In der retrospektiven Follow-up-Studie von R. Orriols et al. wurden die Röntgen-Verlaufsserien
(Abstand jeweils mindestens ein Jahr) von 765 Bergleuten mit initial unauffälligem
Lungenbefund (Streuung < 1/0 (ILO 1980)) ausgewertet. Scand J Work Environ Health 2005; 31: 115-121
Die Studiengruppe stellte etwa 50% der Beschäftigten eines Anthrazit-Kohlenbergwerks
in Asturias, Spanien, dar. Die mittlere Quarzstaub-Konzentration (gravimetrisch und
mittels Infrarot-Absorptionsspektrometrie bestimmt) lag bei 5,2 bzw. 3,1 mg/m3. Das Kollektiv wurde entsprechend der Höhe der Exposition unter Berücksichtigung
der Dauer und der Konzentration an kristalliner Kieselsäure in der alveolengängigen
Staubfraktion in 3 Gruppen unterteilt. Fasern wurden nicht nachgewiesen (Licht-mikroskopie
und Faserkontrastverfahren). Zwei erfahrene Pneumologen (Reader) mit eingehenden arbeitsmedizinischen
und radiologischen Kenntnissen beurteilten separat ohne Kenntnis der Exposition die
Röntgenbilder. 119-mal fand sich eine Diskrepanz der Pleura-Befunde zwischen den beiden
Readern (kappa 0,61); in diesen Fällen wurde ein dritter, dann entscheidender Reader
hinzugezogen.
720 (94%) der Bergleute hatten keine radiologischen Auffälligkeiten. 45 (5,9%) zeigten
pleurale Veränderungen in der ersten Röntgenaufnahme. 43 (6%) der 720 initial unauffälligen
Probanden wiesen entsprechende Befunde in der letzten Röntgenaufnahme auf (19-mal
kostophrenischer Sinus, je 13-mal apikal bzw. an der lateralen Thoraxwand, 6-mal am
Diaphragma, eimal diffus). Ihre Häufigkeit unterschied sich signifikant (p=0,022)
zwischen den 3 Expositionsgruppen: niedrige Exposition 5 (2,4%), mittlere 8 (6%),
hohe 30 (8%). Das relative Risiko für eine pleurale Veränderung war signifikant in
Abhängigkeit von der Expositionsgruppe erhöht [mittlere Exposition (OR) 5,72, 95%
Confidenz-Intervall (95% CI) 1,4-23,5; p = 0,016; hohe (OR) 7,62, 95% CI 2,1-27,2,
p = 0,002]. Es war ebenfalls erhöht in Abhängigkeit von Veränderung (Frakturen?) der
Rippen: (OR 3,74, 95% CI 1,4-9,7, P=0,007).
Bei 19 Bergleuten (2,6%) ohne initiale Veränderung war in den späteren Untersuchungen
eine Adhäsion des kostophrenischen Sinus festzustellen. Auch ihre Häufigkeit zeigte
eine Abhängigkeit von der Expositionshöhe (niedrige: 1 (0,5%); mittlere: 3 (2,2%);
hohe: 15 (4,2%)) (p = 0,033). Das relative Risiko einer Adhäsion des kostophrenischen
Sinus war aber nur mit der Expositionshöhe signifikant positiv korreliert (mittlere:
OR 8,59, 95% CI 0,7-113, p = 0,102; hohe: OR 16,44, 95% CI 1,5-177, p = 0,021). Eine
Verklebung von 2 kostophrenischen Sinus mit fehlender Darstellung aller 4 Sinus fand
sich in der letzten Untersuchung in 45 Fällen der initial bereits pleurale Veränderungen
aufweisenden Gruppe.
Die Autoren schlussfolgern, dass sich Verklebungen der kostophrenischen Sinus überhäufig
bei quarzstaubexponierten Bergleuten ohne Pneumokoniose nachweisen lassen und von
einer kausalen Beziehung auszugehen ist.
Bei Steinkohlebergleuten ist das relative Risiko für eine pleurale Veränderung signifikant
abhängig von der Expositionshöhe, wobei die Einteilung der Gruppen in der Studie kontrovers
diskutiert wird (Bild: Archiv, nachgestellte Situation).
Referiert und bewertet von X. Baur, Hamburg