Pneumologie 2006; 60(5): 276
DOI: 10.1055/s-2006-941633
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vogelgrippe - Gene stammen ursprünglich aus China

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Publication Date:
15 May 2006 (online)

 
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    Das H5N1-Virus war im Südosten Chinas bereits seit einem Jahrzehnt im Umlauf. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie aus Shantou, China. Eine genetische Analyse ergab, dass das Virus hauptsächlich über Geflügel verbreitet wurde. Zusätzlich zeigte sich, dass es mit wild lebenden Vögeln vom Südosten Chinas in die Türkei gelangte.

    Das Team um Yi Guan und Wissenschaftler aus Xiamen und Hongkong sind davon überzeugt, dass die einzige Möglichkeit das Virus zu kontrollieren darin besteht, es im Südosten Chinas unter Kontrolle zu bringen. Die chinesischen Behörden haben dementiert, dass das Epizentrum des Virus in dieser Region liegt. Die Wissenschafter analysierten zwischen Januar 2004 und Juni 2005 Proben von 13 000 Zugvögeln und 50 000 Tieren von Geflügelmärkten. Nach diesem Zeitpunkt wurde das Sammeln von Proben durch unabhängige Stellen von der chinesischen Regierung verboten. Auf den Märkten wurde das Virus bei rund 2% von offensichtlich gesunden Enten und Gänsen nachgewiesen. Dieser Nachweis gelang nur in 2 Monaten der Untersuchungsperiode nicht. Der genetische Aufbau des Virus unterschied sich in den Provinzen Guangdong, Hunan und Yunnan nur leicht. In der Folge bildeten sich für die jeweilige Region charakteristische geografische Ballungen. Der gemeinsame Ursprung liegt jedoch bei einem Virus aus dem Jahr 1996 aus der Provinz Guangdong. Die größte genetische Variation in Guangdong und den benachbarten Regionen Guangxi und Hunan belegen, dass das Virus in diesem Bereich am längsten vorhanden war. Robert Webster vom St. Jude's Children's Research Hospital erklärte, dass damit nachgewiesen sei, dass das Virus aus diesen Provinzen stammt und seit damals lang genug im Umlauf war, um verschiedene Stämme auszubilden. Diese Stämme "kolonialisierten" in der Folge die benachbarten Gebiete. Viren aus Vietnam und Thailand stimmen mit den Viren aus Guangdong überein. Indonesien verfügt im Gegensatz dazu über eine eigene, aber verwandte Variante. Die Gene vietnamesischer Viren weisen wiederholte Einschleppungen aus Guangxi auf. Das Bestehen von charakteristischen Mustern bedeutet ebenfalls, dass die Hauptübertragung nicht durch Vögel mit einer großen Reichweite stattfinden kann. Mitautor Malik Peiris von der University of Hongkong erklärte, dass ein wiederholtes Auftreten in zum Beispiel Yunnan zu mehreren Unterformen des Virus geführt habe. In jeder Region trete jedoch nur eine Form auf. Wildlebende Vögel spielen jedoch trotzdem eine Rolle. Die Wissenschafter fanden H5N1 bei 6 offensichtlich gesunden Wildenten am Poyang See in der Provinz Jiangxi, die an Guangdong und Hunan grenzt. Diese Proben wurden im Januar und März 2005 entnommen bevor die Wanderung der Tiere Richtung Norden begann. Sie verfügten über alle Gene und spezifischen Mutationen, die später am Qinghai See 1 700 km weiter westlich nachgewiesen wurden. Bei diesem Virus handelt es sich laut Peiris sehr wahrscheinlich um jenes, das später in der Türkei auftrat.

    Das Team testete ebenfalls, ob die Poyang-Viren Enten zu krank machten, um zu fliegen. Zu diesem Zweck wurden junge Stockenten infiziert. Laut Webster erkrankten die meisten Tiere in einem geringeren Ausmaß und erholten sich anschließend wieder. Alle Tiere schieden das Virus ungefähr eine Woche lang aus. Peiris erklärte, dass die Beweise jetzt eindeutig seien, dass Wandervögel H5N1 über große Entfernungen transportieren können. "Sie sind jedoch nicht der Sündenbock dafür, dass das Virus beim Geflügel weiterhin auftritt. Hier liegen Ursache und Lösung des Problems bei der Geflügelindustrie." Eine weitere wichtige Erkenntnis der Studie war, dass die Antikörper gegen eine Variante von H5N1 sich nicht bereitwillig mit anderen Varianten vermischten. Das bedeutet, dass das Impfen von Menschen oder Tieren gegen einen Virenstamm wahrscheinlich nicht gegen einen anderen schützt. Das Team forderte daher für die Entwicklung von Impfstoffen gegen eine drohende Pandemie verschiedene ständig aktualisierte Stämme des Virus heranzuziehen.

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    Wildvögel können das H5N1-Virus über weite Strecken transportieren. Allerdings spricht das Bestehen von charakteristischen Mustern dafür, dass die Hauptübertragung nicht auf diesem Wege stattfindet (Bild: Archiv).

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    Wildvögel können das H5N1-Virus über weite Strecken transportieren. Allerdings spricht das Bestehen von charakteristischen Mustern dafür, dass die Hauptübertragung nicht auf diesem Wege stattfindet (Bild: Archiv).