Krankenhaushygiene up2date 2006; 1(1): 1-17
DOI: 10.1055/s-2006-944589
Hygienemaßnahmen

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Prävention der intraoperativen HBV-, HCV- und HIV-Übertragung

Roland  Schulze-Röbbecke
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Publication Date:
05 September 2006 (online)

Kernaussagen

  • HBV, HCV und HIV sind die wichtigsten Krankheitserreger, die intraoperativ durch Blut übertragen werden.

  • Die Hepatitis-B-Schutzimpfung, die antivirale Hepatitis-C-Therapie und die Postexpositionsprophylaxe gegen HIV verhindern nur einen Teil dieser Infektionen. Die Expositionsprophylaxe ist daher weiterhin von wesentlicher präventiver Bedeutung.

  • Bei den drei genannten Erregern gehen die größten intraoperativen Übertragungsrisiken von HBV aus, insbesondere von HBV-Infizierten mit positivem HBeAG-Nachweis und hohen Erregerkonzentrationen im Blut. Bei HIV bestehen die niedrigsten Übertragungsrisiken.

  • Die intraoperative HBV-, HCV- und HIV-Übertragung geschieht in den westlichen Industriestaaten hauptsächlich durch Verletzungen der Hände des Operationsteams, sowohl vom Patienten auf das Operationsteam als auch in umgekehrter Richtung. Fehler bei der Instrumentenaufbereitung spielen so gut wie keine Rolle mehr.

  • Von bestimmten Operationen und Tätigkeiten ist bekannt, dass sie „verletzungsträchtig” und daher mit erhöhten Übertragungsrisiken verbunden sind. Zu den verletzungsträchtigen Operationen zählen z. B. vaginale Hysterektomien und die unfallchirurgische Versorgung von Knochenfrakturen mit Verletzungsraten von z. T. über 10 %. Zu den verletzungsträchtigen Tätigkeiten zählt z. B. das manuelle Führen und Ertasten einer Nadel und das manuelle Halten der Wundränder beim Wundverschluss.

  • Die Gefahr intraoperativer Hautverletzungen beim OP-Team lässt sich insbesondere durch veränderte Operationstechniken, durch Einsatz risikoärmerer OP-Instrumente (z. B. stumpfe Nadeln), das Tragen doppelter Handschuhe (möglichst mit Indikatorfunktion) und Fortbildungsmaßnahmen verringern.

  • Mittels Dampfsterilisation lassen sich HBV, HCV und HIV problemlos inaktivieren. Gegenüber chemischen und thermischen Desinfektionsverfahren erweist sich jedoch HBV in vitro als relativ resistent.

  • Für HBV-, HCV- und HIV-positives, infektiöses Personal werden Betätigungsauflagen gefordert, um das Risiko der intraoperativen Erregerübertragung auf Patienten zu verringern. Mehrere Fallberichte bewerten die Effektivität solcher Auflagen jedoch unterschiedlich.

Zitierte Literatur

PD Dr. med. Roland Schulze-Röbbecke

Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene · Universitätsklinikum Düsseldorf

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