Nach der SARS-Epidemie wurde das Virus eingedämmt und mittlerweile scheint es keine
Bedrohung mehr zu sein. Fachleute fürchten jedoch, dass SARS oder andere neue Coronaviren
wieder aktiv werden können. Daher streben Wissenschaftler des Leibniz-Instituts für
Molekulare Pharmakologie (FMP) danach, Hemmstoffe zu finden, die Coronaviren an der
Vermehrung hindern. Den Forschern ist es nun gelungen, Wirkstoffe zu synthetisieren,
die ein wichtiges Enzym des SARS-Virus hemmen. Im Jahre 2003 gelang es , Proteasen
von Coronaviren molekularbiologisch herzustellen, die bei der Virusvermehrung im menschlichen
Körper eine Schlüsselrolle spielen. Der Weg für die Synthese von Hemmstoffen dieser
Protease wurde damit frei. Denn auf der Grundlage der Enzymstruktur kann vorhergesagt
werden, welche Moleküle daran binden können. Durch die Beweglichkeit der Proteine
sind derartige Vorhersagen jedoch sehr unzuverlässig.
Aus diesem Grund entwickelte das Forscherteam eine Methode, um kurze, weniger bewegliche
Eiweißketten, die dem natürlichen Substrat der Protease ähneln, synthetisieren zu
können. Mit diesen so- genannten "Petidaldehyden" konnten dann die beste Bindungsmöglichkeit
an das Protein getestet werden. "Unsere Substanzen haben den großen Vorteil, dass
sie reversibel binden", so Jörg Rademann, Leiter der Forschergruppe. "Sie verändern
im Gegensatz zu den bisher bekannten Hemmstoffen, die irreversibel binden, nicht die
chemische Struktur der Eiweißmoleküle und eröffnen dadurch die Möglichkeit, mit geringen
Nebenwirkungen wirksam zu sein." Die Wissenschaftler haben den Hemmeffekt von 25 Peptidaldehyden
miteinander verglichen. Es stellte sich heraus, dass 2 von ihnen schon in kleinen
Mengen wirksam sind. Die Forscher wollen nun erreichen, dass diese Substanzen in noch
geringeren Konzentrationen wirken, gleichzeitig aber ausreichend lange im Organismus
stabil sind und möglichst wenige Nebenwirkungen haben.