Der Klinikarzt 2006; 35(3): XVIII
DOI: 10.1055/s-2006-939490
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Mammakarzinomrisiko - Fettarme Ernährung ohne Einfluss?

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Publication Date:
19 April 2006 (online)

 
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    Quelle: Prentice RL, Caan B, Chlebowski RT et al. Low-fat dietary pattern risk of invasive breast cancer: the Women's Health Initiative Randomized Controlled Dietary Modification Trial. JAMA 2006; 295 (6): 629-642

    Thema: Seit langem besteht die Vermutung, eine fettarme Ernährung könne das Risiko an Brustkrebs zu erkranken verringern. Noch nie wurde dieser Zusammenhang jedoch in einer kontrollierten Interventionsstudie untersucht.

    Projekt: Um diese These zu prüfen, wurde von 1993 bis 2005 eine randomisierte, kontrollierte Primärpräventionsstudie an 40 amerikanischen klinischen Zentren durchgeführt. Insgesamt nahmen knapp 49000 gesunde postmenopausale Frauen zwischen 50 und 79 Jahren an der Studie teil.

    Die Frauen in der Interventionsgruppe (40%) nahmen im ersten Studienjahr an 18 Gruppensitzungen teil - danach nur noch an vier Sitzungen jährlich. Während dieser Treffen wurden sie über gesunde Ernährung informiert und aufgefordert, nur noch 20% ihres Gesamtenergiebedarfs über Fett aufzunehmen und dafür mehr Obst und Gemüse (mindestens fünf Portionen pro Tag) sowie viele Getreideprodukte (mindestens sechs Portionen täglich) zu essen. Den anderen Frauen wurden keine Ernährungsvorschläge gemacht.

    Ergebnis: Die Frauen der Diätgruppe reduzierten den Fettanteil ihres Essens von vorher 38 auf rund 29% und aßen täglich durchschnittlich mindestens eine Portion Obst und Gemüse mehr als die Frauen in der Vergleichsgruppe. Der Konsum an Getreideprodukten lag in beiden Gruppen ähnlich hoch (5,5 versus 5 Portionen pro Tag). Im Laufe des Untersuchungszeitraums entwickelten 655 Frauen (0,42%) in der Diät- und 1072 Frauen (0,45%) in der Vergleichsgruppe Brustkrebs (HR 0,91; 95% CI 0,83-1,01).

    Fazit: Die fettreduzierte Ernährungsweise führte also nicht zu einer statistisch signifikanten Reduktion des Brustkrebsrisikos, so das Fazit der Autoren. Schuld daran könnten verschiedene, nicht berücksichtigte Aspekte sein. Zum einen ist beispielsweise der Effekt der Diät nur minimal (Abnahme 0,4 kg), zum anderen wurde nicht zwischen der Aufnahme gesättigter und ungesättigter Fettsäuren unterschieden. Zudem weisen Kritiker darauf hin, dass auch die Frauen in der Kontrollgruppe viel Obst, Gemüse und Ballaststoffe aßen und daher die Unterschiede in der Ernährungsweise zu gering ausfielen.

    Key Words: Brustkrebs - fettarme Ernährung