Dialyse aktuell 2007; 11(8): 57
DOI: 10.1055/s-2007-1010968
Markt und Forschung

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Stabile Hämoglobinwerte mit einer Spritze monatlich - Neuer Ansatz zur Therapie der renalen Anämie

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Publication Date:
12 December 2007 (online)

 
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Die Therapie der renalen Anämie wird schon seit den Achtzigerjahren mit rekombinant hergestellten Erythropoetinen (rhEPO) durchgeführt. Die an sich sehr erfolgreiche Therapie ist jedoch nicht immer unproblematisch. In der Praxis können trotz der Behandlung mit rhEPO nur wenige Patienten mit renaler Anämie den von der KDOQI ("Kidney Disease Outcomes Quality Initiative") [3] empfohlenen Hämoglobinwert von 11-12 g/dl langfristig und kontinuierlich halten [2], [5].

Die dadurch bedingten Folgeschäden, die mit einer erhöhten Morbidität, Hospitalisierung und Mortalität einhergehen, verursachen einen erhöhten Betreuungsaufwand der Patienten und zusätzliche Kosten. Neben diesem medizinischen Problem ist die Therapie mit rhEPO durch die häufigen Applikationen - in der Spitze bis zu dreimal wöchentlich - sehr zeitintensiv und aufwendig.

Mit dem neuen Antianämikum MIRCERA® ("methoxy polyethylene glycol-epoetin beta"), das im September 2007 in Deutschland eingeführt wurde, steht der erste zugelassene, chemisch synthetisierte Wirkstoff für eine kontinuierliche Stimulation der Erythropoese für die Therapie der renalen Anämie zur Verfügung.

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In der Erhaltungsphase reicht einmal monatliche Gabe

Das Erythropoese stimulierende Arzneimittel (ESA) hat eine deutlich längere Halbwertszeit (Abb. [1]) und kann dadurch mit erheblich verlängerten Applikationsintervallen - bis zu einmal monatlich - gegeben werden [1], [4], [6], [8], [10].

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Abb. 1 Halbwertszeiten verschiedener Erythropoetine

In sechs großen Zulassungsstudien wurden fast 1 800 Patienten mit dem lang wirkenden ESA behandelt. Es ist damit das bisher größte Studienprogramm für die Zulassung einer Erythropoese stimulierenden Substanz. In der Korrekturphase erhöhte sich mit der zweiwöchentlichen Gabe der Hämoglobinwert ebenso schnell auf den gewünschten Zielwert wie mit bis zu mehrmals wöchentlich verabreichtem Epoetin oder Darbepoetin [4], [8].

Der Hämoglobinspiegel wird unter dem kontinuierlichen Erythropoetinrezeptoraktivator (C.E.R.A., "Continious Erythropoietin Receptor Activator") allerdings für den Patienten schonend und kontinuierlich angehoben und schießt in den ersten acht Behandlungswochen deutlich seltener über den gewünschten Zielwert hinaus als beispielsweise unter Darbepoetin alfa (Abb. [2]; [8]). Dosisanpassungen sind seltener notwendig als unter den bisherigen EPO-Präparaten.

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Abb. 2 Vergleich der Wirksamkeit : Unter C.E.R.A. steigt der Hämoglobinwert langsamer aber stetig an und bleibt stabil nach [8]

In der Erhaltungsphase reicht die einmal monatliche Anwendung, um den Hämoglobinwert auch über längere Zeit stabil zu halten [6], [10]. Dies gilt sowohl für die subkutane als auch für die intravenöse Gabe. Alle Patientengruppen profitieren von der Therapie gleichermaßen, unabhängig von Alter, Geschlecht oder Komorbiditäten [6], [7], [9].

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Gut verträglich und sicher in der Anwendung bei weniger Zeitaufwand

Die Verträglichkeit entspricht der von anderen im Markt befindlichen ESAs. Bei keinem der Patienten traten im Rahmen des Studienprogramms neutralisierende Antikörper gegen das lang wirkende ESA auf.

Für den Praxisalltag bedeutet diese neue Therapieoption der renalen Anämie eine Zeitersparnis. So bleibt bei nur einer Injektion pro Monat mehr Zeit für die Betreuung der meist multimorbiden Patienten. Zusätzlich gewährleistet die TRBA-konforme (Technische Regel für Biologische Arbeitsstoffe) Fertigspritze einen maximalen Schutz der Anwender vor Nadelstichverletzungen.

Quelle: Symposium "Mircera®: Neu in der renalen Anämietherapie - Nur einmal pro Monat in der Erhaltungsphase", veranstaltet von der Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen

Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen

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Wirkprinzip

Das Antianämikum aktiviert den Erythropoetinrezeptor kontinuierlich und gehört zu einer neuen Klasse von lang wirkenden, chemisch synthetisierten ESAs. Es bindet zwar sehr viel langsamer und sehr viel seltener an die Epo-Rezeptoren, trotzdem reicht die Zahl der aktivierten Rezeptoren aus, um eine der natürlichen Rate entsprechende Erythropoesestimulation zu erreichen. Das Molekül bleibt über lange Zeit im System erhalten und kann deswegen immer wieder die Erythropoese stimulieren.

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Literatur

  • 01 Canaud B . Braun J . Locatelli F . et al . XLIII ERA-EDTA Congress, Glasgow, Scotland, 2006. 
  • 02 Collins AJ . Brenner RM . Ofman JJ . et al . Am J Kidney Dis. 2005;  46 481-488
  • 03 KDOQI. Am J Kidney Dis. 2007;  50 (3) 471-530
  • 04 Klinger M . Arias M . Vagemezis V . et al . The American Society of Nephrology (ASN) 39th annual meeting, San Diego, USA, 2006. 
  • 05 Lacson Jr E . Ofsthun N . Lazarus JM . Am J Kidney Dis. 2003;  41 111-124
  • 06 Levin NW . Imbasciati E . Combe C . et al . The American Society of Nephrology (ASN) 39th annual meeting, San Diego, USA, 2006. 
  • 07 Locatelli F . Sulowicz W . Harris K . et al . The American Society of Nephrology (ASN) 39th annual meeting, San Diego, USA, 2006. 
  • 08 MacDougall IC . Walker R . Provenzano R . et al . The American Society of Nephrology (ASN) 39th annual meeting, San Diego, USA, 2006. 
  • 09 Ryckelynck JP . Harris K . Selgas R . et al . The American Society of Nephrology (ASN) 39th annual meeting, San Diego, USA, 2006. 
  • 10 Sulowicz W . Locatelli F . Ryckelynck JP . et al . Clin J Am Soc Nephrol. 2007;  2 (4) 637-646
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Literatur

  • 01 Canaud B . Braun J . Locatelli F . et al . XLIII ERA-EDTA Congress, Glasgow, Scotland, 2006. 
  • 02 Collins AJ . Brenner RM . Ofman JJ . et al . Am J Kidney Dis. 2005;  46 481-488
  • 03 KDOQI. Am J Kidney Dis. 2007;  50 (3) 471-530
  • 04 Klinger M . Arias M . Vagemezis V . et al . The American Society of Nephrology (ASN) 39th annual meeting, San Diego, USA, 2006. 
  • 05 Lacson Jr E . Ofsthun N . Lazarus JM . Am J Kidney Dis. 2003;  41 111-124
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  • 07 Locatelli F . Sulowicz W . Harris K . et al . The American Society of Nephrology (ASN) 39th annual meeting, San Diego, USA, 2006. 
  • 08 MacDougall IC . Walker R . Provenzano R . et al . The American Society of Nephrology (ASN) 39th annual meeting, San Diego, USA, 2006. 
  • 09 Ryckelynck JP . Harris K . Selgas R . et al . The American Society of Nephrology (ASN) 39th annual meeting, San Diego, USA, 2006. 
  • 10 Sulowicz W . Locatelli F . Ryckelynck JP . et al . Clin J Am Soc Nephrol. 2007;  2 (4) 637-646
 
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Abb. 1 Halbwertszeiten verschiedener Erythropoetine

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Abb. 2 Vergleich der Wirksamkeit : Unter C.E.R.A. steigt der Hämoglobinwert langsamer aber stetig an und bleibt stabil nach [8]