Rofo 2007; 179(2): 102
DOI: 10.1055/s-2006-959095
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99mTc-DMSA-Szintigrafie - Psychologische Intervention bei Kindern sinnvoll

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Publication Date:
20 February 2007 (online)

 
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Die 99m-Technetium-DMSA-Szintigrafie ist ein Routineverfahren zur Detektion von Nierenschädigungen nach Harnwegsinfekten bei Kindern. Obwohl die Methode an sich schmerzfrei ist, ist sie für das untersuchte Kind und seine Eltern mit einem erheblichen Maß an negativem Stress verbunden. Train et al. führten in einer Londoner Klinik eine Studie durch, in der bei einer Patientengruppe versucht wurde, die Untersuchung mithilfe psychologischer Interventionen angenehmer zu gestalten. Clin Radiol 2006; 61: 868-874

Problematisch an der 99mTc-DMSA-Szintigrafie ist für die Kinder vor allem die Anlage der Venenverweilkanüle, die 2- bis 3-stündige Wartezeit, während der sich das Pharmakon in der Niere anreichert, und die eigentliche Bildgebung mit der Gammakamera, die ein Stillliegen des Kindes über ca. 45 min erforderlich macht.

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Spieltherapeut bot Ablenkung

Von 57 konsekutiven Patienten konnten insgesamt 40 in die Interventionsgruppe der Studie aufgenommen werden. Das Durchschnittsalter der Kinder lag bei 2,9 Jahren, 35% waren männlich. Für die Kinder der Interventionsgruppe wurden der Warteraum und der Untersuchungsraum kindgerecht mit farbigen Postern, Spielzeugen und Mobiles gestaltet. Ein Spieltherapeut bot den Kindern Ablenkung in Form von Büchern, Liedern und Seifenblasen während der Anlage der Venenverweilkanüle und während der Bildgebung an. 20 Kinder aus der Interventionsgruppe erhielten zusätzlich vor der Untersuchung ein Fotobuch per Post, in dem die Prozedur der Tc-DMSA-Szintigrafie erklärt wurde. Außerdem wurde den Eltern dieser Kinder ein Brief zugesandt, in dem allgemeine psychologische Ratschläge zur Vorbereitung des Kindes auf die Untersuchung gegeben wurden und in dem der zeitliche Rahmen des Untersuchungsablaufes genau geschildert wurde.

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Eine ausführliche Aufklärung und Beratung im Vorfeld einer 99mTc-DMSA-Szintigrafie, etwa anhand eines Fotobuches, kann Kindern die Angst vor der Untersuchung nehmen (Bild: Archiv, nachgestellte Situation).

Als Kontrollgruppe dienten 81 Kinder, die im Jahr zuvor mittels 99mTc-DMSA-Szintigrafie untersucht worden waren. In dieser Gruppe lag das Durchschnittalter der Kinder bei 3,8 Jahren, 33% waren männlich.

Sowohl die Eltern der Kontrollgruppe als auch die Eltern der Interventionsgruppe erhielten einen Fragebogen, in dem die Zufriedenheit mit dem Service auf einer Skala von 0 bis 5 erfasst wurde und eigene Kommentare abgegeben werden konnten. In der Interventionsgruppe wurde mithilfe des Spielberger Anxiety Questionnaire durch das anwesende Elternteil die allgemeine Ängstlichkeit des Kindes und die Ängstlichkeit kurz vor der Bildgebung festgestellt. Der Arzt, der die Venenverweilkanüle legte, und der Radiologe, der die Bildgebung durchführte, schätzten jeweils auf einer visuellen Analogskala den Leidensdruck des Kindes vor den genannten Prozeduren ein. Außerdem wurde die Qualität der Szintigrafiebilder hinsichtlich Bewegungsartefakten bewertet.

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Weniger Sedierungen in der Interventionsgruppe

In der Interventionsgruppe lag die Rate der notwendigen Sedierungen signifikant niedriger als in der Kontrollgruppe (64 vs. 35%). Dabei resultierte in der Interventionsgruppe keine schlechtere Qualität der Szintigrafiebilder. Den Service bewerteten die Eltern der Interventionsgruppe signifikant besser als die Eltern der Kontrollgruppe. Bei den Kindern, die zuvor das Fotobuch erhalten hatten, lag der Leidensdruck vor der Bildgebung außerdem signifikant niedriger als bei den übrigen Kindern der Interventionsgruppe. Weiterhin hielten deutlich mehr Eltern den Termin für die Untersuchung ein, wenn sie zuvor den Brief mit den Ratschlägen und für ihr Kind das Fotobuch zugesandt bekommen hatten.

Die Autoren merken an, dass ein Hawthorne-Effekt nicht auszuschließen sei: Möglicherweise habe allein die Tatsache, dass eine Studie durchgeführt wurde und die gesamte Prozedur der Tc-DMSA-Szintigrafie beobachtet wurde, in der Interventionsgruppe zu einer Verbesserung der Patientenversorgung beigetragen, während die Kontrollgruppe nur retrospektiv ausgewertet wurde.

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Fazit

Durch kindgerechte psychologische Interventionsmaßnahmen lässt sich bei der 99mTc-DMSA-Szintigrafie der kindliche Leidensdruck und die Rate der notwendigen Sedierungen deutlich senken, ohne dass dabei die Bildqualität leidet. Neben einer kindgerechten Umgebung spielt bei der Intervention die Aufklärung der Eltern und des Kindes über den Ablauf der Untersuchung im Vorfeld eine bedeutende Rolle.

Dr. Katharina Franke, Frankfurt/Main

 
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Eine ausführliche Aufklärung und Beratung im Vorfeld einer 99mTc-DMSA-Szintigrafie, etwa anhand eines Fotobuches, kann Kindern die Angst vor der Untersuchung nehmen (Bild: Archiv, nachgestellte Situation).