Beim diesjährigen Kongress der DGPPN richtete die Firma Servier ein Symposium zum
Thema Depression unter dem Vorsitz von Prof. Hans-Jürgen Möller, München, und Prof.
Andreas Heinz, Berlin, aus.
Prof. Heinz führte in das Thema ein und betonte, dass die Wirksamkeit sämtlicher bislang
eingeführter Antidepressiva auf ihrem Einfluss auf die monoaminergen Transmittersysteme
beruht. Demgegenüber stellt der melatonerge Agonismus von Agomelatin, das bisher noch
nicht in Deutschland zugelassen ist, ein neuartiges, innovatives Wirkprinzip dar.
Prof. Eberhard Fuchs, Göttingen, berichtete über präklinische Ergebnisse zum melatonergen
Agonismus. Er stellte ein Depressionsmodell durch psychosozialen Stress bei den Tupaia
(Spitzhörnchen) vor. In diesem Tiermodell für Depression erwies sich Agomelatin in
gleichem Maße als "antidepressiv" wirksam wie die bislang verfügbaren Antidepressiva.
Anschließend präsentierte Prof. Markus Gastpar, Essen/Berlin, den aktuellen Stand
der klinischen Studien zu Agomelatin in der Behandlung depressiver Patienten. In den
bislang durchgeführten Kurzzeitstudien (über 6 bis 8 Wochen) war Agomelatin in einer
Dosierung von 25 mg p.d. vergleichbar antidepressiv wirksam wie Paroxetin, Fluoxetin
oder Venlafaxin. Bei unzureichender Wirksamkeit von Agomelatin erwies sich eine Dosissteigerung
von 25 auf 50 mg p.d. als sinnvoll. Die Ergebnisse der Langzeitstudien liegen noch
nicht vollständig vor. Prof. Volker Arolt, Münster, referierte über die Sicherheit
und Verträglichkeit von Antidepressiva und deren Bedeutung für Lebensqualität und
Compliance der Patienten. Er hob die ausgezeichnete Verträglichkeit von Agomelatin
bei der Behandlung von bislang über 1000 Patienten hervor. Sämtliche Nebenwirkungen
liegen auf Plazeboniveau und es tritt keinerlei Absetzsymptomatik auf. Es kommt zu
keinen Gewichtsveränderungen und auch die sexuelle Funktion bleibt unbeeinträchtigt.
Prof. Christoph Hiemke, Mainz, erklärte die Nebenwirkungen von Antidepressiva durch
ihr pharmakodynamisches Profil. Agomelatin zeigt einen starken Agonismus an den Melatoninrezeptoren
(MT1, MT2) und einen Antagonismus am 5HT2c-Rezeptor). Dadurch treten unter Agomelatin
die bekannten Nebenwirkungen der bislang verfügbaren Antidepressiva, die durch die
Erhöhung des monoaminergen Tonus bedingt sind, nicht auf. Auch die Pharmakokinetik
von Agomelatin ist unproblematisch: Die Substanz wird zu 90% durch das Zytochrom P-Enzym
1A2 oxidiert, hemmt oder induziert den Zytochrom P-Metabolismus nicht und wird zu
80% renal elimiert. Die Metaboliten sind therapeutisch unwirksam.
Abschließend beleuchtete Prof. Göran Hajak, Regensburg, die engen und vielfältigen
Zusammenhänge zwischen Schlafstörungen und Depression. In seiner Zusammenfassung brach
Prof. Möller eine Lanze für die medikamentöse antidepressive Therapie, die trotz ihrer
Nebenwirkungen und sonstigen Probleme einen entscheidenden Fortschritt in der Behandlung
depressiver Patienten ermöglicht hat. Er äußerte sich optimistisch, dass mit Agomelatin
nach dem Abschluss der noch ausstehenden Studien in etwa zwei Jahren ein wirksames,
ausgezeichnet verträgliches Antidepressivum mit einem innovativen Wirkprinzip zur
Verfügung stehen wird.
Prof. Georg Adler, Mannheim
Symposium "Melatonerger Agonismus: Ein neues Therapiekonzept bei Depression" am 23.
November 2006, unterstützt von Servier