Es ist noch gar nicht so lange her, da galt der Grundsatz, dass sich Patienten nach
umfangreichen Operationen möglichst schonen sollten, damit sich der Organismus erholen
kann. So einleuchtend das klingen mag - heute weiß man, genau das Gegenteil ist der
Fall! Je schneller die Patienten wieder auf die Beine kommen, desto besser. Da ist
es nicht verwunderlich, dass Maßnahmen wie das Fast-track in der Kolonchirurgie, die
die Komplikations- und sogar die Mortalitätsrate nach einem Eingriff verringern und
parallel die Genesung der Patienten beschleunigen können, in Mode kommen.
Multimodales Konzept beginnt schon mit der Aufklärung
Multimodales Konzept beginnt schon mit der Aufklärung
Allerdings dürfe man den Begriff 'Fast-track' nicht auf die frühe Entlassung der Patienten
aus dem Krankenhaus reduzieren, mahnte Senkal, es geht vielmehr um ein schonenderes
Behandlungskonzept. "Es gehört also viel mehr dazu!" Ganz wesentlich ist es seiner
Meinung nach, die Patienten - und auch die Angehörigen - bereits vor dem Eingriff
gut zu informieren. Denn eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen des Konzepts
ist, dass die Patienten bereit sind, aktiv an der Genesung mitzuwirken.
Der Beitrag der Chirurgen zu dem Behandlungskonzept besteht zum einen darin, möglichst
atraumatische Operationstechniken (Transversalschnitte) und minimalinvasive Zugänge
(z.B. Laparoskopie) einzusetzen. "Dadurch werden die Schmerzen verringert, Darmatonien
verkürzt, eine bessere Lungenfunktion erreicht und die Krankenhausverweildauer reduziert",
so Senkal. Außerdem sei inzwischen klar, dass Darmspülungen eher kontraproduktiv wirken.
Vor allem bei rektalen Koloneingriffen seien diese heute obsolet, erklärte der Chirurg.
Paradigmenwechsel bei Flüssigkeits- und Volumenersatz
Paradigmenwechsel bei Flüssigkeits- und Volumenersatz
Ein weiterer wesentlicher Bestandteil für eine schnelle Genesung im Rahmen des Fast-track-Konzepts
ist die Verkürzung der präoperativen Nüchternheit. Für klare Flüssigkeiten kann diese
problemlos auf zwei Stunden reduziert werden. Die präoperative Gabe einer kohlenhydratreichen
Trinklösung erhöht zudem das Wohlbefinden des Patienten, reduziert Angstgefühle und
vermindert die postoperative Insulinresistenz, konstatierte Senkal.
Für den intraoperativen Flüssigkeits- und Volumenausgleich empfahl Prof. H.-J. Dieterich,
Tübingen, ein im Vergleich zu den alten Empfehlungen eher restriktives Vorgehen. In
der Regel reiche es aus, meinte er, 4 ml/kg/h einer Vollelektrolytlösung zu infundieren.
Ist sichergestellt, dass der Patient selbst ausreichend trinkt, um seinen Flüssigkeitshaushalt
aufrecht zu erhalten (Dokumentation!), kann postoperativ ebenfalls auf die früher
übliche großzügige Volumensubstitution verzichtet werden. "Auch postoperativ setzt
sich der Dogmenwandel fort", so Dieterich. Allerdings sollte der Patient bereits ab
der dritten postoperativen Stunde wieder klare Flüssigkeit (z.B. Tee) zu sich nehmen
und zwar 1,5 Liter noch am Operationstag. Proteindrinks oder Joghurt sollen diese
Flüssigkeitszufuhr ergänzen.
Nicht ohne optimale Narkoseführung und Schmerztherapie!
Nicht ohne optimale Narkoseführung und Schmerztherapie!
Unverzichtbar in dem Gesamtkonzept ist natürlich auch eine bestmögliche perioperative
Schmerztherapie und eine optimierte Narkoseführung, betonte Prof. T. Standl, Solingen.
Der Anästhesist forderte den Einsatz optimal steuerbarer Anästhetika, die für ein
angenehmes, schnelles Einschlafen und Erwachen sorgen. Durch ein modernes Monitoring
- zum Beispiel die Messung der Narkosetiefe durch spezielle EEG-Geräte - lässt sich
die Anästhesie zudem exakt und effektiv steuern. "Noch ist das Verfahren relativ komplex
und nicht ideal, es gibt aber zusätzliche Sicherheit", so Standl. "Wir setzen es ein,
um unnötig tiefe Anästhesiestadien zu vermeiden. Das nützt nicht nur den Patienten,
sondern schont auch den Geldbeutel."
Zur Therapie des postoperativen Schmerzes wiederum sei mit der thorakalen Epiduralanalgesie
ein Verfahren ganz ins Zentrum des Interesses gerückt, um das postoperative Outcome
der Patienten zu verbessern. Systemische Gaben von Opioiden sind dann nicht mehr notwendig.
Sogar nach großen Darmoperationen kann der Patient mithilfe der Epiduralanalgesie
schmerzfrei umhergehen, trinken und kleine Mahlzeiten zu sich nehmen - und sich so
schneller erholen.
Quelle: Pressekonferenz: "Weniger ist mehr - Flüssigkeits- und Volumenersatz bei Fast-track-Chirurgie",
veranstaltet von der Baxter GmbH, Erlangen
Algorithmus Infusionstherapie erweitert
Algorithmus Infusionstherapie erweitert
Der aktuellen Entwicklung in der Fast-track-Darmchirurgie trägt eine Neuauflage "Algorithmus
Infusionstherapie", den ein interdisziplinäres Advisory Board auf Initiative von Baxter
erarbeitet hat, jetzt Rechnung: Neu ist ein Kapitel zum Flüssigkeits- und Volumenersatz
bei der Fast-track-Chirurgie.
Erstmals sind auch Hinweise für die Anästhesie und Schmerztherapie hinterlegt. Wie
in der ersten Auflage sind die wichtigsten Entscheidungs und Handlungsabläufe in einem
übersichtlichen Schaubild dargestellt, das durch klar strukturierte Hinterlegungen
ergänzt wird.
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