„Jedes Ding hat seine Zeit …” sagen uns die Prediger im alten Testament (Bibel, AT;
Pred. 3; 1- 8) und fügen gleich eine Vielzahl einleuchtender Beispiele an. Dieser
Satz ist anerkannt richtig und unwidersprochen. Wir stehen also in der Zeit und leben
mit dieser. Gegliedert wird sie von den Philosophen und den Religionen in Vergangenheit,
Gegenwart und Zukunft. Auch dies bleibt unwidersprochen, wird in den maßgeblichen
Sprachen ausgedrückt und von den Denksystemen übernommen. Wir gliedern die Zeit, die
verrinnt, abläuft von „gestern zu morgen”, immer in derselben Richtung; unumkehrbar!
Dies, obschon es Versuche und Entwürfe gibt, solche Umkehr denkbar werden zu lassen.
Messen aber können wir die Zeit und gliedern auch. Abläufe folgen einander oder sie
wiederholen sich zyklisch, manchmal sogar rhythmisch. Die Natur zeigt dies eindrücklich
und die Biologie ist voll davon.
Wir Menschen haben unsere Zeit, und wir gliedern diese in Geburt, Kindheit, Jugend,
Pubertät, Erwachsensein, Alter und Tod. Oft empfinden wir dies als zyklisches Geschehen
in steigenden Ringen. Dies drückt Rainer Maria Rilke trefflich aus, wenn er im zweiten
Gedicht des ersten Buches vom mönchischen Leben (1899) formuliert:
Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.
Umkehr ist auch hier, im Ablauf des menschlichen Lebens, nicht vorgesehen, wenn es
auch Entwürfe gibt, daran zu rütteln; zum Beispiel die Anti-Aging-Programme. Unterbrechungen
aber, Verkürzungen und vorzeitiges Ende sind Geschehen, mit denen sich die Medizin
auseinandersetzt. Unser linear gerichtetes Leben ist durch Zyklen gegliedert, offensichtlich
ist besonders die weibliche Fertilität und der Haarzyklus. Auf zellulärer Ebene sind
wir voller Zyklen, die neben dem Mitose-Zyklus, und oft davon abhängig, unsere Funktionen
regulieren.
Menschliches Leben hat seine Zeit, wohl etwa 120 Jahre wird geschätzt, wenn nicht
Krankheiten oder Unfälle dieses vorzeitig beenden. So zeigt uns eine „innere Uhr”
auf zellulärer Ebene das Maß. Jede Zelle vermag eine begrenzte Anzahl von Teilungen
durchzuführen, 50 - 70 werden angenommen. Endständige Verkürzungen der Gene durch
Telomerasen werden als eine Deutung beigezogen.
Die lineare Abfolge der Lebensphasen und die Endlichkeit sind Eckpunkte und Voraussetzung
für Alternsforschung und die Bemühungen, das Alter möglichst lebenswert zu gestalten
und unsere Funktionen, auch diejenigen des Geistes, zu erhalten. Geistige und körperliche
Regsamkeit zu bewahren, Kräfte und Aspekt zu pflegen gehört dazu. Das Alter möge weniger
sichtbar und vermindert spürbar sein. Hier hat „Anti-Aging” seinen Platz. Die zelluläre
Vielfalt, schlummernde Reserven (Stammzellen), Apoptose und viele andere aktuelle
Forschungsbereiche sind gerade an unseren dermatologischen Modellen auf Steuerbarkeit
und Stimulierfähigkeit zu untersuchen. Unser Fach ist also in der Front der Bemühungen.
Plastizität von Organen und Systemen eröffnen Möglichkeiten zum Modifizieren von Abläufen,
nicht aber zu deren Umkehr.