgelesen. Sie sind weniger aufwendig
herzustellen, folglich auch billiger, aber mit einem stärkeren Rauschverhalten behaftet.
Exif
Exchangeable Image File. Standard-Dateiformat für Geräte übergreifenden, vom Hersteller
unabhängigen Austausch von Bilddateien, sich aus der eigentlichen JPEG-Bilddatei und
einem so genannten Dateikopf (Header) mit vielen Informationen zur Kamera, zu Aufnahmezeit
und Aufnahmeeinstellungen zusammensetzt. Diese Originalitätsmerkmale können über die
Betriebsprogramme der Kameras geprüft werden und sind vom Nichtspezialisten schwer
manipulier-bar.
Farbtiefe
Die Farbtiefe (in Bit) gibt die maximale Zahl von Farbtönen an, die ein Digitalsystem
(Digitalkamera, Grafikkarte, Bildverarbeitungsprogramm, Scanner usw.) "sehen" bzw.
aufnehmen und verarbeiten kann. Üblicherweise wird die Gesamt-Farbtiefe angegeben.
Die Anzahl der darstellbaren Farben errechnet sich aus der Potenz 2 x wobei x für
die Farbtiefe steht. So hat z. B. eine Digitalkamera mit 24-bit-Farbtiefe 8 Bit pro
Grundfarbe (3 x 8 Bit = 24 Bit) und kann insgesamt 224 = 16,7 Millionen Farben verarbeiten.
JPEG (=JPG)
Joint Photographic Experts Group. Meistverbreitetes Dateiformat zur Speicherung von
Bilddateien; JPEG ist ein Verlust behaftetes Dateiformat: die Bilddateien werden vor
jedem Speichervorgang komprimiert, wobei - je nach Komprimierungsfaktor augenfälliger
- Bilddetails unwiderruflich verloren gehen. Bis zu einem Komprimierungsfaktor von
4 bis 9 bewegt sich der Informationsverlust im Bereich des mit dem Auge nicht Erkennbaren
(visually-lossless-compression). Mit jeder Bearbeitung und nachfolgendem Speichervorgang
kann sich also die Bildqualität weiter verschlechtern.
PDF
Portable Document Format. Von der Firma Adobe speziell für Dokumente (z. B. Handbücher,
Prospekte, Berichte) entwickeltes Dateiformat. Das PDF-Format ermöglicht eine einheitliche
Darstellung der entsprechenden Dokumente im Original-Layout und mit der Original-Schrift
auf Bildschirm und Papier. PDF-Dokumente können mit dem kostenlos erhältlichen Acrobat
Reader von Adobe geöffnet, angezeigt und gedruckt, aber nicht verändert werden.
Pixel
-
Engl. Kurzwort für "picture cell" = Bildzelle. Bildwandler bestehen aus einer Vielzahl
von winzigen, lichtempfindlichen Zellen (Fotodioden), die Licht in elektrische Spannung
umsetzen und die daraus gewonnene digitale Bildinformation für jeden einzelnen Bildpunkt
zu einem digitalen Bild zusammensetzen.
-
Engl. Kurzwort für "picture element" = Bildpunkt. Kleinstes Element eines Rasterbildschirms
oder eines digitalen Bildes, dem immer auch Angaben zur Intensität und Farbe zugeordnet
sind. In der Regel, wie z.B. bei Monitoren oder Tintenstrahldruckern, wird ein Pixel
aus bis zu 256 dots pro Farbe zusammengesetzt.
TIFF
Tagged Image File Format. Verbreitetes Dateiformat zur verlustfreien Speicherung von
Bilddateien. Das TIFF-Format kann - falls vom Kamera- oder Softwarehersteller unterstützt
- mit einer verlustfreien Komprimierungsmethode kombiniert werden.
Wechselspeicherkarte
Speicherkarte, die aus der Kamera entfernt, wie eine Diskette gehandhabt (Daten mit
Card Reader auslesen, löschen) und wieder eingesetzt werden kann: CompactFlash, SmartMedia,
SD, MMC, xD-Picture Card, Memory Stick
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