Eine dunkle Haut ist kein rassenspezifisches Merkmal, sondern eine Anpassung an
die UV-Bestrahlungsintensität des jeweiligen Lebensraumes. Einerseits ist der
menschliche Organismus auf eine gewisse UV-Bestrahlung angewiesen, andererseits
darf diese UV-Bestrahlung jedoch nicht zu hoch ausfallen, um keine Schädigungen
auszulösen. UV-Strahlen regen zum Beispiel die Synthese von Vitamin D an und sind
somit lebenswichtig. Gleichzeitig zerstören UV-Strahlen aber auch in den feinen
Blutgefäßen der Lederhaut die für den Zellstoffwechsel wichtige Folsäure,
so dass sich ein Folsäuremangel entwickeln kann. An Ratten und Mäusen wurde gezeigt,
dass Folsäuremangel die Fruchtbarkeit beeinträchtigt und sich somit die Überlebensrate
in einer Population sofort gegen Individuen mit Folsäuremangel richtet. Da UV-Strahlen
außerdem die DNA der Hautzellen schädigen, fördert eine zu hohe UV-Strahlenbelastung
zusätzlich noch die Hautkrebsentwicklung. Individuen mit einer für ihre Umwelt
falsch angepassten Hautfarbe sterben deshalb aufgrund der UV-Bestrahlungsfolgen
langfristig aus [1].
Anpassungen der Haut an Bestrahlungsbelastungen
Anpassungen der Haut an Bestrahlungsbelastungen
Die menschliche Haut reagiert durch Pigmenteinlagerungen auf die aktuell vorherrschende
UV-Strahlenbelastung und stellt sich auf ein Gleichgewicht zwischen den jeweiligen
Vor- und Nachteilen der allgemeinen Bestrahlungsdosis ein. Bei Tieren übernimmt
das Fell eine solche Schutzfunktion. Schimpansen, die genetischen Vettern des
Menschen, besitzen unter ihrem Fell eine helle Haut und sind nur in Körperbereichen
ohne Fell dunkel pigmentiert. Vermutlich haben deshalb die Vorläuferformen des
Menschen erst nach dem Verlust ihres Fells eine variable Hautpigmentierung
entwickelt und konnten dadurch an ihren afrikanischen Entwicklungsorten überleben.
Als sich der Mensch später über die Erde verteilte, musste er immer wieder seine
Hautfarbe an die vorherrschende UV-Strahlenbelastung seines Lebensraumes anpassen.
Sind Weltgegenden von der Sonne durchflutet, leben dort auch in der Gegenwart
überwiegend dunkelhäutige Menschen, während Weltgegenden, die von der Sonne wenig
verwöhnt sind, meist von hellhäutigen Menschen besiedelt werden.
Frühe Wanderbewegungen von Menschen können häufig über die Hautfarbe der Besiedlungspioniere
rekonstruiert werden. Eigentlich besitzen Eskimos (Inuit) für den kalten Norden
eine viel zu dunkle Hautfarbe. Der Grund ist einfach: Da sie erst vor weit weniger
als 5000 Jahren aus Asien in den sonnenarmen Norden eingewandert sind, sind sie
in ihrer Hautfarbe noch nicht optimal an ihre Umwelt angepasst. Außerdem ernähren
sie sich praktisch nur von tierischen Materialien und verfügen deshalb über eine
besonders Vitamin-D-reiche Kost, ihre eigene Vitamin-D-Produktion kann ohne Schädigungen
minimal gehalten werden. Sie müssen deshalb nicht rasch eine helle Hautfarbe annehmen.
Im Süden des Sudan ist die Hautfarbe der einheimischen Bevölkerung besonders
dunkel. Auf der in der Sonnenintensität vergleichbaren südlichen Arabischen Halbinsel
ist die Hautfarbe der einheimischen Bevölkerung dagegen weitaus heller. Diese
Menschen sind arabischer Abstammung und erst vor etwa 2000 Jahren zugewandert.
Anpassungsstrategien könnten bei ihnen noch im Gange sein. Zusätzlich bremsen
bei ihnen kulturelle Verhaltensweisen die Anpassung der Hautfarbe an eine hohe
UV-Strahlenbelastung. Araber schützen sich durch eine dichte Kleidung vor
den UV-Strahlen ihrer Umwelt und lebten zumindest früher ständig in schützenden
Zelten. Heute leiden in Schottland viele der erst jüngst eingewanderten, dunkelhäutigen
Inder auffallend häufig an Rachitis und anderen fast vergessenen Vitamin-D-Mangelerkrankungen.
Ihr Organismus kann im Gegensatz zu den hellhäutigen Einheimischen aufgrund der
dunklen Hautfarbe nicht genügend Vitamin D selbst herstellen, und sie gleichen
möglicherweise durch die Übernahme der Ernährungsgewohnheiten der Einheimischen
ihren Vitaminmangel nicht vollständig durch geeignete Nahrungsmittel aus. Hellhäutige
Europäer erkranken gegenwärtig in Nordaustralien überdurchschnittlich oft an Hautkrebs,
während die gleichen Krebsarten bei den in der Hautfarbe angepassten Aborigines
relativ selten vorkommen [1].
Frühe hellhäutige Menschen im südlichen Afrika
Frühe hellhäutige Menschen im südlichen Afrika
Prähistorische Bilddarstellungen können in manchen Weltgegenden echte Überraschungen
hervorrufen und zeigen, dass beispielsweise vor mindestens 7000 Jahren hellhäutige
Menschen in das südliche Afrika eingewandert sind und sich dort möglicherweise
später in ihrer Hautfarbe genetisch an ihren neuen Lebensraum angepasst haben.
Der deutsche Landvermesser Reinhard Maak entdeckte 1917 etwa 300 km nordwestlich
von Windhuk im damaligen Deutsch-Südwestafrika (heute Namibia) an einem Felsüberhang
höchst merkwürdige Malereien. Der Felsüberhang, auch Abri genannt, erhielt später
seinen Namen. Dargestellt waren dort hellhäutige und oft rothaarige Menschen bei
einem feierlichen Umzug. Insbesondere eine „weiße Dame” fiel auf, die sich
in ihrem Aussehen völlig von typischen Darstellungen afrikanischer Ureinwohner
unterschied [2]. Die auf dem Felsen abgebildete feingliedrige Frau trug Schuhe, ein Haarnetz
sowie eng anliegende Kleidungsstücke ([Abb. 1]). In einer Hand hielt sie einen Bogen mitsamt Pfeilen und in der anderen Hand
eine Lotosblüte. Stilistisch und in der Eleganz der Bewegung verwies die Malerei
in den fernen Mittelmeerraum und verriet Anklänge an frühe altägyptische Darstellungen.
Spätere Datierungen zeigten, dass die Bilder etwa um 5000 v. Chr. gemalt worden
waren.
Abb. 1 Die „weiße Dame” von Abri Maak, Felsmalerei (Namibia), um 5000 v. Chr. Die dargestellte
Person sieht nicht wie eine Negride aus, sie trägt Schuhe, enge Kleidung und ein
Haarnetz.
Über die Herkunft und das weitere Schicksal der hellhäutigen Menschen im südlichen
Afrika wird bis heute gerätselt. Noch am Ende der Steinzeit war die gegenwärtige
Wüste Sahara grün und glich einer fruchtbaren Savannen- und Steppenlandschaft
mit großen Seen, zahlreichen Flüssen sowie einer reichen Tierwelt. Vor ungefähr
6500 Jahren lag zum Beispiel der Wasserspiegel des Tschad-Sees rund 40 m höher
als in der Gegenwart und ähnelte eher einem Binnenmeer als einem See. Beiderseits
des Mittelmeeres lebten während dieser Zeit sowohl auf europäischer als auch auf
nordafrikanischer Seite Cro-Magnon-Menschen, die sich nach ihren Skelettfunden
von modernen Europiden unterschieden, aber wie diese hellhäutig waren. Als
später die Sahara immer trockener und lebensfeindlicher wurde, mussten ihre Bewohner
auswandern und neue Lebensräume erschließen. Einige machten die Sümpfe des Niltals
fruchtbar und gründeten eine der ersten Hochkulturen. Andere wichen tief in den
afrikanischen Süden aus und schufen dort heute noch weitgehend unerforschte Kulturen.
Das weitere Schicksal dieser hellhäutigen Siedler ist unbekannt. Möglicherweise
haben sie genetisch ihre Hautfarbe an die UV-Strahlenbelastung ihrer neuen Heimat
angepasst und wurden mit der Zeit dunkelhäutig.
Während der Steinzeit gab es nach der Analyse von Skelettfunden in Afrika noch
keine Menschen der negriden Großrasse. Diese frühen Afrikaner waren zwar als Reaktion
auf die UV-Strahlenbelastung dunkelhäutig und stammten direkt von den ersten Vertretern
des modernen Homo sapiens ab, aber sie waren keine Negride. Im südlichen Afrika
lebten während der mittleren Steinzeit mindestens drei unterschiedliche Menschenrassen,
die außer der Hautfarbe alle nicht typisch negrid aussahen. Aus Varianten dieser
Rassen entwickelten sich später die heutigen Khoisaniden, die Völker der Buschmänner
und Hottentotten. Insbesondere in Ostafrika gab es noch am Ende der Steinzeit
hoch gewachsene Menschen, deren Schädelform stark dem europäischen Cro-Magnon-Typ
entsprach. Die heutigen Negriden sind im Gegensatz zu ihnen jüngere Anpassungen
an ein heißes und lichtintensives Klima. Sie haben sich vermutlich erst nach der
Steinzeit zuerst in Westafrika entwickelt. Frühe Skelettfunde von Menschen mit
typischen negriden Merkmalen tauchten erstmals nach dem Ende der Steinzeit auf.
Die anschließende erfolgreiche Ausbreitung der Negriden in Afrika setzte erst
relativ spät mit der Metallverarbeitung und dem Ausbau der Landwirtschaft ein
[3]
[4].
Frühe Jäger- und Sammlerkulturen im südlichen Afrika unterschieden sich unter
anderem auch in der Kleidung der Menschen von den späteren Kulturen der Negriden.
Uralte und schwierig zu datierende Felsmalereien in Tansania zeigen beispielsweise
oft menschliche Gestalten, die den Eindruck erwecken, als würden sie Hosen tragen,
die ihnen bis an die Knie reichen ([Abb. 2]). In späteren Epochen und nach der Ausbreitung der Negriden kamen solche Kleidungsstücke
im südlichen Afrika nicht mehr vor [5].
Abb. 2 Felszeichnung in Tansania (Munenia, Maasai Escarpment). Die Gestalt mit dem runden
Kopf erweckt den Eindruck, als würde sie knielange Hosen tragen.
Weitreichende frühe Kulturkontakte?
Weitreichende frühe Kulturkontakte?
Felsmalereien in Höhlen und an Felsüberhängen reichen in einem gewaltigen Bogen
vom südlichen Afrika durch die ehemals grüne Sahara bis nach Westeuropa. Im südlichen
Afrika wird das Alter mancher Malereien auf rund 26 000 Jahre geschätzt. Einige
Forscher vermuten sogar, dass sich trotz der großen Entfernungen diese Malereien
und Reliefdarstellungen von Europa bis nach Afrika gegenseitig beeinflusst
haben, und die Menschen untereinander in lockeren kulturellen Kontakten gestanden
hatten. Für manche Stilrichtungen gibt es vor Ort keine nachweisbaren Entwicklungswege
und sie erscheinen wie aus dem Nichts plötzlich auf einem hohen künstlerischen
Niveau. Die Tierdarstellungen in der Höhle von Lascaux in Frankreich werden wegen
ihrer Qualitäten als die „Sixtinische Kapelle der Eiszeit” bezeichnet. Picasso
soll nach einer Besichtigung tief beeindruckt berichtet haben: „Nichts haben wir
erfunden, nichts!” Der kulturelle Standard der Steinzeit war vermutlich weltweit
weitaus höher entwickelt als allgemein angenommen. Da es sich um schriftlose Kulturen
handelt, fehlen allerdings heute die Dokumente und es sind bei einem sehr lückenhaften
Beweismaterial nur indirekte Rückschlüsse möglich [2]
[4]
[5]
[6].