Pneumologie 2006; 60(10): 591
DOI: 10.1055/s-2006-956975
Pneumo-Fokus

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Asthma bei Kindern - Diskrepanz zwischen Leitlinien und Versorgungswirklichkeit

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Publication Date:
15 November 2006 (online)

 
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Die Qualität der Asthmakontrolle muss sich nicht nur in klinischen Parametern, sondern vor allem in einer optimalen Reduktion der Symptomatik im Alltag widerspiegeln. Doch die Symptome werden teilweise völlig unzureichend erfasst, wie Barbara P. Yawn et al., Rochester USA, feststellen mussten. Respir Med 2006; 100: 26-33

Die Wissenschaftler hatten in einer Studie retrospektiv die Daten von 500 Schulkindern untersucht, die innerhalb eines Jahres wegen eines Asthmas den Hausarzt aufgesucht hatten. Sie legten typische Symptome zugrunde, die in früheren Studien als Elemente zur Qualitätssicherung evaluiert worden waren. Die Patientenunterlagen enthielten nur wenig Informationen über die Symptome und den Asthmaschweregrad (Tab. [1]). Nur bei 50% der Kinder waren Asthmasymptome am Tage dokumentiert und die Häufigkeit von Symptomen in der Nacht lediglich bei einem Drittel. Zwar listeten 85% der Patientenakten die verordnete Medikation mit Dosierung auf, es gab aber nur in den seltensten Fällen einen Hinweis auf die tatsächlich aktuell von den Patienten eingenommenen Medikamente. Statt einer eindeutigen Dokumentation hatten einige Ärzte eigene, nicht quantifizierbare Formulierungen verwendet, die für eine Qualitätssicherung nicht infrage kommen, z.B. bei nächtlichen Symptomen die Angabe "manchmal". Die unzureichende Dokumentation in dieser Studie könnte damit begründet werden, dass die Ärzte nicht alle Ergebnisse der Konsultation dokumentiert haben. Aber auch dann ist mit einem Verlust von für das Krankheitsmanagement wichtigen Daten auszugehen, denn es ist unwahrscheinlich, dass sich der Arzt Monate später noch an alle Details aus einer Konsultation erinnert.

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Tab. 1 Dokumentation relevanter Faktoren für die Asthmakontrolle

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Fazit

Die Auswertung zeigt, dass zu wenige Symptome, Alltagsbeeinträchtigungen oder tatsächlicher Medikamenteneinsatz bei asthmatischen Kindern abgefragt werden. Auf dieser Basis können aktuelle Leitlinien nach Meinung der Autoren nicht angewendet werden. Die Auswertung von Patientenunterlagen kann zur Dokumentation der Qualität der Asthmaversorgung verwendet werden. Die unzureichenden Ergebnisse sollten einen neuen Prozess zur Optimierung der Asthmaversorgung initiieren.

Friederike Klein, München

 
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Tab. 1 Dokumentation relevanter Faktoren für die Asthmakontrolle