Eine Risiko-Nutzen-Analyse für die Anlage eines Pulmonalarterienkatheters bei der
Behandlung des ARDS ist bisher nie erfolgt. In der hier vorgelegten multizentrischen,
randomisierten Studie wurde erstmals das hämodynamische Management unter Verwendung
eines Pulmonalarterienkatheters mit dem unter Verwendung eines zentralen Venenkatheters
bei 1000 Patienten mit ARDS verglichen. N Eng J Med 2006; 354: 2213-2224
Im Vergleich zwischen Verwendung eines Pulmonalarterienkatheters (PAK) und der Verwendung
eines zentralen Venenkatheters ( ZVK) unterschieden sich beide betrachteten Gruppen
nicht hinsichtlich der Mortalität in den ersten 60 Tagen (PAK: 27,4%, ZVK: 26,3%,
p = 0,69). Ebenso gab es keinen Unterschied bezüglich der beatmungsfreien Tage und
der Tage auf Normalstation in den ersten 28 Tagen der Behandlung. Auch bei Patienten,
bei denen zum Zeitpunkt des Einschlusses in die Studie ein Schock vorlag, ergab sich
keine Verbesserung durch die Verwendung des PAK. Es unterschieden sich ebenso wenig
die Lungen- und Nierenfunktion, die Blutdruckparameter, die Einstellungen der Beatmungsgeräte
oder die Notwendigkeit von Dialyse und vasoaktiven Substanzen. Auch bezüglich der
Flüssigkeitsbilanz und der Zahl der Anweisungen für Flüssigkeits- und Diuretikagabe
ergaben sich keine Unterschiede. In der PAK-Gruppe kam es jedoch doppelt so häufig
zu Katheter-assoziierten Komplikationen (v.a. Rhythmusstörungen).
Die Autoren folgern, dass es bei Verwendung eines PAK in der Therapie des ARDS keine
Vorteile bezüglich des Überlebens oder der Organfunktionen gebe, es aber häufiger
zu Komplikationen komme als bei Verwendung eines ZVK. Daher solle die Anlage eines
PAK keine Routinemaßnahme bei der Behandlung des ARDS sein.
Referiert und bewertet von H. Biller, Freiburg