Im Kampf gegen Eindringlinge hat das Immunsystem eine Vielzahl von Mechanismen entwickelt.
Innerhalb der angeborenen Immunantwort stellt der sog. Toll-like-Rezeptor (TLR) einen
ersten "Wachposten" dar, der eine schnelle Abwehr ermöglicht. Nicht nur beim Menschen,
auch bei Tieren und wahrscheinlich sogar bei Pflanzen hält dieses transmembrane Molekül
Wache. In ihrem Review schildern Schnare et al. die Schlüsselrolle der TLRs im Immunsystem.
Besonders detailliert befassen sie sich mit TLR2 und TLR4, die auch als erstes entdeckt
wurden, sowie dem Adaptorprotein MyD88. Int Arch Allergy Immunol 2006; 139: 75-85
TLR hat sich schon sehr früh in der Evolution entwickelt und sein Prinzip ist erfolgreich:
Er erkennt krankheits-assoziierte molekulare Muster (pathogen associated molecular
patterns = PAMPs) von Viren, Bakterien und Pilzen, die nicht im Wirtsorganismus vorkommen
und aktiviert entsprechende Zytokine. Bisher sind 11 humane und 12 murine Rezeptoren
dieser TLR-Familie genauer charakterisiert (TLR-1 bis 12).
Das Adaptorprotein MyD88 spielt eine zentrale Rolle bei der Signalübertragung nahezu
aller TLRs. Jeder TLR-Typ reagiert selektiv auf bestimmte mikrobielle Komponenten.
Ligand für TLR-2 ist z.B. bakterielles Peptidoglykan und Lipoprotein aus grampositiven,
für TLR-4 Lipopolysaccharid aus gramnegativen Bakterien. Grampositive und -negative
Bakterien sind die häufigsten Verursacher septischer Infektionen beim Menschen. Im
Kampf gegen die Mikroben erkennt der jeweilige TLR Strukturen, die für das Überleben
des Erregers essenziell sind und deshalb keinen Variationen unterliegen. Durch diesen
Mechanismus ist es möglich, mit einer begrenzten Anzahl an Rezeptoren, auf eine große
Bandbreite pathogener Keime zu reagieren. Der TLR besteht grundsätzlich aus einer
extrazellulären, leucinreichen Domäne und einem zytoplasmatischen Teil, der dem Interleukin-1-Rezeptor
ähnelt. Die Analyse der zugehörigen Gene ergab, dass TLR-4-Polymorphismen beim Menschen
existieren, die mit einer erhöhten Empfänglichkeit für Infektionen durch gramnegative
Bakterien oder Meningokokken einhergehen. Andererseits konnte auch ein TLR-2-Polymorphismus
identifiziert werden, der vor Borreliose schützt. Die Autoren sind zudem überzeugt,
dass durch die Untersuchung von veränderter TLR-Gen-Expression im Mausmodell noch
viele wichtige Informationen zu gewinnen sind.
Referiert und bewertet von V. Liebers, Bochum