Pneumologie 2006; 60(3): 136
DOI: 10.1055/s-2006-933656
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Nichtkleinzelliges Bronchialkarzinom - Verbesserung der Symptome via EGF-Rezeptor-Blockade

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Publication Date:
15 March 2006 (online)

 
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Bei inoperablen oder rezidivierenden nichtkleinzelligen Bronchialkarzinomen (NSCLC) ist das Therapieziel vor allem palliativ. Neue Ansätze sollen biologischen Medikamente bringen, die die Proliferation von Krebszellen hemmen und dadurch weniger toxisch als Radio- und Chemotherapie sind. Eine Studie fasst die bisherigen klinischen Erfahrungen mit Gefinitib zusammen (Respir Med 2005; 99: 298-307).

Gefinitib inhibiert den in soliden Tumoren überaktivierten EGF-Rezeptor (epidermal growth factor) und wirkt dadurch dem unkontrollierten Wachstum entgegen. In der Studie wurde der Wirkstoff als Monotherapie bei lokal fortgeschrittenem oder metastasierendem NSCLC in 2 großen Phase-II-Studien getestet: Im Rahmen der "Iressa" Dose Evaluation in Advanced Lung Cancer (IDEAL) 1 und 2 wurden jeweils nahezu 200 Patienten (mit zumindest einer vorangegangener Chemotherapie) rekrutiert und mit 250 bzw. 500 mg/Tag Gefinitib behandelt. Alle IDEAL 2- Patienten sowie etwa 2 Drittel der IDEAL-1-Patienten waren zu Behandlungsbeginn symptomatisch.

Gefinitib zeigte in beiden Studien eine signifikante Verbesserung NSCLC-assoziierter Symptome gemäß FACT-L (Functional Assessment of Cancer Therapy-Lung) sowie LCS (Lung Cancer Subscale). Eine Besserung der Symptome (250 mg/Tag: 40 bzw. 43% der Patienten, 500 mg/Tag: 37 bzw. 35% der Patienten, in IDEAL 1 bzw. IDEAL 2) trat dabei nach durchschnittlich 8 bis 10 Tagen ein und dauerte (500 mg/Tag) im Mittel über 5,1 Monate an. Ein objektives Ansprechen der Tumoren auf Gefitinib wurde bei 18 und 19% der Patienten (IDEAL 1, 250 mg/Tag und 500 mg/Tag) bzw. 12 und 9% (IDEAL 2, 250 mg/Tag und 500 mg/Tag) registriert. Zusätzlich wurden in beiden Studien jeweils bei 30% der Patienten stabile Zustände erreicht. Die mittleren Überlebensraten in den 250 mg/Tag bzw. 500 mg/Tag-Gruppen bezifferten sich auf 7,6 bzw. 7,9 Monate (IDEAL 1) sowie 6,5 bzw. 5,9 Monate (IDEAL 2). Dosisabhängige Unterschiede zeigten sich nicht.

Die Substanz wurde allgemein gut vertragen. In den randomisierten, plazebokontrollierten Phase-III-Studien INTACT 1 bzw. 2, in denen bei nahezu 1000 nicht vorbehandelten Patienten eine Kombination aus Gefitinib und Standard-Chemotherapien getestet worden war, konnte kein zusätzlicher Nutzen durch Gefinitib beobachtet werden, allerdings erhöhte das Medikament auch nicht die toxischen Nebenwirkungen der Chemotherapie.

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Fazit

Als Monotherapie führt Gefitinib zu einer raschen Verbesserung der tumorassoziierten Symptome, was angesichts der begrenzten Behandlungsmöglichkeiten bei NSCLC zu betonen ist. Dabei zeigte die Substanz eine klinisch signifikante Anti-Tumor-Aktivität und eine gute Verträglichkeit, während eine lebensverlängernde Wirkung bislang noch nicht eindeutig demonstriert zu sein scheint.

Dr. Katrin Appel, Essen