Einleitung
Einleitung
Siegelmarken sind Briefverschlussmarken. Mit dem Briefverschlusssiegel wurden die
Verschlussklappen der Briefumschläge zugeklebt, um sie vor unliebsamer Indiskretion
zu schützen. Sie wurden hauptsächlich von Ämtern, Universitäten, staatlichen Institutionen
und militärischen Stäben und Einheiten benutzt und lösten um 1870 in Deutschland die
Wachssiegel ab [1].
Der Begriff „Weihnachtsmarke” entspricht nicht dem der „Weihnachtssiegelmarke”, auch
wenn man ihn als Synonym verwendet findet [2]. Weihnachtsmarken sind Sondermarken, deren Zuschlagserlös in Deutschland der Bundesarbeitsgemeinschaft
der Freien Wohlfahrtspflege zugute kommt [3]. Die erste Zuschlagsmarke der Welt erschien 1897 in Australien [4].
Die Weihnachtssiegelmarke, mit der man die Weihnachts- und Neujahrsbriefe verschließen
oder schmücken kann und deren Verkaufserlös dem Kampf gegen die Tuberkulose (TB) diente
und heute noch dient, entsprang der Idee eines dänischen Postangestellten.
Die Geburtsstunde der Weihnachtssiegelmarke fiel in eine Zeit, in der die Ansicht,
die TB sei unheilbar, in der Bevölkerung vorherrschte. Nur langsam fand die Auffassung
von Hermann Brehmer (1826 - 1899) Verbreitung, der in seiner Dissertation 1854 postulierte:
„primis in stadiis tuberculosis semper curabilis” und ab 1856 den Beweis seiner provokanten
These durch die Behandlung von TB-Patienten in seinem Sanatorium in Gröbersdorf im
Riesengebirge antrat [5]
[6]. Die monatelangen „Freiluftkuren” und die „hygienisch-diätetische Behandlung” an
„immunen Orten” konnten sich damals nur Wohlhabende leisten [7]
[8].
Auf der anderen Seite des Atlantik geht die Errichtung von Heilstätten auf Dr. Edward
Livingston Trudeau (1848 - 1915) zurück, der 1871 als junger Arzt an TB erkrankte,
alle seine Pläne aufgab und sich in die Ruhe und Abgeschiedenheit eines kleinen Hotels
im Norden des Staates New York zurückzog. Durch Bettruhe, gute Ernährung, frische
Luft und viel Sonnenschein besserte sich sein Zustand zusehends und überzeugte ihn,
dass TB heilbar sei. 1884 eröffnete er, vollkommen wiederhergestellt, das erste TB-Sanatorium
in den USA [9]
[10]
[11]
[12].
Obwohl die Erfolge der Heilstättenbehandlung in Europa und Amerika auf Beobachtungen
von Einzelfällen beruhten und nie wissenschaftlich überprüft wurden, wurde der Ruf
nach „Behandlungsstätten für Minderbemittelte” laut [5]. Diesem Ziel verschieb sich z. B. das 1895 gegründete „Deutsche Central-Komitee
zur Errichtung von Heilstätten für Lungenkranke” [18].
Die Weihnachtssiegelmarke spielte Anfang des 20. Jahrhunderts eine wichtige Rolle
beim Sammeln von Geld, mit dem Heilstätten für Kinder und Erwachsene aus sozial schwachen
Verhältnissen gebaut werden konnten. Darüber hinaus gab es andere Mittel und Wege
der Geldbeschaffung im Kampf gegen die TB wie Briefmarken und Schmucktelegramme mit
Zuschlag, Spendenpostkarten, Lotterien und Straßensammlungen [4].
Dänemark - Einar Holboell [10]
[11]
[13]
[14]
[15]
[16]
Dänemark - Einar Holboell [10]
[11]
[13]
[14]
[15]
[16]
In der Weihnachtszeit des Jahres 1903 hatte E. Holboell (1865 - 1927) im Postamt Köbermagergaden
in Kopenhagen viele Briefe, Karten, Päckchen und Pakete zu sortieren. Als er von seiner
Arbeit aufsah und aus dem Fenster blickte, schneite es. Im Schneegestöber entdeckte
er zwei kleine Kinder in zerrissener Kleidung, die nur unzureichend gegen den eisigen
Wind geschützt vorbeieilten. Schnell entschwanden sie seinem Blick, das Mitleid mit
den beiden erbärmlichen Gestalten blieb. Auch als er fortfuhr, die Post zu verteilen,
in Fächer zu schichten, auf Karren zu türmen und in Säcke zu füllen, ließ ihn der
Gedanke an die ärmlichen Kinder nicht los. Der Gegensatz zwischen den guten Absichten
und Wünschen der Menschen zum Weihnachtsfest und dem Mitleid erregenden Aussehen der
Kinder konnte kaum größer sein.
Wenn auf jede dieser zahlreichen Postsendungen nur eine kleine Marke für wenige Öre
geklebt werden würde, stünde viel Geld zur Verfügung, um armen, kranken Kindern zu
helfen.
Dieser Einfall und seine praktische Umsetzung beschäftigten ihn auch noch am folgenden
Tag. Er erläuterte seine Idee dem Vorgesetzten. Dieser war begeistert und leitete
den Vorschlag an den dänischen König weiter.
König Christian IX. (1818 - 1906) war von dem Vorhaben angetan und schlug vor, für
die erste Weihnachtsiegelmarke das Porträt der Königin Louise von Dänemark (1817 -
1898) zu verwenden. Sie war im Volke sehr beliebt und hatte sich zeitlebens für sozial
Schwache engagiert.
Am 10. Dezember 1904 erschien die erste Siegelmarke in einer Auflage von 6 Millionen
([Abb. 1]). Sie kostete 2 Öre (0,02 Kronen) und wurde an den Postämtern verkauft. Zum Vergleich
lag damals der Preis für die Literflasche Branntwein bei 5 Öre.
Abb. 1 Dänemark 1904: Die erste Weihnachtssiegelmarke [21].
Der Verkauf war ein großartiger Erfolg. Die dänische Bevölkerung kaufte im ersten
Jahr mehr als 4 Mill. Siegelmarken. Aus den Einnahmen konnte der Bau eines Krankenhauses
für TB- kranke Kinder finanziert werden. Weitere Kliniken für TB-Patienten folgten.
Die Siegelmarken finden auch bei Sammlern Interesse. Ann Mette Heindorff aus Dänemark
hat ihre Sammlung, die 100 Jahre dänische Weihnachtssiegelmarken einschließlich der
Färöer Inseln (28 Jahre), Grönland (30 Jahre) und der ehemaligen Kolonie Dänisch Westindien
(10 Jahre) umfasst, mit detaillierter Beschreibung der Marken ins Netz gestellt. Während
auf den ersten Siegelmarken Porträts von Mitgliedern der königlichen Familie oder
von Kindern vorherrschen, findet man später Abbildungen von Schiffen, Heilstätten,
mythologischen oder weihnachtlichen Figuren etc., wobei die Bögen zu je 50 Marken
seit 1951 als dekoratives Bild gestaltet und die einzelnen Marken mit Weihnachtssymbolen
bedruckt werden.
Nachzutragen ist, dass der Postangestellte E. Holboell 1905 zum Postmeister am Postamt
Gentofte, einem nördlichen Vorort von Kopenhagen, befördert wurde.
Nachdem er am 23. Februar 1927 gestorben war, gedachte man in Dänemark seiner mit
einer Weihnachtssiegelmarke, die sein Porträt zeigt ([Abb. 2]).
Abb. 2 Dänemark 1927: E. Holboell [21].
In den 50er-Jahren erinnerten Frankreich (1954) und Belgien (1955) mit einer Gedenkmarke
an den „Vater der Weihnachtssiegelmarke”.
Norwegen [13]
Die Idee von E. Holboell erreichte schon bald andere skandinavische Länder. Nachdem
zunächst Schweden und Island dem dänischen Beispiel gefolgt waren, gab die Norwegian
Women's Health Association 1906 die erste Weihnachtssiegelmarke Norwegens heraus.
Der Verkauf erbrachte 12 670 Kronen und ermutigte sie fortzufahren. Der Weihnachtssiegelmarkenverkauf
wurde zur ständigen Einrichtung.
Ende 1913 kam als Partner die Norwegian National Tuberculosis Association hinzu ([Abb. 3]).
Abb. 3 Norwegen 1912/1913 [21].
Obwohl während 50 Jahren durch den Verkauf von Weihnachtssiegelmarken 5 Mill. Kronen
eingenommen wurden, reichte das Ergebnis nicht an das dänische Vorbild heran. Im vergleichbaren
Zeitraum hatte man in Dänemark mehr als 16 Mill. erlöst. Beide Länder hatten damals
etwa 3 Mill. Einwohner.
1955 beging Norwegen das 50-jährige Jubiläum der Weihnachtssiegelmarke mit einer Ausstellung,
die unter der Schirmherrschaft von König Haakon stand.
Die Marken zeigen überwiegend weihnachtliche und winterliche Motive [21]. Der Verkaufserlös wurde in ähnlicher Weise wie in Dänemark verwendet.
Niederlande
Niederlande
Die Niederlande wandelten das ursprüngliche Weihnachtssiegelmarkenkonzept ab und setzten
erstmals in Europa eine offizielle Briefmarke ein, um Geld für den Kampf gegen die
TB zu sammeln. Das Postwertzeichen erschien am 21.12.1906 mit Abbildungen voller Symbolkraft:
die Sonne als Symbol für das Licht und den Wert der Bestrahlung, die Fontäne für gesundes
Wasser und eine Kornähre für die Kräfte spendende Ernährung [5].
Darüber hinaus wurden aber auch Siegelmarken mit weihnachtlichen Motiven oder aus
Anlass des 75-jährigen ([Abb. 4]) und des 100-jährigen Jubiläums [17] der Koninklijke Nederlandse Centrale Vereniging tot bestrijding der tuberculose
(KNCV) herausgegeben.
Abb. 4 Niederlande 1978 [21].
USA [9]
[10]
[11]
[18]
In den USA ist die Einführung der Weihnachtssiegelmarke mit dem Namen der Sozialarbeiterin
Emily Bissell (1861 - 1948) verknüpft. Sie wurde 1907 von ihrem Cousin Dr. Joseph
P. Wales, der TB-Patienten in einem Sanatorium mit nur 8 Betten am Ufer des Brandywine
Flusses in Delaware behandelte, um Hilfe gebeten. Es fehlten 300 Dollar, um die Schließung
der kleinen Klinik abzuwenden, teilte er ihr mit und hoffte, sie könne als erfahrene
Spendensammlerin des Roten Kreuzes in Wilmington, Delaware helfen.
Es würde nicht einfach sein, Menschen zum Spenden für eine Krankheit zu bewegen, die
viele für unheilbar hielten. Da erinnerte sie sich an den Artikel von Jacob Riis.
Der in Dänemark geborene Journalist und Sozialarbeiter hatte miterleben müssen, wie
sechs seiner Brüder von der TB dahingerafft wurden. Begeistert von der Idee des dänischen
Postmeisters E. Holboell und erfreut über den Erfolg der kleinen Weihnachtssiegelmarken
hatte er in einer amerikanischen Zeitung berichtet und vorgeschlagen, diese Methode
auch in den USA auszuprobieren.
Emily Bissell griff die Idee auf und entwarf eine Marke, verziert mit einer Girlande
aus Stechpalmenblättern, dem roten Kreuz in der Mitte und dem Schriftzug „Merry Christmas”
am unteren Rand. Sie hoffte, das Rote Kreuz würde sich an den Druckkosten beteiligen.
Es gestattete aber nur, das Symbol zu verwenden.
Von zwei guten Freundinnen lieh sie sich je 20 Dollar. Ein freundlicher Drucker, Charles
Storey, erklärte sich bereit, 50 000 Weihnachtssiegelmarken auf Kredit zu drucken.
Doch mit ihrem Wunsch, dass die Marken in Wilmington am Postschalter verkauft werden,
scheiterte sie am Postvorsteher, erreichte aber, die Weihnachtssiegelmarken ab dem
7. Dezember 1907 wenigstens im Vorraum der Post anbieten zu dürfen. Etliche Menschen
blieben stehen, um zu gucken. Manche kauften die roten oder grünen Marken. Der Erlös
des ersten Tages betrug 25 Dollar. An den folgenden beiden Tagen lag das Resultat
nicht höher. So kämen die 300 Dollar für das TB-Sanatorium vor Weihnachten nicht mehr
zusammen, wurde E. Bissell klar.
Sie fuhr mit dem Zug nach Philadelphia, um zu erreichen, dass der „North American”,
eine führende Zeitung der Stadt, über die Weihnachtssiegelmarkensammlung berichtet.
Aber der Redakteur wies sie ab.
Niedergeschlagen suchte sie den jungen Kolumnisten Leigh Mitchell Hodges auf, dessen
Artikel sie gern im „The Optimist” las. Als er den Bogen mit den leuchtend roten und
grünen Marken sah, meinte er, wie er später erzählte, „nicht ein Stück gelochtes Papier,
sondern ein flammendes Banner an der Spitze eines Kampfes gegen einen furchtbaren
Feind” [9] zu erblicken. Er rannte die Treppe hinauf zum Herausgeber des „North American” E.
A. Van Valkenburg und warf ihm die Markenbögen mit den Worten auf den Schreibtisch:
„Hier ist der Weg, die Tuberkulose auszurotten”. Dem verdutzten Chef erläuterte er,
dass es der Weg zur Bekämpfung dieser Seuche sei, jedermann wissen zu lassen, dass
man ihr vorbeugen und sie heilen kann. Als Schlagwort schlug er vor: „Stamp out tuberculosis”
(Rottet die TB aus). Der Chefredakteur entschied nach kurzem Überlegen: „Sag' Miss
Bissell, dass ihr unsere Zeitung zur Verfügung steht. Lass' alles stehen und liegen
und widme Dich ganz dieser Sache.” [9]
L. M. Hodges verfasste Berichte über die TB und erzählte die Geschichte der Weihnachtssiegelmarke,
die vielen kranken Menschen neue Hoffnung gab.
Der US-Präsident, der Chefrichter des Obersten Gerichts, der Sprecher im Parlament
hießen den Verkauf der Marken gut. Desgleichen taten die Vorsitzenden von religiösen
und anderen Verbänden.
Die Weihnachtssiegelmarken wurden in den Geschäftsräumen der Zeitung verkauft. Miss
Bissell und Mr. Hodges beobachteten den Ablauf. Als am ersten Tag ein kleiner, magerer
Zeitungsjunge mit schmutziger Kleidung hereinkam und den „Penny” mit den Worten: „Gimme
one. Me sister's got it” (Gib mir eine. Meine Schwester hat's erwischt) auf den Tisch
schob, wussten beide, dass sie die Menschen mit den Zeitungsartikeln erreicht hatten
und dass die Siegelmarkenaktion ein Erfolg werden würde. Der Erlös betrug 3000 Dollar.
Das kleine TB-Sanatorium am Brandywine Fluss war gerettet.
Darüber hinaus hatte sich gezeigt, dass es möglich war, auch in den USA mit Weihnachtssiegelmarken
Geld für den Kampf gegen die TB zu sammeln. 1908 und 1909 nahm sich das Amerikanische
Rote Kreuz der Kampagne an und dehnte sie auf das ganze Land aus. Ab 1910 führte es
die Sammlungen gemeinsam mit der National Association for the Study and Prevention
of Tuberculosis (NASPT) durch, die 1904 gegründet und zu deren erstem Präsidenten
E. L. Trudeau 1905 gewählt worden war [12].
Unter dem Symbol des roten Doppelkreuzes organisierte die National Tuberculosis Association
(NTA, heute National Lung Association) ab 1920 die Sammelaktionen eigenständig. Es
wurden vorwiegend weihnachtliche Motive gewählt ([Abb. 5]).
Abb. 5 USA (NTA) 1958 [30].
Bis in die 40er-Jahre engagierte sich E. Bissell in ihrer Geburtsstadt Wilmington
für die Kampagne der Weihnachtssiegelmarken und für den Kampf gegen die TB. 1986 ehrte
man sie mit einer Briefmarke.
Kanada [18]
1908 erreichte die Idee der Weihnachtssiegelmarke Kanada. Die Zeitung „Toronto Globe”
nahm sich des Themas an und rief zu Spenden auf. Sie informierte die Leser in einer
zweispaltigen Serie über die TB und die Sammlungserfolge. Die Kampagne, an der sich
Schulkinder, Zeitungsleute, Bankangestellte, Pfarrer etc. beteiligten, war erfolgreich.
In Toronto wurden 6114,23 und in Hamilton 1244,40 Dollar gesammelt.
In den folgenden Jahren weiteten sich die Sammlungen auf weitere kanadische Gemeinden
aus. Für die Marken wählte man vor allem weihnachtliche Symbole ([Abb. 6]).
Abb. 6 Kanada 1985 [21].
Ab 1927 wurde der Verkauf der Weihnachtssiegelmarken die offizielle Spendenaktion
der Canadian Tuberculosis Association (CTA). Die Gelder flossen anfangs in die Sanatorien,
später in die Röntgenreihenuntersuchungen oder das Tuberkulinscreening, um möglichst
frühzeitig Erkrankte und Infizierte zu erfassen.
Wegen des Rückganges der TB dehnte die CTA 1960 das Programm auf alle respiratorischen
Erkrankungen aus.
Heutzutage finanziert die Canadian Lung Association, seit 1977 Nachfolgerin der CTA,
aus dem Verkaufserlös der Weihnachtsiegelmarken in erster Linie die Forschung auf
dem Gebiet der Prävention und Therapie von Lungenkrankheiten.
Neuseeland [19]
Die Dänin Mette Kristine Nielsen geb. Bruun (1873 - 1938) aus Vejle auf Jütland, die
1908 nach Neuseeland ausgewandert war, erfuhr bei einem Besuch in ihrer alten Heimat
von den Sammlungserfolgen mit den Weihnachtssiegelmarken. Als Präsidentin des Norsewood
Country Women's Institute wandte sie sich 1926 an Lady Fergusson, die Ehefrau des
Generalgouverneurs, und an den Parlamentsabgeordneten Sir George Hunter mit der Bitte,
Gesundheitssiegelmarken (health seals) in Neuseeland einzuführen.
Nachdem ihr Vorschlag befürwortend an die zuständigen Stellen weitergeleitet und notwendige
Gesetzesänderungen vorgenommen worden waren, erschien 1929 statt einer Siegelmarke
ein Postwertzeichen mit einem Zuschlag für Kindererholungsheime (Children's Health
Camps) und dem Schriftzug „Help stamp out tuberculosis” (Hilf die TB auszurotten).
Es war die Geburtsstunde der Wohltätigkeitsmarke Neuseelands. Da der Zuschlag bedürftigen
Kindern zugute kommen sollte, wurden als Motiv z. B. Ball spielende Kinder, Eltern
mit ihrem Neugeborenen u. ä. gewählt.
Zum 50. Jahrestag erschien ein Briefmarkenblock, in dem die Neuauflage der ersten
Marke integriert wurde. 1989 ehrte man M. K. Nielsen mit einem Ersttagsbrief.
Die Idee von der Weihnachtssiegelmarke wurde später von der „Tuberculosis & Respiratory
Diseases Association” in Wellington aufgegriffen ([Abb. 7]).
Abb. 7 Neuseeland 1973 [21].
Australien [20]
Als man sich 1927 entschloss, den Verkauf der Weihnachtssiegelmarken mit dem roten
Doppelkreuz der TB-Bekämpfung zugute kommen zu lassen, wurden auch in Australien Marken,
auf denen weihnachtliche Motive vorherrschten ([Abb. 8]), herausgegeben und Sammlungen durchgeführt. Der Erlös floss in Röntgenreihenuntersuchungen
und Tuberkulinscreening zur Früherkennung der TB.
Abb. 8 Australien 1972 [21].
Der Staat Victoria gab bereits 1897 eine Zuschlagsmarke heraus, um die Errichtung
eines TB-Sanatoriums zu finanzieren [4].
Korea [21]
Der in Korea geborene kanadische Missionar Dr. Sherwood Hall hat sich um die TB-Bekämpfung
in seinem Geburtsland besonders verdient gemacht. Er eröffnete ein Tuberkulosesanatorium
bei Haiju und führte 1932 die Weihnachtssiegelmarke ein ([Abb. 9]). Seine Kampagne ist bis auf den heutigen Tag erfolgreich. Unterbrochen wurde sie
für 9 Jahre durch den Zweiten Weltkrieg. Der Erlös der Sammlungen trug signifikant
zur TB-Bekämpfung in Korea bei.
Abb. 9 Korea 1932 [21].
Die farbenfrohen Marken der Korean National Tuberculosis Association (KNTA) fanden
in der Vergangenheit unter den Teilnehmern der Konferenzen der International Union
Against Tuberculosis and Lung Disease (IUATLD, The Union) viel Anklang. Beim Wettbewerb
um die schönsten Weihnachtssiegelmarken anlässlich der 35. Weltkonferenz 2004 errangen
die Marken der KNTA unter 16 teilnehmenden Ländern den ersten Preis. Die Marken zeigen
Paare verschiedener Kontinente in landestypischer Tracht [22].
Deutschland
Deutschland
In Deutschland wurde vor den Weltkriegen versucht, die Siegelmarken einzuführen [23]. Aufgrund von Verhandlungen, die im Jahre 1906 begonnen wurden, kam es 1907 zur
Gründung eines Wohlfahrtsmarkenvereins, der dem Deutschen Zentralkomitee zur Bekämpfung
der Tuberkulose (DZK) erhebliche Zuwendungen aus dem Betriebsüberschuss machen konnte
[24].
Anfang Mai 1933 musste das Präsidium des DZK zurücktreten. Die Organisation wurde
als „Reichs-Tuberkulose-Ausschuss” (RTA) weitergeführt [24]. Nach der Zwangsauflösung des DZK gab der RTA während der Herrschaft des Nationalsozialismus
Weihnachtssiegelmarken heraus, auf denen hygienische Hinweise und Verhaltensregeln
wie z. B. „Huste nicht und pruste nicht Deinem Nachbarn ins Gesicht” die Bevölkerung
aufklären und ermahnen sollten [5]. Dieser Aufklärungsgedanke wurde in den 50er-Jahren vom Niedersächsischen Verein
zur Bekämpfung der TB für eine Markenserie, die gemeinsam mit dem DZK herausgebracht
wurde, aufgegriffen ([Abb. 10]).
Abb. 10 Niedersächsischer Verein zur Bekämpfung der Tuberkulose gemeinsam mit dem DZK 1950/51
[35].
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde im Dezember 1951 auf Anregung der Dienststelle des
Hohen Amerikanischen Kommissars in Frankfurt am Main eine Weihnachtsmarkensammlung
in den deutsch-amerikanischen Klubs durchgeführt, so wie sie in den USA seit vielen
Jahren mit großem Erfolg (1952 20 Mill. Dollar Reingewinn) abgehalten wurde.
Ähnliche Aktivitäten waren offenbar bereits 1950/51 in Hamburg ([Abb. 11]), Niedersachsen ([Abb. 10]), Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein ([Abb. 12]) mit der Herausgabe eigener Siegelmarken erfolgt [4].
Abb. 11 Hamburger Verein zur Bekämpfung der Tuberkulose e. V. 1950/51 [35].
Abb. 12 TBC-Vereinigung-Schleswig-Holstein 1950/51 [35].
Die Mitgliederversammlung des DZK beschloss am 29.04.1952, einen Arbeitsausschuss
für Weihnachtsmarken zugunsten der Bekämpfung der Tuberkulose zu gründen. Er konstituierte
sich am 24.06.1952. Zur Vorsitzenden wurde Tilly Grimminger, Stuttgart gewählt [24], die damals Präsidentin der „Federation of German-American Clubs” war und bereits
im Vorjahr die Sammlungen der deutsch-amerikanischen Klubs durchgeführt hatte [4]
[11]. Die Fortsetzung dieser Sammlungen erachteten sowohl die Föderation der deutsch-amerikanischen
Klubs als auch das DZK als wichtig.
Der kleine Ausschuss sollte die Sammlung Weihnachten 1952 vorbereiten und begann damit
im Juli. Da die Herstellung der Marken stockte, konnte der Versand erst Anfang November
an die Klubs erfolgen. Vorbereitende Informationen wurden über Rundschreiben und Artikel
im „Newsletter of the Federation of German-American Clubs” versandt. Wie im Vorjahr
gab es wegen der Sammelerlaubnis Schwierigkeiten. Insbesondere bereitete es Probleme,
die ministerielle Genehmigung zur öffentlichen Sammlung zu erlangen, da sie bei den
jeweiligen Bundesländern beantragt werden musste. Die Beurteilung solcher Sammlungen
und die Entscheidungen über die Anträge fielen höchst uneinheitlich aus.
Vom Reinerlös gingen vereinbarungsgemäß 5 % an das DZK. Durch die verbleibenden Mittel
durften „keinesfalls (…) staatlichen oder städtischen Stellen oder öffentlichen Kassen
irgendwelche Verpflichtungen abgenommen werden” [23], hieß es. Die satzungsgemäßen Aufgaben umfassten:
-
die „Gewährung von Beihilfen zur Wohnungsbeschaffung für Tuberkulosekranke”,
-
die „Unterstützung von wissenschaftlichen Arbeiten auf dem Gebiet der Tuberkulose”
und
-
die „Aushilfe in einzelnen Fällen, die besonders gelagert sind” [23].
Über die Verwendung der Gelder entschieden die deutsch-amerikanischen Klubs im Einvernehmen
mit dem jeweiligen Vertreter des Arbeitsausschusses und des DZK sowie mit dem Tuberkulosereferenten
des beteiligten Bundeslandes [25].
Die Sammlung setzte man 1953 fort [23] ([Abb. 13]). Es wurde beschlossen, die Deutschen Frauenverbände einzuschalten. Der Erlös der
Jahre 1953 und 1954 sollte in den meisten Ländern dem Wohnungsbau für Tuberkulosekranke
zugute kommen. Die Sammlungen erstreckten sich zuerst nur auf die amerikanische Zone.
Inzwischen hatten sich auch andere Bundesländer entschlossen teilzunehmen [24].
Abb. 13 1953 [30].
Am 8.10.1955 beschloss das Präsidium des DZK, den Arbeitsausschuss für Weihnachtssiegelmarken
aufzulösen. Seine Aufgaben übernahm das DZK selbst [26].
Angesichts der Wohnungsnot musste man konstatieren, dass die durch die Aktion „Weihnachtsmarken”
eingebrachten Beträge „ein Tropfen auf den heißen Stein” waren [24].
Ende 1955 besaßen in der Bundesrepublik Deutschland 35 701 Kranke mit ansteckungsfähiger
TB (Bestand) kein eigenes Zimmer. Das entsprach bezogen auf 100 „Offentuberkulöse”
rund 30 %. Regional lag der Anteil teilweise höher (in Bremen über 50 %). Kein eigenes
Bett hatten 2462 infektiöse Kranke (2 %) [27].
Da sich damals nur 25 - 30 % der Patienten mit ansteckungsfähiger TB (Bestand) in
stationärer Behandlung befanden, wohnten 80 - 100 000 infektiöse Personen daheim und
wurden ambulant behandelt. Dazu kamen noch die „Chroniker”, d. h. Kranke mit positivem
Sputumausstrich seit mehr als 2 Jahren.
Aufgrund der beengten Wohnverhältnisse ging man damals von mindestens 50 - 60 000
besonders ansteckungsgefährdeten Familienangehörigen aus [27].
Niedersachsen [28] und Schleswig-Holstein [29] unternahmen erhebliche Anstrengungen, um ausreichend Wohnraum für Tuberkulöse zur
Verfügung zu stellen. Auch in anderen Bundesländern bemühten sich private Organisationen,
durch den Verkauf von Weihnachtssiegelmarken Mittel für diesen Zweck zu erhalten.
Wegen der Verweigerung öffentlicher Sammlungen waren die Ergebnisse äußerst bescheiden.
Sie stimmten pessimistisch, zumal Bayern mit dem höchsten Sammlungsergebnis 1956 (205
181 DM) nur 124 Familien mit Wohnraum bedenken konnte [16]
[27].
Die von den privaten Organisationen zusätzlich zu den staatlichen Mitteln für Wohnraumbeschaffung
aufgebrachten Gelder reichten bei weitem nicht aus, den Bedarf annähernd zu decken
[27].
Die Leitgedanken, denen das Komitee zur Wohnraumbeschaffung für Tuberkulosekranke
in Bayern e. V. seine Entstehung verdankt, wurden wie folgt formuliert: „Gesunder,
in Größe und Kosten angemessener Wohnraum ist für den Tuberkulosekranken neben der
wirtschaftlichen Sicherstellung das Wichtigste, um die durch moderne Therapie angebahnte
Heilung zu fördern und den Genesenden vor einem Rückfall zu bewahren. Der Kranke erhält
dadurch beruhigende Sicherheit und wieder neuen Lebensmut” [30].
Die Gründung des Komitees erfolgte 1953 auf Anregung des Bayerischen Staatsministeriums
des Inneren. Schirmherr war der damalige Innenminister und spätere Ministerpräsident
Dr. Wilhelm Hoegner (1887 - 1980) [28]. Das Komitee fand Unterstützung bei den Medien, der Vereinigung der Arbeitgeberverbände,
dem Deutschen Gewerkschaftsbund, dem Verband Deutsch-Amerikanischer Klubs, dem Katholischen
Frauenbund, der Berufsorganisation der Hausfrauen und dem Deutsch-Evangelischen Frauenbund
[30].
Von 1953 - 1963 wurden nicht weniger als 1,4 Millionen DM, die mit dem Verkauf der
Weihnachtssiegelmarken in Bayern gesammelt worden waren, zur Schaffung von Wohnraum
für bedürftige Tuberkulosekranke bereitgestellt [30] ([Abb. 14] u. [15]).
Abb. 14 1957: Weihnachtsserie, Entwurf von Prof. Blasius Spreng, München [30].
Abb. 15 1960: Christrose und Mistel [30].
Da in der Bundesrepublik durch die Tuberkulosehilfe bzw. das Bundessozialhilfegesetz
das Netz sozialer Sicherheit enger geknüpft, der soziale Wohnungsbau flächendeckend
ausgeweitet und die Verbesserung der Wohnverhältnisse durch staatliche Sonderleistungen
ergänzt wurde [31]
[32], nahmen in den 70er-Jahren die Anfragen nach Darlehen und Hilfen beim Komitee drastisch
ab. Darüber hinaus unterbrach die konsequente medikamentöse TB-Behandlung die Infektionsketten
wirksam, verhinderte das chronische Ausscheiderstadium und verminderte die Anzahl
der Neuerkrankungen ([Abb. 16] u. [17]).
Abb. 16 1970: Wilhelm Conrad Röntgen (1845 - 1923) [21].
Abb. 17 1970: Fehldruck! W. C. Röntgen [35].
Dem Mitteilungsblatt des Niedersächsischen Vereins zur Bekämpfung der TB e. V. ist
zu entnehmen, dass sich 1971 der Erlös aus dem Verkauf von 2 990,5 Bögen der Weihnachtssiegelmarken
(11 907,41 DM; 4 Pf. pro Marke) durch die 56 Kreisverbände gegenüber dem Anteil aus
der Haus- und Straßensammlung (75 913,21 DM), die gemeinsam mit den Wohlfahrtsverbänden
durchgeführt wurde, bescheiden ausnahm. Die Gelder wurden für zinsgünstige Darlehen
oder nicht zurückzuzahlende Zuschüsse zur Verbesserung der Wohnverhältnisse, für die
Durchführung der Röntgenreihenuntersuchung oder für Geschenksendungen an bedürftige
Familien mit TB-Kranken in der DDR verwendet. Die Vorsitzenden der Kreisvereine beklagten
die allgemeine Sammelmüdigkeit und die Absicht der Wohlfahrtsverbände, sich künftig
nicht mehr an den Sammlungen zu beteiligen [28].
1979 ging in Bayern aus dem Komitee zur Wohnraumbeschaffung für Tuberkulosekranke
das Kuratorium Tuberkulose in der Welt e. V. hervor. Zu den „Gründungsvätern” zählen
Prof. Dr. H. Blaha, Prof. Dr. K. F. Petersen und Dr. B. Kranig. Auch wenn die satzungsgemäß
festgelegten Aufgaben des Komitees fortgeführt wurden, stellte das Kuratorium aufgrund
der veränderten epidemiologischen Situation in seiner Satzung
-
die Bekämpfung der TB in den Entwicklungsländern,
-
die Aufklärung über Verhütung und Bekämpfung der TB durch Vorträge und wissenschaftliche
Veranstaltungen und
-
die Zusammenarbeit mit WHO und der Union
in den Vordergrund.
Spendenaufrufe erfolgen im Frühjahr und in der Vorweihnachtszeit. Der Aufruf des Vereinsvorsitzenden
Prof. Dr. Dr. K. Feldmann hatte 2005 folgenden Wortlaut (Siegelmarken s. [Abb. 18]):
Abb. 18 2005 Heinrich Zille und sein „Milljöh”; Quelle: Fackel-Verlag, Oldenburg [33].
„Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat für die Tuberkulose 2 „Milleniums”-Ziele
gesetzt, die bis Ende 2005 erreicht werden sollten: die 70 %ige Erfassung aller ansteckenden
Patienten und die 85 %ige Heilung der behandelten Patienten.
Das Kuratorium führt seit nunmehr 20 Jahren Projekte[1] in Bolivien und Nepal eigenverantwortlich durch. Seit weit über 10 Jahren sind diese
WHO-Ziele in unseren Projekten erreicht. Dieser Erfolg ist u. a. darauf zurückzuführen,
dass wir besonderen Wert auf kontinuierliche Schulung der einheimischen Mitarbeiter,
eine gesicherte Finanzierung und eine regelmäßige Überprüfung/Auswertung legen.
Nicht zuletzt aufgrund unserer Kompetenz und Zuverlässigkeit werden unsere Mitglieder
von der WHO gebeten, bei der Umsetzung ihrer Ziele und Studien aktiv mitzuwirken.
Erst wenn diese WHO-Etappenziele erreicht werden, kann von einer Trendwende in der
TB-Bekämpfung, d. h. von einer Abnahme der TB, gesprochen werden. Damit dies erreicht
wird, ist auch weiterhin viel langfristige Anstrengung erforderlich. Nur so lassen
sich die Milleniums-Ziele dauerhaft sichern.” [33]
Die Weihnachtssiegelmarken werden zwar kaum noch verkauft, aber dem Aufruf im November
jedes Jahres als kleine Aufmerksamkeit beigelegt bzw. gegen eine Spende[2] abgegeben [33]. In Deutschland ist das Kuratorium die einzige TB-Organisation, die bei ihren Spendensammlungen
an der über 100-jährigen Weihnachtssiegelmarkentradition festhält. Die Auswahl der
Motive wird seit einigen Jahren nicht mehr vornehmlich vom Gedanken an Weihnachten,
sondern an die TB geprägt ([Abb. 19] u. [20]).
Abb. 19 1990 [33].
Abb. 20 2000: Tuberkulose-Heilstätten bis zur Jahrhundertwende [33].
Andere Länder [17]
[22]
[34]
Andere Länder [17]
[22]
[34]
Dem Beispiel Dänemarks folgten Länder wie Russland, Belgien, die Schweiz, Spanien,
Portugal ([Abb. 21]), Ungarn, Italien, Frankreich ([Abb. 22]) und Griechenland. In wie vielen Ländern der Welt die Siegelmarke, deren Erlös für
den Kampf gegen die TB bestimmt ist, tatsächlich verbreitet wurde, ließ sich an der
Ausstellung der Sammlung von Joseph Wheeler (USA) abschätzen, die anlässlich des 100-jährigen
Bestehens der Weihnachtssiegelmarke, von der Union organisiert, in Paris stattfand
und auf der Exemplare aus 130 Ländern gezeigt wurden.
Abb. 21 Portugal 1982, Robert Koch (1843 - 1910) [21].
Abb. 22 Frankreich 1934, Albert Léon Charles Calmette (1863 - 1933) [21].
Da beim Wettbewerb der Union um die schönsten Weihnachtssiegelmarken im Jahr 2005
Exponate aus lediglich 13 Ländern ausgestellt wurden, darf man annehmen, dass heutzutage
nur noch wenige Organisationen auf diesem Wege Spenden für die Bekämpfung der TB bzw.
für die Erforschung von Lungenkrankheiten sammeln. Ohne diese Länder, die Siegelmarken
herausgeben, aufzählen zu wollen, sei erwähnt, dass sich Entwicklungsländer mit hoher
und Industrienationen mit niedriger TB-Prävalenz etwa die Waage halten.
Rotes Doppelkreuz [5]
Nachdem das rote Doppelkreuz während der 6. Internationalen TB-Konferenz 1928 zum
offiziellen Signet und Emblem der internationalen Tuberkulosebekämpfung erhoben worden
war, findet man es weltweit auf fast[3] allen Weihnachtssiegelmarken. Die Idee geht auf den Pariser Arzt Dr. Gilbert Serison
zurück, der seinen Vorschlag bereits 1902 den Teilnehmern der 4. Internationalen TB-Konferenz
in Berlin unterbreitet hatte. Einige Länder setzten seinen Vorschlag sogleich um,
die meisten aber erst nach 1928.
Wie Dr. G. Serison auf diese Idee kam, ist unbekannt. Das Doppelkreuz war das Symbol
Jerusalems. Es schmückte die Standarte von Godefroy de Bouillon (geb. um 1060), Fürst
von Niederlothringen, als er auf dem Kreuzzug um 1099 die Heilige Stadt einnahm [16]. Nachdem er am 18.7.1100 in Jerusalem gestorben und seine Heerschar nach Frankreich
zurückgekehrt war, wurde es zum Emblem des Hauses Lothringen.
Seit dem 17. Jahrhundert findet man das Doppelkreuz z. B. als Schmuck auf Apothekengläsern.
Offenbar hatte es eine Funktion als Heilkreuz gegen Zauberei, Pest und Not.
Dieser geschichtliche Hintergrund dürfte dem Pariser Arzt nicht völlig unbekannt gewesen
sein, als er vorschlug, das Symbol der Kreuzzüge für den Kreuzzug gegen die TB zu
verwenden.
Widmung
Widmung
Herrn Professor Dr. med. Christian Virchow sen. zum 80. Geburtstag gewidmet.
Danksagung
Danksagung
Herrn Dr. Ehrhardt Heine und Herrn Dr. Robert Kropp danke ich für wertvolle Hinweise
und Anregungen.