Dialyse aktuell 2007; 11(8): 12-13
DOI: 10.1055/s-2007-1010949
Fachgesellschaften

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11. AKTX-Pflegesymposium in Mainz

Erfahrungen austauschen, fachlichen Diskurs pflegen
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12 December 2007 (online)

 
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Das 11. Pflegesymposium des AKTX-Pflege e.V. war ein voller Erfolg. Die Teilnehmer nutzten die Möglichkeit, Erfahrungen und Wissen auszutauschen und den fachlichen Diskurs über neue Aspekte der Transplantationspflege und -medizin zu pflegen. Das nächste Pflegesymposium findet im September 2008 in Bochum statt.

Wir müssen mit dem wachsenden Kostendruck auf die Krankenhäuser und den sich daraus ergebenden Umgestaltungen, wie zum Beispiel Fusionen und Personalkürzungen umzugehen lernen. Die Pflege muss sich weiter organisieren und ihre Arbeit, ihr Wissen und ihre Erfahrungen einer breiten Öffentlichkeit präsentieren. Aus diesem Grunde trafen sich am 11. Oktober 2007 Pflegende aus allen Transplantationszentren Deutschlands, um neue Aspekte in der Transplantationspflege und -medizin vorzustellen und miteinander zu diskutieren.

Der Arbeitskreis Transplantationspflege veranstaltete bereits zum 11. Mal ein Pflegesymposium, das räumlich und zeitlich parallel zur Jahrestagung der Deutschen Transplantationsgesellschaft stattfand. Der Tagungsvorsitzende Prof. Otto hob in seinem Grußwort hervor, wie wichtig die enge Kooperation zwischen Pflegepersonal und Ärzten für das Gelingen einer Organtransplantation ist.

Wir als Pflegende arbeiten in einem sich rasant weiterentwickelnden Bereich der Hochleistungsmedizin, dem in der Öffentlichkeit viel Aufmerksamkeit geschenkt wird. Auch wenn aus chirurgischer Sicht die meisten Transplantationen heute Routineoperationen sind, können sie nur dann wirklich gelingen, wenn sie in eine fachkundige und umfassende prä- und postoperative Gesamtversorgung integriert sind. Dies zu gewährleisten, daran haben wir als Pflegende einen sehr großen und verantwortungsvollen Anteil.

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Wie viel Unterstützung benötigen Transplantierte nach Entlassung?

Der erste Vortrag führte uns auf die Intensivstation - das Nadelöhr, durch das sowohl der Organspender als auch der Transplantierte passen muss. Erfolgreiche Organspenden und Transplantationen sind ohne eine gut funktionierende Intensivmedizin und Intensivpflege nicht durchführbar. Im nächsten Beitrag stellte uns ein Kollege aus Hann. Münden eine Studie zum Thema "Wie erleben Patienten nach einer Nierentransplantation ihre Erkrankung, wenn sie die Klinik verlassen". Ziel dieser Studie war es zu beschreiben, wie die Patienten ihre Erkrankung und ihre neue Situation zum Zeitpunkt der Entlassung erleben. Es geht dabei um ein tieferes Verständnis ihrer eigenen Krankheitserfahrung, um Aussagen über den weiteren Hilfe- und Unterstützungsbedarf machen zu können. Für die beteiligten Berufsgruppen ergibt sich daraus eine evidenzbasierte Vorgehensweise, um die Transplantatfunktion maximal erhalten zu können.

An dieses Thema anschließend stellte sich die Rehaklinik Hann. Münden vor, deren Therapiekonzept folgende Schwerpunkte einschließt: Wissensvermittlung durch Vorträge und Seminare und Entwicklung individueller Verhaltensstrategien durch Schulung und Beratung. Denn viele Studien der vergangenen Jahre belegen, dass eine mangelnde Compliance der Patienten zur Abstoßung und zum Organverlust führen kann. Frühzeitige Strategien innerhalb der ersten Wochen nach Transplantation sind wegweisend für positive Langzeitergebnisse.

Einer der entscheidenden Punkte bei der erfolgreichen Durchführung einer Herztransplantation ist eine schnelle und sichere Konservierung des Organs für den Transport. Ziel ist es, die Ischämiezeit des Organs zu senken. Wir konnten uns über die ersten Erfahrungen mit einem Perfusionssystem zum Transport von Spenderherzen informieren. Im Rahmen einer klinischen Studie war es damit tatsächlich gelungen, die Ischämiezeit zu senken. Das Herz wird interessanter Weise im "Organ Care System" schlagend transportiert, was unter anderem auch Diagnostik möglich macht, die beim herkömmlichen Transport bisher nicht möglich war.

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Zwei Leben, drei Herzen und der Gang vom Olymp zum Heiligen Berg

Ein besonders beeindruckender Mensch zog uns mit seinem Vortrag danach in den Bann, Hartwig Gauder, Olympiasieger im Gehen und Herztransplantierter. Er sprach über seine "zwei Leben, drei Herzen und über seinen Gang vom Olymp zum Heiligen Berg". Mit seiner positiven Lebenseinstellung betrachtet er seine Erkrankung als den größten Wettkampf in seinem Leben. Er musste feststellen, dass nicht nur die Transplantation eine Herausforderung ist. Es gilt das Leben wieder zu meistern, Ängste zu beseitigen, den Alltag in den Griff zu bekommen, den Weg zurück ins Berufsleben zu meistern und die Freizeit aktiv zu gestalten.

Er sieht Rehabilitation als ganzheitlichen Prozess. Ohne körperliche Fitness keine Bewältigung des Alltags, ohne Bewältigung des Alltags keine soziale Integration, ohne soziale Integration keine soziale Rehabilitation, ohne soziale Rehabilitation keine berufliche Rehabilitation. Am Ende des Vortages nahm er uns mit auf den höchsten Berg Japans, den er trotz Herztransplantation erfolgreich bestieg.

Der Frage, ob der transplantierte Patient eines besonderen Wundmanagements bedarf, war der nächste Vortrag auf der Spur. Die Wundbehandlung umfasst die Wundpflege nach Hygieneleitlinien und die Wunddokumentation. Wird aber von Wundmanagement gesprochen, so beinhaltet dies neben der Wundbehandlung die konsequente Einbindung des Patienten in die Behandlungsstrategie, die regelmäßige Evaluation der Risiken für Wundheilungsstörungen und deren gezielte Risikominimierung. Sich regelmäßig treffende Expertenkreise sind sinnvoll, um ein funktionierendes Wundmanagement zu gewährleisten. Besonders transplantierte Patienten profitieren von solch einem Expertengremium, da neben der Suche nach effektiven und trotzdem günstigen Wundverbänden der Fokus stets auf dem besonderen Risiko der Immunsuppression liegt. Die Prävention von Wundheilungskomplikationen und die konsequente Anwendung aller Teilaspekte eines Wundmanagements zählen auf der Transplantationsstation zu den vorrangigen Teamaufgaben.

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Gut kommunizierte Information kann Angst und Stress reduzieren

Ein Pläydoyer für ein anspruchsvolles Gesprächsklima mit transplantierten Patienten hielt uns eine Transplantationskoordinatorin aus Berlin. Ein Transplantationsgeschehen erfordert in den verschiedenen Phasen ständig Anpassungsprozesse von Patienten und ihren Angehörigen. Für viele Patienten sind schon die Evaluierungsuntersuchungen mit einer psychischen Belastung verbunden.

Ein gutes Informationsgespräch kann den Patienten die Wartezeit, die oft eine Geduldsprobe ist, erleichtern. Wenn die Transplantation dann erfolgt ist, besteht ebenfalls hoher Kommunikationsbedarf. Kommunikation dient von Beginn der Evaluation bis hin zu Nachuntersuchungen der Information und soll die Einsicht in Therapien fördern. Das Team am Transplantationszentrum erhofft sich dadurch Compliance und Vertrauen in das Zentrum und deren Mitarbeiter. Gut kommunizierte Information kann Angst und Stress beim Patienten reduzieren. Die erwirkte Zufriedenheit der Patienten führt dann auch zur Zufriedenheit in den einzelnen Transplantationsteams.

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Das Krankenhaus der Zukunft

Für reichlich Diskussion im Auditorium sorgte der letzte Vortrag des Tages. Er befasste sich mit dem Krankenhaus der Zukunft. Der Patient von heute ist aufgeklärter und verbalisiert seine Wünsche. Er möchte die bestmögliche Behandlung nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Medizin erfahren. Die Ansprüche an das Krankenhaus steigen. Die Krankenhäuser werden zu Unternehmen und stehen in Konkurrenz miteinander, Patienten werden zu Kunden. In Zukunft werden Kosten, Qualitätsmanagement, Patientenorientierung, Kundenzufriedenheit und Marketing eine immer größere Rolle spielen. Eine Neuorientierung des medizinischen und pflegerischen Personals wird zunehmend notwendig. Krankenhäuser werden sich bewerten lassen müssen. Transplantationszentren haben dies schon erkannt, lassen sich zertifizieren und stehen in direkter Konkurrenz zueinander.

Im Resümee betrachtet war die Veranstaltung ein voller Erfolg. Das Symposium bot ein Forum um Erfahrungen und Wissen mitzuteilen, Gedanken auszutauschen und den fachlichen Diskurs zu pflegen. Die Pausen wurden genutzt um bereichernde Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen zu führen, Kontakte zu pflegen oder neue zu knüpfen. Das 12. Pflegesymposium des AKTX ist schon in Planung. Es findet im September 2008 in Bochum statt. Der Arbeitskreis Transplantationspflege lädt schon jetzt alle Interessierten dazu herzlich ein.

Esther Ziemann, Pressewart AKTX-Pflege e.V.

 
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