Der Klinikarzt 2006; 35(9): XIV
DOI: 10.1055/s-2006-954769
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Invasive Pilzinfektionen im ZNS - Welche Antimykotika überwinden die Blut-Hirn-Schranke?

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Publication Date:
29 September 2006 (online)

 
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Das Gehirn ist zwar nicht die häufigste Lokalisation invasiver Pilzinfektionen, aber mit Abstand die tödlichste. Eine Aspergillusinfektion des zentralen Nervensystems überlebten bislang weniger als 10% der Patienten. Damit eine Behandlung von Patienten mit einer invasiven Pilzinfektion des Zentralnervensystems (ZNS) Aussicht auf Erfolg hat, muss das Antimykotikum nicht nur gegen den jeweiligen Erreger aktiv sein, sondern auch in ausreichender Konzentration die Blut-Hirn-Schranke penetrieren, um ins Hirngewebe zu gelangen. Dies ist aber nur bei wenigen Antimykotika der Fall, sagte Dr. Maiken Cavling Arendrup, Kopenhagen (Dänemark).

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Penetrationsfähigkeit in das Gehirn extrem unterschiedlich

Beim Altstandard Amphotericin B mit seiner hohen Proteinbindung finden sich im Liquor weniger als 4% des korrespondierenden Plasmaspiegels. Flucytosin, das aber nur in Kombination verabreicht wird, penetriert dagegen gut in den Liquor. Bei den ganz neuen Substanzen Micafungin oder Posaconazol erreicht die Konzentration im Liquor nicht einmal die Nachweisgrenze.

Sogar innerhalb einzelner Antimykotikaklassen gibt es große Unterschiede. So ist die ZNS-Penetration von Ketoconazol, Itraconazol und Posaconazol sehr niedrig, wohingegen Fluconazol und das neuere Voriconazol (Vfend®) im Liquor 50-90% bzw. 46% des Plasmaspiegels erreichen. Darüber hinaus reichert sich Voriconazol im Hirngewebe etwa doppelt so hoch an wie im Liquor, weshalb es zur Behandlung von ZNS-Infektionen besonders geeignet erscheint.

Dr. K. Schmidt, Aachen

Quelle: Vortrag S09.2 "CNS pharmacokinetics of systemic antifungal agents" auf dem TIMM-2 (2nd Trends in Medical Mycology)