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DOI: 10.1055/s-2006-939740
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Kinase-Hemmer mit dualer Wirkung - Hemmung der Replikation und der Neoangiogenese führt zum Therapieerfolg
Publication History
Publication Date:
19 April 2006 (online)
- Oraler Kinase-Hemmer mit dualer Wirkung
- Zulassungsstudie zum nichtkleinzelligen Lungenkarzinom
- Progressionsfreies Überleben bei Nierenkrebstherapie nahezu verdoppelt
Trotz therapeutischer Fortschritte bleibt das nichtkleinzellige Lungenkarzinom eine verheerende Erkrankung. Mit etwa 60000 Neuerkrankungen ist Lungenkrebs in Deutschland die mit Abstand häufigste Krebserkrankung, und unter den Krebserkrankungen ist das Lungenkarzinom bei Männern und Frauen die häufigste Todesursache. Der Tumor fordert mehr Leben als Darm-, Brust- und Prostatakrebs zusammen.
Oraler Kinase-Hemmer mit dualer Wirkung
Immer stärker richtet sich der Fokus auf individuelle und maßgeschneiderte Therapiekonzepte, die so genannte "targeted therapy". Die neuen Krebstherapien greifen den Tumor zielgerichtet an: Sie halten das Wachstum auf, indem sie die Wachstumssignale unterbrechen und/oder die Blutversorgung des Tumors stoppen. Diese zytostatischen Therapien haben oft weniger schwer wiegende oder leichtere Nebenwirkungen als die älteren zytotoxischen Medikamente. Deshalb werden sie von den meisten Patienten besser vertragen und können daher über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.
Sorafenib (Nexavar®) ist der erste orale Multi-Kinase-Hemmer, der Serin- und Threoninkinasen sowie Rezeptor-Tyrosinkinasen in den Tumorzellen und in den Tumorgefäßen angreift. Sorafenib wirkt auf zwei Kinaseklassen, die am Tumorwachstum und an der Angiogenese mitwirken und wichtige Voraussetzungen für das Krebswachstum sind. Dazu gehören die RAF-Kinase, VEGFR-2, VEGFR-3, PDGFR-b, KIT und FLT-3. Damit hemmt es sowohl die Replikation der Tumorzellen als auch die Neoangiogenese.
Zulassungsstudie zum nichtkleinzelligen Lungenkarzinom
Wie bereits frühe klinische Studien ergaben, zeigt Sorafenib in Kombination mit den Chemotherapeutika Carboplatin und Paclitaxel bei einer kleinen Anzahl von Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkarzinom therapeutische Aktivität.
In einer randomisierten, doppelblinden und plazebokontrollierten klinischen Phase-III-Studie soll nun die Wirksamkeit von Sorafenib in Kombination mit den Chemotherapeutika Carboplatin und Paclitaxel und den beiden Chemotherapeutika allein an Patienten mit nichtkleinzelligem Lungenkarzinom geprüft werden.
In die Multizenterstudie, die als Basis für eine Zulassung von der US-amerikanischen Zulassungsbehörde FDA akzeptiert ist, sollen etwa 900 Patienten aufgenommen werden. Der primäre Endpunkt ist das Gesamtüberleben, sekundäre Endpunkte sind das progressionsfreie Überleben, das Ansprechen auf die Therapie und die Medikamentensicherheit. An der Studie können Patienten mit allen histologischen Subgruppen nichtkleinzelliger Lungenkarzinome wie Adeno- und Plattenepithelkarzinome teilnehmen. Sie dürfen allerdings vor dem Einschluss in die Studie noch keine systemische Krebstherapie erhalten haben.
Die Patienten nehmen zunächst jeweils zweimal täglich 400 mg Sorafenib oder Plazebo ein, zusätzlich erhalten sie Carboplatin und Paclitaxel über sechs Zyklen. Anschließend werden die Patienten mit Sorafenib oder Plazebo als Monotherapie weiterbehandelt. Die Studie wird an über 130 Zentren in Nord- und Südamerika, Europa und im asiatisch-pazifischen Raum durchgeführt.
Progressionsfreies Überleben bei Nierenkrebstherapie nahezu verdoppelt
Seit Dezember 2005 ist Sorafenib von der amerikanischen Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration (FDA) für die Behandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms zugelassen. Die Zulassung basiert auf der bisher größten randomisierten und plazebokontrollierten Studie an Patienten mit fortgeschrittenem Nierenkrebs. Im Vergleich mit Plazebo konnte durch die zweimal tägliche Gabe von 400 mg Sorafenib eine hochsignifikante Überlegenheit im progressionsfreien Überleben nachgewiesen werden: Mit rund sechs Monaten war dieses Intervall in der Verumgruppe doppelt so lang wie bei den Patienten, die mit Plazebo behandelt wurden. Der Multi-Kinase-Hemmer wurde bisher an über 4000 Patienten sowie an über 20 Krebsarten geprüft. |
Quelle: Pressemitteilung "Bayer und Onyx beginnen randomisierte Phase-III-Studie mit Nexavar®" und "Sorafenib erhält US-Zulassung schneller als erwartet" der Bayer HealthCare AG, Leverkusen