Quelle: Yang YX, Lewis JD, Epstein S, Metz DC. Long-term proton pump inhibitor therapy and
risk of hip fracture. JAMA 2006; 296: (24): 2947-2953
Thema: Ende letzten Jahres sind die Protonenpumpenhemmer, die in Deutschland zu den meist
verordneten Medikamenten zählen, in die Diskussion geraten. Ein US-amerikanisches
Forscherteam hatte Studiendaten vorgelegt, die diese Substanzgruppe mit einem erhöhten
Knochenbruchrisiko in Zusammenhang bringen. Ihre grundlegende Hypothese war dabei
die Vermutung, dass diese Medikamente nicht nur die Bildung von Magensäure hemmen,
sondern auch die Aufnahme von Kalzium und die Knochendichte verringern können.
Projekt: Für ihre Fallkontrollstudie haben Dr. Yu-Xiao Yang, Philadelphia (USA), und seine
Mitarbeiter Daten der "General Practice Research (GPRD) Database" ausgewertet - ein
bereits seit Jahren anerkanntes Instrument für die epidemiologische Forschung, das
die Krankenakten von derzeit 3,4 Millionen Patienten aus britischen Hausarztpraxen
bereithält. Basis der Untersuchung waren die Daten von 13556 Patienten über 50 Jahren
mit Hüftfrakturen, die mit den Daten von 135386 Kontrollen abgeglichen wurden.
Ergebnis: Nahmen die Studienteilnehmer über einen Zeitraum von mindestens einem Jahr Protonenpumenhemmer
ein, stieg ihr Hüftfrakturrisiko im Vergleich zur Kontrollgruppe statistisch signifikant
um 44 %. Einer von 1262 Patienten erlitt demnach eine zusätzliche Hüftfraktur. Je
länger und höher die Patienten die Medikamente eingenommen hatten, desto größer war
ihr Risiko, eine Hüftfraktur zu erleiden. Bei längerfristiger und hoch dosierter Einnahme
stieg das Risiko um 65 % und die so genannte "number needed to harm" (NNH) betrug
nur noch 336.
Fazit: Wie bei jeder Fallkontrollstudie sind sicher auch diese Ergebnisse kritisch zu betrachten
- obwohl sie auf eine solide Datenbasis zurückgehen. Denn anders als in dieser Kohortenstudie
war in randomisierten kontrollierten Studien kein erhöhtes Hüftfrakturrisiko zu sehen,
was an dem relativ geringen absoluten Risiko liegen kann.
Dennoch warnen die Autoren davor, die Studienergebnisse zu verharmlosen. Sie stellen
zwar den Einsatz von Protonenpumenhemmern nicht infrage, raten aber dazu, sich gerade
bei älteren Patienten stets die potenzielle Assoziation bewusst zu machen und die
niedrigste effektive PPI-Dosierung anzustreben. Als sinnvolle Maßnahme erachten sie
auch, auf eine ausreichende Zufuhr von Kalzium, bevorzugt über Milchprodukte, zu achten.
Schlüsselwörter: Protonenpumpenhemmer - Hüftfrakturrisiko