Zusammenfassung
Um dauerhaft an den Neurologen und Psychiater Möbius zu erinnern und um beiden Disziplinen
eine Fördermöglichkeit zu eröffnen, wurde 1908 die Möbius-Stiftung gegründet. Gemäß
ihrer Satzung honorierte sie die Leistungen u. a. von Alzheimer, Kraepelin, Nonne,
C. und O. Vogt oder Foerster. Innerhalb beider Fachgesellschaften erlangte die Stiftung
deutschlandweite Bedeutung, wenngleich sie infolge der Inflation ab 1923 zur Inaktivität
verurteilt war. Ihre Geschichte spiegelt exemplarisch die Umbrüche in Deutschland
und der deutschen Psychiatrie in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wider.
Abstract
The Möbius-Foundation was founded on the initiative of some co-workers and friends
of Leipzig neurologist and psychiatrist Paul Julius Möbius, who had died in 1907.
Their aim was to venerate the memory of Möbius and to gather support for his and their
subjects. After a starting phase of structuring and consolidating, the „Möbius-Foundation”
began, according to its statute, to honour achievements in the fields of neurology
and psychiatry. The foundation gained reputation throughout Germany in both of these
fields. Among the prizewinners of the „Möbius-Award” were Alois Alzheimer, Emil Kraepelin,
Max Nonne, Cécile and Oskar Vogt, or Otfrid Foerster. The inflation of 1923 immensely
reduced the capital stock of the foundation, sentencing it to inactivity. Until 1938
Johannes Bresler tried to revive the „Möbius-Foundation”. Later, the foundation was
absorded by the GDNP (Society of German Neurologists and Psychiatrists). However,
due to the outbreak of WW II in 1939, the foundation was not able to take up its work
again. The history of the foundation mirrors en miniature both the social changes
in Germany and German psychiatry in the first half of the twentieth century.
Schlüsselwörter
Paul Julius Möbius - Möbius-Stiftung - Forschungsförderung - Gesellschaft Deutscher
Neurologen und Psychiater - Johannes Bresler
Key words
Paul Julius Möbius - Möbius-Foundation - research promotion - Society of German Neurologists
and Psychiatrists - Johannes Bresler
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- 18 Bresler J. Über die Veredelung des menschlichen Geschlechts von P. J. Möbius nebst
Anhang: Geisteskrankheit und Verbrechen bei Juden. Kreuzburg; Selbstverlag 1933
1 Max Lange (1868 - 1943), Bildhauer und Medailleur; lebte seit etwa 1900 in Leipzig,
war Assistent am Pathologischen Institut der Universität und Lehrer für Plastische
Anatomie an der Leipziger Akademie. 1909 wurde er Professor, als Künstler war er Autodidakt.
2 Klinke legte 1914 im Karger Verlag Berlin sogar eine ganze Monografie „Die operativen
Erfolge bei der Behandlung des Morbus Basedowii” vor.
3 „Die Wirkungen kleiner Mengen Alkohol”; „Betrachtungen über geistige Prophylaxe”;
„Kommunismus als Wahn und Verbrechen”; „Das Christentum als Religion der unbedingten
Freiheit” (alle 1926); Armin Steyerthal: „Was ist Hysterie?” (1927); „Die deutsche
Gemüts- und Nervenheilkunde und der preußische Ministerialerlaß betr. ,Polizeiliche
Unterbringung Geisteskranker in öffentlichen Heil- und Pflegeanstalten.‘ Vom 21.1.1932”
(1932); „Über die Veredelung des menschlichen Geschlechts von P. J. Möbius nebst Anhang:
Geisteskrankheit und Verbrechen bei Juden” (1933); „Asphalt und Psychiatrie. Eine
Erinnerung”; „Die zehn wichtigsten Kulturaufgaben der Anstalten für Geisteskranke”
(beide 1935).
4 Anfrage vom 7.11.1934: „Der Reichsausschuß für Volksgesundheit ist im Auftrage des Herren Reichsminister
des Inneren auf dem Gebiete der Bevölkerungspolitik, insbesondere der Erb- und Rassenkunde,
Erb- und Rassenpflege, tätig. Wir beobachten auch laufend das auf dem Gebiete der
Bevölkerungspolitik erscheinende Schrifttum; dazu gehört auch eine Stellungnahme zu
den früher erschienenen Veröffentlichungen auf diesem Gebiete” ([11], I, S. 329).
5 Deutsche Forschungsanstalt für Psychiatrie der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft in München,
heute Max-Planck-Institut für Psychiatrie.
Ulrich Rottleb
Archiv für Leipziger Psychiatriegeschichte, Klinik und Poliklinik für Psychiatrie
Johannisallee 20
04317 Leipzig
Email: holger.steinberg@uniklinik-leipzig.de