Foto: AOK-Mediendienst
Entsprechend den Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) beginnt die
Behandlung des Typ-2-Diabetes mit einer Veränderung des Lebensstils, das heißt durch
gesteigerte Bewegung und Gewichtsreduktion. Sind diese Maßnahmen erfolglos, sollte
eine orale antidiabetische Medikation folgen, schilderte Dr. Christoph Axmann aus
Liebenburg die Vorgehensweise. Sollte auch dies nicht ausreichend sein, werde auch
für Patienten mit Typ-2-Diabetes eine Insulintherapie notwendig.
Ängste und Sorgen der Patienten ernst nehmen
Ängste und Sorgen der Patienten ernst nehmen
"Sowohl für den Patienten als auch für den Arzt stellt die Ein- beziehungsweise Umstellung
auf Insulin eine große Herausforderung dar", betonte Axmann. Für Patienten ist die
Angst, in der Öffentlichkeit mit einer Insulinspritze aufzufallen besonders groß.
Wie soll es im Alltag, im Restaurant, auf Reisen oder am Arbeitsplatz weitergehen?
Dazu kommt die Angst vor Unterzuckerung und dem damit drohenden plötzlichen Verlust
der Körperkontrolle. Ein wichtiges Thema ist auch die Sorge vor einer Gewichtszunahme
durch die Therapie mit Insulin. Daher gilt es, behutsam mit der Insulintherapie zu
beginnen. Einen besonders einfachen Einstieg in die Insulintherapie bei Typ-2-Diabetes
bietet laut Axmann die Gabe eines Verzögerungsinsulins am Abend oder zur Nacht, die
orale Medikation kann meist beibehalten werden.
Insulintherapie sollte einfach und sicher sein - ohne Gewichtszunahme
Insulintherapie sollte einfach und sicher sein - ohne Gewichtszunahme
Welche Möglichkeiten der Insulintherapie es in der hausärztlichen Praxis gibt, stellte
PD Dr. Klaus Ratzmann aus Berlin vor. So lässt sich aus der DAWN-Studie (Diabetes
Ansichten, Wünsche und Nöte, 2002) ableiten, dass eine Insulintherapie einfach und
sicher sein sollte. Dabei gelten diese Forderungen besonders für ältere, zumeist multimorbide
Diabetiker und müssen sich an den Fähigkeiten und Fertigkeiten, zum Beispiel der Blutzuckerselbstkontrolle,
orientieren. Dies zeigte er anhand einer zufälligen Stichprobe von 400 Patienten mit
Typ-2-Diabetes in seiner Praxis: Jeder Zweite wünscht sich eine Therapie mit nur einer
Injektion täglich. Auch die Gewichtszunahme, die mit einer Insulinbehandlung einhergeht,
ist ein Problem. "Sie wirkt sich nicht nur körperlich, sondern auch psychisch aus",
unterstrich Ratzmann. Eine Gewichtszunahme, vor allem in Kombination mit Diabetes,
führt zu einem signifikant erhöhten kardiovaskulären Risiko und kann zu Depressionen
führen.
PREDICTIVETM: Gewicht bei Typ-2-Diabetikern verringerte sich
PREDICTIVETM: Gewicht bei Typ-2-Diabetikern verringerte sich
Allerdings haben neue Ergebnisse der PREDICTIVETM-Praxisbeobachtung gezeigt, dass eine Insulintherapie nicht zwangsläufig zu einem
Gewichtsanstieg führen muss. An der prospektiven, nicht interventionellen, offenen
Untersuchung nehmen mehr als 35000 Patienten mit Typ-1- und Typ-2-Diabetes in derzeit
21 Ländern teil. Die ersten Daten der deutschen Gruppe basieren auf 10276 Patienten
und wurden im Juni 2006 auf dem Kongress der amerikanischen Gesellschaft für Diabetes
(ADA) vorgestellt. Die Teilnehmer der Praxisbeobachtung wurden auf das langwirksame
Insulinanalogon Insulindetemir (Levemir®) umgestellt, da mit der bisherigen Behandlung
die Therapieziele nicht erreicht wurden, oder es erfolgte eine Insulin-Neueinstellung
bei "insulinnaiven" Patienten mit oraler Vortherapie. Drei Monate nach Umstellung
auf Insulindetemir verbesserten sich die HbA1c-Werte signifikant bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Die Hypoglykämierate bei Patienten
mit Typ-1-Diabetes sank von 44,3 auf 12,5 und bei Typ-2-Diabetikern von 6,9 auf 1,6
Ereignisse pro Patientenjahr. Drei viertel der Patienten mit Typ-2-Diabetes erhielten
lediglich eine Injektion Levemir® pro Tag. "Beeindruckend war, dass die signifikante
Stoffwechselverbesserung nicht mit einer Gewichtszunahme vergesellschaftet war", sagte
Ratzmann. Bei Patienten mit Typ-1-Diabetes blieb das Körpergewicht stabil, während
es bei den Typ-2-Diabetikern sogar zu einer geringen, aber signifikanten Gewichtsabnahme
kam. Neu war auch die Beobachtung, dass der Beginn einer Insulinbehandlung bei unzureichendem
oralen Therapieerfolg nicht immer zu einem Gewichtsanstieg führen muss. Das verdeutlichten
die Resultate einer Untergruppe von 1321 Typ-2-Diabetikern, bei denen eine orale Vorbehandlung
in der Kombination mit Insulindetemir fortgesetzt wurde. Nach zwölf Wochen verbesserte
sich der mittlere HbA1c-Wert von 8,5 auf 7,2%, die Hypoglykämierate ging von 1,4 auf 0,3 Ereignisse pro Patientenjahr
zurück. Es kam zu keiner Gewichtszunahme, sondern einem Gewichtsverlust von zirka
einem Kilogramm.
Die Ursache für die vorteilhafte Wirkung von Insulindetemir auf die Gewichtsentwicklung
ist noch nicht in allen Einzelheiten aufgeklärt. Vermutlich sind jedoch die Albuminbindung
und dadurch bedingte höhere Insulinkonzentrationen im ZNS für diesen günstigen Effekt
verantwortlich. So wird dem Insulin eine ähnliche Wirkung wie dem Leptin zugesprochen,
das in speziellen Regionen des Hypothalamus das Sättigungsgefühl moduliert.
Quelle: Pressemitteilung zu den Grünwalder Gesprächen "Diabetes und Übergewicht -
Insulintherapie in der hausärztlichen Praxis", herausgegeben von Novo Nordisk Pharma
GmbH, Mainz.