In den 1970er Jahren kam es in den deutschsprachigen Ländern zu einer enormen Entwicklung
im Ultraschall im Bereich der Geburtshilfe. Über die Basisinformation über eine Schwangerschaft
(Anzahl der Feten, Vitalität, Plazentalage, Minimalbiometrie) hinaus entwickelte sich
die Fehlbildungsdiagnostik auf stetig steigende Qualitätsstufen. Im Weiteren war die
Pränatalmedizin aus der Pränataldiagnostik geboren, diese ist ohne den Ultraschall
nicht denkbar. Naturgemäß basiert ein Mehr an Qualität auf einem "viel mehr" an Wissen,
Erfahrung und Ausrüstung.
Mit der Etablierung des annähernd flächendeckenden Ultraschall-Screenings in der Schwangerschaft
stellte sich die Frage, wie das maximale Know-how möglichst vielen Schwangeren zuteil
werden kann. Ein möglicher Weg war die Etablierung von Basisuntersuchungen (Stufe
I) mit Basisstandards, mit Hilfe derer Abweichungen von der normalen Entwicklung entdeckt
werden sollten.
Solche Hinweiszeichen erfordern die weitere Abklärung und gegebenenfalls das Management
des Problems auf der nächsten Ebene (Stufe II).
Besonders spezielle Fälle und Techniken erfordern noch mehr an Wissen und Fertigkeiten,
an Ausstattung und möglicherweise die Betreuung im interdisziplinären Team (Stufe
III). Darüber hinaus zählt zu den Aufgaben der Stufe III obligat die Wissenschaft,
die Definition und das Update von Standards sowie die "medizin-politische" Vertretung
des Ultraschalls in verschiedensten Gremien.
In dieser Form zumindest hat sich das Stufenkonzept im Bereich Gynäkologie / Geburtshilfe
in der DEGUM etabliert, so funktioniert zu einem wesentlichen Anteil das Screening
und die Pränatalmedizin in Deutschland. In Österreich ist das Stufenkonzept in der
Gynäkologie und Geburtshilfe ebenfalls etabliert, hier hat es aber bislang weniger
Gewicht.
Im europäischen Kontext (EFSUMB) wird nun - wohl nicht zuletzt in Beobachtung und
Wertschätzung des funktionierenden Geburtshilfesystems - empfohlen, das dreistufige
Stufenkonzept für alle sonografischen Disziplinen zu etablieren. Die Stufe II soll
als Ausbildner fungieren, die Stufe III als Kursleiter. Da und dort wird debattiert,
ob wirklich in allen, vor allem den zahlenmäßig kleineren Arbeitsgebieten, 3 Stufen
nötig sind, oder man mit 2 Stufen das Auslangen findet. Darüber soll noch diskutiert
werden. Aber aus geburtshilflicher Erfahrung und Sicht kann das Stufenkonzept nur
empfohlen werden. Es hat sich bewährt, die Aufgaben auf jeder Ebene zu definieren
und die Qualitätsstandards zu überprüfen. So kann es ermöglicht werden jene Fälle
zu selektionieren, die über die Basisdiagnostik hinaus einer erweiterten Diagnostik
und gegebenenfalls einem erweiterten Management bedürfen.
Qualität in der Ultraschalldiagnostik kommt in erster Linie dem / der PatientIn zugute.
Das liegt auf der Hand. In zweiter Linie kann sie helfen, Kosten einzusparen. Teure
weiterführende Diagnostik ist bei guter primärer Ultraschallqualität vielfach entbehrlich.
Wenn dies in diagnostischen Entscheidungsbäumen in einem hohen Grad umgesetzt werden
kann, wird dies auch wirksam und nachvollziehbar. Dadurch wird der Ultraschall in
vielen Bereichen seinen Stellenwert festigen und ausbauen können. Das Stufenkonzept
kann ein neuer Anlauf für die Erreichung dieser Ziele sein.
Mit kollegialen Grüßen
Univ. Doz. Dr. H. Steiner, ÖGUM-Vorstand