Quelle: Nordzij M, Koravaar JC, Bos WJ et al. Mineral metabolism and cardiovascular morbidity
and mortality risk: peritoneal dialysis patients compared with haemodialysis patients.
Nephrol Dial Transplant 2006; 21: 2513-2520
Thema: Seit einigen Jahren wird immer wieder auf die enge Beziehung kardiovaskulärer Erkrankungen
und dem Mineralstoffwechsel bei Dialysepatienten hingewiesen. Immerhin sind 50% der
Todesfälle in diesem Patientenkollektiv auf Herz-Kreislauferkrankungen zurückzuführen,
die durch die Störungen im Kalzium- und Phosphathaushalt und damit auch im Kalzium-Phosphat-Produkt
und beim Parathormon zurückzuführen sind. Das Erreichen der Zielwerte - welche die
Kidney Disease Outcomes Quality Initiative (K/DOQI) in ihren Richtlinien ausweist
- ist daher für die Betroffenen von besonderer Bedeutung.
Obwohl diese Richtlinien jedoch vor allem anhand von Studienergebnissen mit Hämodialysepatienten
entwickelt wurden, werden in der Praxis die Zielwerte sowohl bei Hämo- als auch bei
Peritonealdialysepatienten angewendet. Diese Lücke zwischen Theorie und Praxis füllt
jetzt die NECOSAD[1]-Studie, die erste größeren Untersuchung, die den Effekt eines entgleisten Mineralstoffwechsels
bei beiden Patientengruppen vergleicht.
Projekt: Die Autoren dieser prospektiven niederländischen Studie bewerteten im Rahmen dieser
Untersuchung das kardiovaskuläre Risiko von insgesamt 1620 Dialysepatienten, wobei
sich 1043 Patienten einer Hämodialyse und immerhin 586 Patienten einer Peritonealdialyse
unterzogen.
Ergebnis: Im Median beobachteten die Autoren die Patienten etwa 2,4 bzw. 2,3 Jahre. In diesem
Zeitraum mussten 102 der Peritonealdialysepatienten und 271 der Hämodialysepatienten
mindestens einmal aufgrund einer kardiovaskulären Erkrankung in eine Klinik eingewiesen
werden. Trotz dieser Zahlen hatte ein gestörter Mineralstoffwechsel nur einen begrenzten
Einfluss auf die Hospitalisierung der Patienten: Nur bei den Hämodialysepatienten,
deren Kalziumwerte über den geforderten Zielwerten lagen, ergab sich hier ein signifikanter
Anstieg des Risikos (hazard ratio 1,4; p = 0,01).
Deutlicher ausgeprägt war jedoch die Assoziation des gestörten Mineralstoffwechsels
(Serumphosphatwerte oder Kalzium-Phosphat-Produkt) mit der kardiovaskulären Mortalität
der Patienten - und hier insbesondere bei den Patienten, die sich einer Peritonealdialyse
unterzogen. Lag das Kalzium-Phosphat-Produkt über den geforderten K/DOQI-Zielwerten
stieg das Risiko der Patienten um das 2,2fache unter der Peritonealdialyse (p < 0,01)
und um das 1,5fache unter der Hämodialyse (p = 0,02). Im Bezug auf die Serumkonzentrationen
des intakten Parathormons stellten die Autoren allerdings keine Assoziation zum kardiovaskulären
Risiko fest. Auch der Einsatz von Phosphatbindern konnte dabei die kardiovaskuläre
Mortalität der Patienten nicht beeinflussen.
Fazit: Dieses Ergebnis macht noch einmal deutlich, wie wichtig es ist, die K/DOQI-Zielwerte
für den Kalzium-Phosphat-Stoffwechsel von Dialysepatienten einzuhalten, betonen die
Autoren. Welcher Art der Dialyse sich die Patienten dabei unterziehen, scheint dagegen
tatsächlich eher von untergeordneter Bedeutung zu sein.
Key Words: Hämodialyse - Peritonealdialyse - Kalzium-Phosphat-Produkt - kardiovaskuläres Risiko