Prof. Danilo Fliser, Hannover: "Die deutlich nephroprotektiven Effekte der AT-II-Antagonisten
bei Patienten mit Hypertonie und Typ-2-Diabetes mellitus können alleine durch eine
Blutdrucksenkung nicht erklärt werden."
Nierenerkrankungen, Diabetes und Bluthochdruck bilden oft eine fatale Trias. Niereninsuffiziente
Patienten, die an Bluthochdruck und darüber hinaus an Diabetes leiden, haben eine
extrem verkürzte Lebenserwartung. Die Prävention respektive Rückbildung von Endorganschäden
bildet daher neben der Normalisierung der Blutdruckwerte die Messlatte für moderne
Antihypertensiva.
Antihypertensive Therapie mit AT-II-Antagonist senkt Diabetesinzidenz
Antihypertensive Therapie mit AT-II-Antagonist senkt Diabetesinzidenz
Hypertoniker haben ein überdurchschnittliches Risiko für Diabetes mellitus Typ 2.
Wie Prof. Ulrich Kintscher, Berlin, mitteilte, kann eine antihypertensive Therapie
mit einem Angiotensin-II-Antagonisten eine manifeste Entgleisung des Glukosestoffwechsels
verzögern oder sogar verhindern.
Große Interventionsstudien bei Patienten mit Hypertonie haben gezeigt, dass eine Hemmung
des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) zu einer geringeren Inzidenz von Typ-2-Diabetes
führt. In den bislang zehn abgeschlossenen Studien mit mehr als 75 000 Patienten (z.
B. HOPE, CHARM, LIFE, VALUE), hatten Patienten unter moderner AT-II-Antagonisten-Therapie
eine um 20-25 % niedrigere Diabetesrate als Patienten, die mit älteren Antihypertensiva
behandelt wurden.
Zudem konnten AT1-Rezeptorblocker in einer Reihe von Studien ihre organprotektiven Eigenschaften unter
Beweis stellen, so der Pharmakologe. Durch eine wirksame Blutdrucksenkung wird einerseits
hypertoniebedingten Langzeitschäden vorgebeugt, andererseits werden die pathophysiologisch
relevanten AT-II-Wirkungen vermieden. Gleichzeitig bleiben die antiproliferativen,
über den AT2-Rezeptor vermittelten Effekte erhalten.
Endorganprotektion durch antiinflammatorische Wirkung
Endorganprotektion durch antiinflammatorische Wirkung
Exemplarischen Studien mit AT-II-Antagonisten zufolge sind vor allem antientzündliche
Effekte für deren günstige Wirkung gegen Endorganschäden ursächlich. Wie der Nephrologe
Prof. Danilo Fliser, Hannover, zeigen konnte, ist dies besonders gut für Olmesartan
belegt.
Die EUTOPIA[1]-Studie untersuchte mithilfe des hochsensitiven C-reaktiven Proteins (hsCRP), einem
Marker für die inflammatorische Aktivität, bei 199 Patienten mit Hypertonie und Atherosklerose
die Wirkung von täglich 20 mg Olmesartan mit oder ohne 20 mg Pravastatin auf die vaskuläre
Mikroentzündung (Ausgangswert hochsensitives CRP > 3 mg/l). Bereits nach sechs Wochen
ging unter der Olmesartan-Monotherapie der hsCRP-Spiegel signifikant zurück (-15 %),
auch die Spiegel anderer hochsensitiver Marker wie der Tumornekrosefaktor-alpha (hsTNF-α)
und Interleukin-6 (IL-6) nahmen signifikant ab (-9 bzw. -14 %).
Nach zwölf Wochen waren in der Olmesartan/Pravastatin-Gruppe die Serumspiegel von
hsCRP sogar um 21 % gesunken. Die Therapie mit Pravastatin alleine (plus Placebo)
hatte dagegen keinen signifikanten Effekt auf die inflammatorischen Marker. "Über
einen Zeitraum von Jahren oder Jahrzehnten könnten diese Effekte entscheidend zur
Endorganprotektion beitragen", so Fliser.
Neben Blutdrucksenkung auch nephroprotektiver Effekt
Neben Blutdrucksenkung auch nephroprotektiver Effekt
Die Funktionseinschränkung der Nieren zählt neben kardiovaskulären Komplikationen
zu den schwerwiegendsten Folgeerkrankungen des Diabetes mellitus. Wie vier Studien
(IRMA-2, IDNT, RENAAL, MARVAL) mit insgesamt über 4 000 hypertensiven Patienten mit
Typ-2-Diabetes zeigten, kann durch AT-II-Antagonisten die Progression sowohl bei manifester
Nephropathie als auch im Stadium der persistierenden Mikroalbuminurie gebremst und
die Prognose verbessert werden.
Dass Olmesartan, unabhängig von seiner blutdrucksenkenden Wirkung, eine protektive
renale Langzeitwirkung bei Patienten mit Typ-2-Diabetes hat, konnte Fliser in einer
weiteren placebokontrollierten, randomisierten Doppelblindstudie zeigen. Bei 35 Patienten
wurde der Effekt von Olmesartan (40 mg/d Olmesartan oder Placebo über einen Zeitraum
von zwölf Wochen) auf die (intra)renale Hämodynamik untersucht. Olmesartan erhöhte
- trotz signifikanter systemischer Blutdrucksenkung - den effektiven renalen Plasmafluss
signifikant und reduzierte den renovaskulären Widerstand sowie den Rückgang der Filtrationsrate.
Verminderung der Albuminurie
Verminderung der Albuminurie
Liegt bei Hochdruckpatienten mit Typ-2-Diabetes eine Mikroalbuminurie vor, ist die
Sterblichkeitsrate bis zu achtmal höher als bei normaler Eiweißausscheidung. Angiotensin
II ist an der Entstehung einer Mikroalbuminurie wesentlich beteiligt. Ob sich das
Auftreten einer Mikroalbuminurie bei Diabetikern mit oder ohne Bluthochdruck verhindern
lässt, wenn frühzeitig mit Olmesartan therapiert wird, soll die ROADMAP[2]-Studie klären.
In die prospektive Präventionsstudie wurden 4 400 Typ-2-Diabetiker aufgenommen, die
rund fünf Jahre lang beobachtet werden sollen. Einschlusskriterium war eine normale
Albuminausscheidung im Urin und zusätzlich mindestens ein kardiovaskulärer Risikofaktor.
In den doppelblind randomisierten Parallelgruppen wird entweder 40 mg/d Olmesartan
oder Placebo verabreicht.
Als primäres Studienziel wurde die Zeitdauer bis zur Entwicklung einer Mikroalbuminurie
unter Olmesartan oder Placebo definiert. Was immer die Ergebnisse dieser Präventionsstudie
sein werden - zu den Fragen der Nephro- und Gefäßprotektion durch AT-II-Antagonisten
wird es eindeutigere Antworten geben, so Fliser.
Dr. Daniel Bomar, Linkenheim
Quelle: Satellitensymposium "Von den Nieren zum Gehirn - AT1-Rezeptorblockade im Fokus", im Rahmen des 38. Kongresses der Gesellschaft für Nephrologie
(GfN), veranstaltet von der Belin-Chemie AG, Berlin