Psychiatr Prax 2007; 34(1): 1
DOI: 10.1055/s-2006-951930
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Publication Date:
08 January 2007 (online)

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Prof. Dr. Manfred Bauer

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Manfred Bauer zum 70. Geburtstag

Zwei Jahre ist es her, dass Manfred Bauer bei der Jahrestagung des Arbeitskreises der ChefärztInnen der Kliniken für Psychiatrie&Psychotherapie an Allgemeinkrankenhäusern von seiner Chefarzttätigkeit am Klinikum Offenbach und als Arbeitskreis-Vorsitzender verabschiedet wurde. Er hat die Offenbacher Psychiatrie als gemeindenahes Unternehmen über 25 Jahre geprägt. Manfred Bauer tat die ersten Schritte in der Psychiatrie in Heppenheim und in Köppern, psychiatrischen „Anstalten” also, andererseits an der Frankfurter Universitätsklinik. Nachdem ihn in Heidelberg das fruchtbare Diskussionsklima zu Psychiatriereform, Psychoanalyse und Psychosomatik im Umfeld von Heinz Häfner, Karl Peter Kisker, Alexander Mitscherlich und Walter von Baeyer gefesselt hatte, folgte er Karl-Peter Kisker 1968 nach Wunstorf, dann Hannover. War hier ein gesellschaftskritischer Diskurs zunächst prägend, so wurde Bauer ein Englandaufenthalt 1971 wegweisend, der ihn in Kontakt mit dem englischen Reformpsychiater Douglas Bennett brachte. Der Englandaufenthalt prägte seine psychiatrische Weltsicht um - in Richtung einer pragmatisch-nüchternen Reformperspektive. Das Projekt Sektor-Psychiatrie in Hannover mündete in die Habilitation, 1981 wurde Bauer Chefarzt in seiner Heimatstadt Offenbach, die Professur folgte. Sein Name verbindet sich mit dem Projekt Psychiatrie am Allgemeinkrankenhaus und dem Arbeitskreis der AbteilungsleiterInnen. Seine Wachheit für die Psychiatriereform in der DDR, der Verein „Lebensräume e. V.” und die von ihm gegründete „Psychiatrie-Stiftung” in Offenbach zeigen, wie breit Manfred Bauer Psychiatrie gestaltet hat. Die deutsche Psychiatrie(-Reform) schuldet ihm viel, die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes hat dem Rechnung getragen. Zahlreiche Bücher und die Herausgeber-Tätigkeit bei der Psychiatrischen Praxis, deren Gründungs-Mitherausgeber er war, verdeutlichen sein Engagement. Die Psychiatrische Praxis verdankt Manfred Bauer viel - unsere herzlichen Glückwünsche begleiten ihn.

Thomas Becker, Günzburg/Ulm

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Matthias C. Angermeyer

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Matthias C. Angermeyer - Wanderer zwischen den Welten

Matthias C. Angermeyer wurde einmal sehr treffend als Wanderer zwischen den Welten bezeichnet. Mit seiner Emeritierung vom Lehrstuhl für Psychiatrie der Universität Leipzig verlässt Matthias C. Angermeyer auch den Herausgeberkreis der Psychiatrischen Praxis und zieht - sozusagen mit leichtem Gepäck - weiter. Wichtige Stationen seiner Reise waren die Medizinische Hochschule Hannover, an der er seine psychiatrische Ausbildung bei Karl Peter Kisker begann, die Columbia University in New York, die Psychiatrische Klinik an der Universität Hamburg, sowie das Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim. Wenige Jahre nach der Wende nahm er den Ruf in den Osten Deutschlands als persönliche Herausforderung an. Er etablierte Leipzig als international anerkanntes Zentrum für sozialwissenschaftliche Forschung in der Psychiatrie. Matthias C. Angermeyer, der neben Medizin auch Soziologie studierte, vermittelte immer zwischen der Medizin und den Sozialwissenschaften.

Geheimrezept seines Erfolges und Motivation für die Mitarbeiter war sein glühendes forscherisches Interesse. Sein Publikationsverzeichnis zählt fast 500 Beiträge mit über 40 Medline-gelisteten Erstautorschaften in den letzten sechs Jahren. Thematisch stehen besonders Einstellungen der Öffentlichkeit über psychisch Kranke und die Stigmatisierung psychisch Kranker im Mittelpunkt.

Sein publikatorisches Interesse war früh mit unserer Zeitschrift verknüpft. Zu den ersten Einträgen seiner Publikationsliste zählen zwei Beiträge in der Psychiatrischen Praxis, die 1974, im Gründungsjahr der Zeitschrift veröffentlicht wurden. Später hatte er maßgeblichen Anteil an der Entwicklung der Zeitschrift zu einem Forum für gute sozialpsychiatrische Forschung. Seiner Offenheit für Neues ist die Integration neuer Forschungsfelder, wie Public Mental Health und Gesundheitsökonomie, in das Themenspektrum unserer Zeitschrift zu verdanken.

In der Publikationsliste von Matthias C. Angermeyer wurde eine Publikation verschwiegen. Schon 1966 erschien eine Arbeit mit dem Titel „Zur Kenntnis der Halsmuskeln und Halsnerven von Giraffa camelopardalis (L.)”, publiziert im ostdeutschen „Zoologischen Anzeiger”, der in Leipzig verlegt wurde. Wenn auch thematisch nicht weiter verfolgt, so war der Erscheinungsort doch ein gutes Omen für sein späteres Wirken.

Matthias C. Angermeyer zieht nun weiter. Sein neues Domizil in Österreich verspricht Lebensqualität. Der Pflicht folgt nun die Kür. Wir dürfen gespannt sein.

Steffi Riedel-Heller, Leipzig

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Prof. Dr. Manfred Bauer

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Matthias C. Angermeyer