Dialyse aktuell 2007; 11(8): 66
DOI: 10.1055/s-2007-1010955
Markt und Forschung

© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Direkter Renininhibitor hemmt RAAS am Ursprung - Hypertonietherapie mit organprotektivem Potenzial

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Publication Date:
12 December 2007 (online)

 
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Die bisher auf dem Markt angebotenen Wirkstoffe zur Blockade des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) greifen zu einem relativ späten Zeitpunkt in das System ein, indem sie als ACE-Hemmer (Angiotensin-converting-Enzym) entweder die Bildung von Angiotensin II verhindern oder als AT1-Rezeptorblocker (ARB, "Sartane") dessen Wirkung hemmen (Abb. [1]). Dabei blockieren ACE-Hemmer das RAAS nur unvollständig, da Angiotensin II auch über einen ACE-unabhängigen Stoffwechselweg gebildet werden kann, erläuterte Prof. Danilo Fliser, Berlin. Sartane wiederum bewirken über einen Rückkopplungsmechanismus die Erhöhung des Angiotensin-II-Spiegels. Beide Wirkstoffgruppen führen außerdem zu einer kompensatorischen Steigerung der Plasmareninaktivität (PRA). Dies ist deswegen von großer Bedeutung, weil eine hohe PRA klinischen Studien zufolge bei Hypertonikern mit einem deutlich erhöhten Herzinfarktrisiko einhergeht.

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Abb. 1 Während ACE-Inhibitoren (ACEI) und AT1-Rezeptorblocker (ARB) das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System relativ spät hemmen, kontrolliert der Renininhibitor Aliskiren das System direkt am Ursprung, was dem Endorganschutz zugute kommen kann

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Innovatives Wirkprinzip ...

Eine vielversprechende Alternative zu den bisher eingesetzten RAAS-Hemmern bietet Aliskiren (Rasilez®). Mit dem Präparat ist erstmals ein oral verfügbarer direkter Renininhibitor auf dem Markt, der das komplexe RAA-System am Ursprung angreift, erläuterte Prof. Friedrich Luft, Berlin (Abb. [1]). Dazu bindet der Wirkstoff an das aktive Zentrum des Reninmoleküls und verhindert so die Spaltung von Angiotensinogen in Angiotensin I. Dadurch wird der erste und geschwindigkeitsbestimmende Schritt der Renin-Angiotensin-Kaskade gehemmt - das heißt im Gegensatz zu den bisher eingesetzten RAAS-Inhibitoren kontrolliert Aliskiren das gesamte Reninsystem an seinem Ausgangspunkt.

Letztlich können so mögliche Auswirkungen einer hohen Angiotensin-II-Konzentration im Blut wie Hypertonie, Herzinsuffizienz, kardiovaskuläre Ereignisse oder Niereninsuffizienz, effektiv unterbunden werden. Gleichzeitig senkt der direkte Renininhibitor - anders als ACE-Inhibitoren oder AT1-Rezeptorblocker - die Plasmareninaktivität.

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... in der Praxis bestätigt

Dass Hypertoniker auch in der Praxis von einer Behandlung mit dem Renininhibitor profitieren, belegen zahlreiche Studienergebnisse: Demnach senkt Aliskiren den diastolischen und systolischen Blutdruck sehr effektiv, und zwar sowohl bei Monotherapie, als auch in Kombination mit ACE-Hemmern, Sartanen, Kalziumkanalblockern oder Thiaziden, wobei deutliche additive Effekte bei Gabe des direkten Renininhibitors auftraten [1], [2], [3], [4], [5], [6].

Aber nicht nur Hypertonikern, sondern auch Patienten mit starker Herzschädigung kommt die Behandlung mit Aliskiren zugute, wie die kürzlich beendete ALOFT[1]-Studie zeigt, die Prof. Teut Risler, Tübingen, vorstellte. In deren Rahmen wurden 302 Patienten, die unter einer stabilen Herzinsuffizienz litten, entweder mit Aliskiren (150 mg/Tag) behandelt oder erhielten Placebo. Zusätzlich setzten die Ärzte die Standardtherapie gegen Herzinsuffizienz fort, die in der Regel aus ACE-Inhibitoren oder Sartanen plus Betablockern besteht.

Nach zwölf Wochen war der BNP-Wert (B-Typ natriuretisches Peptid) - Indikator für den Schweregrad der Herzinsuffizienz - unter dem direkten Renininhibitor um 61 pg/ml gesunken gegenüber 12 pg/ml bei alleiniger Standardtherapie. Auch der Spiegel des N-terminalen BNP - ebenfalls ein wichtiger Herzinsuffizienzmarker - war deutlich niedriger als in der Placebogruppe, ebenso wie die Plasmareninaktivität und die Aldosteronkonzentrationen in Plasma und Urin. Die Behandlung wurde dabei gut vertragen: Lediglich 4,5% der Patienten brachen die Studie wegen Nebenwirkungen vorzeitig ab gegenüber 2,7% unter Placebo.

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Weitere Untersuchungen zum organprotektiven Potenzial

Mit Aliskiren steht dem Arzt ein Medikament für eine effektive und verträgliche Behandlung von Bluthochdruck zur Verfügung, wobei die Kombination mit anderen Antihypertensiva problemlos möglich ist.

Weitere mögliche organprotektive Effekte von Aliskiren werden derzeit im Rahmen des "ASPIRE HIGHER"-Programms untersucht, das neben ALOFT eine Reihe weiterer Studien umfasst: So wurden die Ergebnisse der AVOID[2]-Studie an Diabetikern mit Proteinurie Anfang November 2007 vorgestellt. Die ALLAY[3]-Studie untersucht den langfristigen Einfluss von Aliskiren auf Patienten mit linksventrikulärer Hypertrophie. Hier sind erste Ergebnisse Anfang 2008 zu erwarten. Weitere Studien sind bereits angelaufen oder in Planung.

Stefan Oetzel, Tübingen

Quelle: Symposium "Direkte Renin-Inhibition - ein neuer Ansatz zur Behandlung der Hypertonie" im Rahmen des 38. Kongresses der Gesellschaft für Nephrologie (GfN), veranstaltet von der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg

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Literatur

01 ALiskiren Observation of Heart Failure Treatment

02 Aliskiren in the EValuation Of Proteinuria In Diabetes

03 ALiskiren Left Ventricular Assessment HypertrophY

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Literatur

01 ALiskiren Observation of Heart Failure Treatment

02 Aliskiren in the EValuation Of Proteinuria In Diabetes

03 ALiskiren Left Ventricular Assessment HypertrophY

 
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Abb. 1 Während ACE-Inhibitoren (ACEI) und AT1-Rezeptorblocker (ARB) das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System relativ spät hemmen, kontrolliert der Renininhibitor Aliskiren das System direkt am Ursprung, was dem Endorganschutz zugute kommen kann